Freitag, 24. Juli 2015

Das verborgene Gesicht

























Regie: Andres Baiz

Die Gesichter vor und hinter dem Spiegel...

"Das verborgene Gesicht" heißt im Original "La Cara Oculta" und ist eine spanisch-kolumbianische Gemeinschaftsproduktion, inszeniert im Jahr 2011 von von Andres Baiz. Die kolumbianische Regiehoffnung hat auch das Drehbuch mitgeschrieben.
Damit ist ihm in weiten Teilen ein ruhiger und interessanter Thriller gelungen, der erst nach 45 Minuten seinen Plot bekannt gibt und durch diese Wendung immer mehr der Film über zwei Frauen wird, die den selben Mann lieben. Dieser Mann ist der spanische Dirigent Adrian (Quim Gutierrez), der genau weiß wie er auf das andere Geschlecht wirkt. Der Mann, der ein Engagement bei den Philharmonie in Bogota hat, flirtet gerne, so auch mit Cellistin Veronica (Marcela Mar). Dies dürfte vielleicht auch der Grund des Verschwindens seiner Freundin Belen (Clara Lago), die wir zum Beginn des Film in einer Videobotschaft sehen. Sie hat das Haus verlassen, dass das frisch verliebte Paar von der Deutschen Emma (Alexandra Stewart) gemietet hat und nun ist das Glück schon zu Ende, denn vor der Kamera teilt sie ihn mit, dass sie ihn zwar sehr liebt, aber ihn dennoch verlässt.
Nun der attraktive Mann ist nicht lange alleine. Als er sich als Verlassener verzweifelt in einer Bar betrinkt, lernt er die hübsche Kellnerin Fabiana (Martina Garcia) kennen. Sie nimmt ihn nach einer Schlägerei, die er provoziert hat, mit zu sich nach Hause - natürlich knistert es. Währenddessen ermittelt aber die Polizei in Sachen Belen, keiner weiß wo die Frau abgeblieben ist. Fabiana zieht als Ersatz ins riesige Miethaus und hat sofort das Gefühl, dass es im Haus einen Geist gibt. 
Im Badezimmer scheint sie Geräusche wahrzunehmen, es hört sich so an, als würden sie vom Abfluss des Waschbecken herauf ertönen. Auch der Hund Hans, der besonders an Belen hing, benimmt sich eigenartig. Während Fabiana badet, schlägt das Wasser plötzlich Wellen. Was passiert in diesem Haus und was verbirgt sich hinter den geheimnisvollen Spiegeln des Hauses ?


Geschickt setzt Andres Baiz auf gezielten Einsatz von Suspence und erreicht dies interessanterweise durch den Einsatz dieser Spiegel. Dies erzeugt ein spannungs- und facettenreiches Drama um Voyeurismus und Klaustrophobie, denn die Handlung findet abwechselnd von zwei verschiedenen Blickwinkeln statt. Dieser Effekt sorgt für ein geheimnisvolles Vexierspiel zwischen Innen- und Außenwelt. Ein Liebespaar wird beobachtet, denn ein geheimer Raum gewährt durch zwei halbdurchlässige Spiegel Sicht auf das Schlafzimmer und auf das angrenzende Bad. In einem angedachten Versteck, einem Panic Room, von einem Altnazi erbaut, das nun zum Gefängnis geworden ist, agiert der Voyeur. Aber damit ist die Handlung aus den geschickt verschachtelten Erzählsträngen noch nicht zu Ende. Denn die neugierige Fabiana beginnt mit ihrem Geist, den sie im Haus vermutet, zu kommunizieren und der Zuschauer bekommt Einblick in die interessante Frage, welche Kräfte im Menschen stärker und welche schwächer wirken. Zumal die Hilfe, die jemand dringend zum Überleben benötigen würde, mit dem Fortbestehen der Beziehung kollidieren würde. Warum ? Weil die Liebe besser funktioniert ohne lästige Konkurrenz. Die Handlungen der drei Protagonisten sind geprägt von Selbstsucht, Misstrauen und Rücksichtslosigkeit. Am Ende sorgt eine erneute Affäre des Mannes für eine neue Dynamik. Wie sie verlaufen wird, dass überlässt der fähige Regisseur der Gedankenwelt des Zuschauers.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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