Freitag, 24. Juli 2015

In the Name of the Son

























Regie: Vincent Lannoo

Elisabeths Rache...

Der belgische Rachekrimi "In the Name of the Son" aus dem Jahr 2012 heißt im Original "Au nom du fils" und wurde inszeniert von Vincent Lannoo. Die Geschichte steckt voller Sarkasmus und thematisiert in sehr unkonventioneller Weise die zahlreichen Missbrauchsskandale und Enthüllungen der katholischen Kirche und seiner Priester.
Anders als vielleicht der Klappentext und das DVD Cover suggeriert, liefert der Macher einen ernstzunehmenden Beitrag über Doppelmoral und Heuchelei. Der Film ist nicht vulgär, brutal oder hirnbefreit, wie man vielleicht meinen könnte. Im Gegenteil: Die Geschichte ist zwar vollbesetzt mit gutem Sarkasmus, aber die Schilderungen vom etwas gehobenen Familien- und Gemeindeleben der engagierten katholischen Christin Elisabeth (Astrit Whetnall) gestaltet sich sensibel und behutsam. Das Leben scheint in bester Ordnung zu sein und mit Jesus als Begleiter geht alles noch viel, viel besser. Sie ist scheinbar glücklich verheiratet mit einem liebenden Mann (Serge Swysen) hat zwei gut erzogene Söhne und moderiert eine christliche Radioshow mit dem Namen "Das lebende Wort". Eine engagierte Frau, die ständig für die Kirchengemeinde arbeitet und bei den Priestern beliebt ist. Father Taon (Philippe Nahon) hält große Stücke auf sie.  Das Unheil beginnt damit, dass Elisabeth den jungen italienischen Priester Achille (Achille Ridolfi) bei sich wohnen lässt. Als sich ihr Mann bei der Ausbildung der gläubig-militanten Wehrsportgruppe "Soldaten von Pius XII" aus Versehen in den Schädel schießt, ist starker Glaube und größte Kraft gefragt. Der etwas sensible 13 Jahre alte Sohn Jean-Charles (Zacharie Chasseriaud) kann den Tod des Vaters nicht so leicht verkraften und landet in den tröstenden Armen des jungen Paters. Und daraus wird mehr. Eines Tages outet er sich während der Radio Sendung bei seiner Mutter und gibt an sich in den Priester verliebt zu haben. Zuhause jagt er sich eine Kugel in den Kopf. Nach der Trauer folgt eine Kehrtwende in ihrem Glaubensleben.
Außer sich vor Empörung wendet sie sich an die Kirche, um den pädophilen Geistlichen zur Verantwortung zu ziehen. Daran hat man jedoch nur wenig Interesse, möchte lieber alles unter den Teppich kehren, damit die Öffentlichkeit nichts davon mitbekommt. Und so beschließt Elisabeth, während eines Besuchs beim Bischof, sich spontan dazu, sich selbst der Sache anzunehmen...



 was folgt ist ein blutiger Rachefeldzug gegen all jene die sich im Namen des Herrn schwer versündigen. Der Filmemacher hat es sichtlich darauf abgesehen mit diesen Themen etwas Unruhe zu stiften bzw. die Skandale der letzten Monate und Jahre nicht vergessen zu lassen. Nicht nur die systematisch sexuellen Übergriffe werden aufgegriffen, die schrecklichste Erkenntnis darf dann auch der Bischof artikulieren, doch bei soviel Verantwortungsumkehr (er macht das jugendliche Opfer zum sexuell aggressiven Täter) und Geheimbündelei tut es unserer Elisabeth sichtlich gut, dass sich noch während der Unterredung die blutige Eruption entlädt. Es ist aber erst ein Anfang. Ab hier wird der Feldzug der Rache mit viel Blut eingeleitet. Vincent Lannoo setzt dabei aber interessanterweise auf eine extrem ruhige Inszenierung dieser Aktionen. Faszinierend wie zurückhaltend diese Passagen gemacht wurden. Das heikle Thema bietet sich natürlich als Drama an, aber der Regisseur kennt die Momente genau, wo er weiß, dass er seine Story nun genüsslich ins Absurde ziehen kann und damit die Tragödie genau auf den Punkt bringt.
Neben dem genialen irischen Priesterdrama "The Calvary" von John Michael McDonagh ist diese belgische Groteske der zweite bestens geglückte Spielfilm dieses Jahres zum Themenkreis "Kirche".



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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