Freitag, 23. November 2012

Hostel 2


























Regie: Eli Roth

Die Jugendherberge und die alte Fabrikhalle...

Das Filmgenre "Horror" soll beim Zuschauer Angst, Schrecken oder Verstörung auslösen.
Vor allem die explizite Gewalt, die in vielen Horrorfilmen gezeigt wird, ist ausschlaggebend für den sehr zwiespältigen Ruf dieses Genres und viele Zuschauer lehnen diese Gattung Film gänzlich ab.
Splatter- und Gore-Vertreter gelten als besonders geschmacklos, wenn nicht gar pervers oder krank. Über die Wirkung von gesehener Gewalt stritten aber schon Platon oder Aristoteles.
Die heute ernsthaft diskutierten Wirkungstheorien beleuchten entweder eine Art reinigende Wirkung von unterbewussten, aber vorhandenen Aggressionen beim Zuschauer, andere prangern den Gewöhnungseffekt und die Abstumpfung von Gewalt an. Nicht zuletzt durch die Diskussion, was auch Killerspiele beim Spieler auslöst, steht gar die Theorie der Gewaltanregung im Raum.
Da die 00er Dekade in einigen Wochen zu Ende geht, ist es interessant einmal ein Resümee über die Entwicklung dieses Genres in diesem Jahrzehnt zu wagen: Tatsächlich hat die dargestellte Gewalt in den Filmen zugenommen und das Genre ist wie alle Jahrzehnte sehr stark mit Gesellschaftsströmungen verbunden.
Nachhaltig wie kein anderer Horrorfilm in diesem Jahrzehnt war für mich Eli Roths "Hostel". Als ich den Film vor einigen Jahren schaute, war ich total angewidert von der menschenverachtenden Tendenz, die der Film durch diese Herberge in der Slowakei aufzeigt, die heimlich als Falle für junge Touristen dient.
Das Erschreckende des Films waren weniger einige besonders fiese Folterszenen. Erschreckend war vor allem, dass man sich in der heutigen Welt so eine Dienstleistung für reiche perverse Triebtäter gut vorstellen kann. Vielleicht suggerieren diese Einschätzungen ja auch die Medien.
Natürlich war der Film, der im armen Osteuropa spielt,also in Ländern, die vom globalen Kuchen und vom Reichtum auch was abbekommen wollen, wie geschaffen dafür Ressentiments zu schüren, die es nach dem eisernen Vorhang zu überwinden gilt.
Aber verstörend war der Film für mich und ich habe mir noch lange Gedanken über diese Geschichte gemacht.
Nun habe ich mir "Hostel 2" angetan.
Der Film selbst liegt in der gekürzten Fassung vor, die FSK hatte vorher festgestellt, dass von dem Film eine schwere Jugendgefährdung ausgeht.
Aufgrund kommerzieller Erwägungen wurde der Film dann gekürzt vorgelegt, denn die Freigabe bedeutet Veröffentlichung.
Es fehlen 2:04 Minuten, die natürlich hier bei anderen Mitrezensenten die bewertung des Films merklich nach unten treibt.

 Eli Roth betreibt natürlich bewusst Demagogie und Manipultion, wenn er im Film mitteilt, dass "Europa sehr gefährlich ist" und vor allem die Menschen aus dem Osten bereits im Zug nach Prag (Eingangssequenz) entweder als wenig vertrauenswürdige Brutalos, als raffinierte Diebe oder als Lockvogel antreten lässt.
Selbst die Kinder in der Slowakei sind von Brutalität geprägt.
Selbst im Bewusstsein dieser provokanten Art ist auch Teil 2 so zwiespältig bis abscheulich wie der Erstling.
Allerdings wirbelte Eli Roth ganz in Howard Hawkscher "Rio Bravo" Manier: Sein Teil 2 ist im Grunde die gleiche Geschichte nur noch viel perfekter in seiner Machart dargeboten.
Hier wird erstmalig auch beleuchtet, wie dieser ominöse Geheimclub durchs Internet funktioniert, eine Art Auktionshaus des schreckens...und Roth schreckt auch nicht davor zurück, seinen bestialischen Tätern jeweils für kurze Zeit ein ambivalentes Gesicht zu verleihen.
"Hostel 2" ist ein böses, vielschichtiges Meisterwerk des Genres, allerdings ein recht gefährliches Meisterwerk. Aber beim Gucken bemerke ich selbst, dass das Szenario gar nicht mehr so verstörend wirkt...man hat tatsächlich durch den perfiden Teil 1 bereits ein bisschen vom Schrecken verloren, was wieder für die Astumpfungstheorie spricht...
Regie: 7,5 von 10 Punkten.

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