Sonntag, 30. März 2014

Uncertain Guest

























Regie: Guillem Morales

Einsamkeit und Wohnraumparasiten...

Die eigenen vier Wände sind der Rückzugsort des Menschen. Sicherheit, Behaglichkeit und Geborgenheit; das erwarten wir uns von den Räumlichkeiten, die hinter unserer Haus- oder Wohnungstüre liegen. Doch in dem spanischen Paranoia-Thriller "Uncertain Guest" (Original: El habitante Incierto) des Spaniers Guillem Morales aus dem Jahr 2004 bekommt das Home-Invasion-Genre einen sehr ungewöhnlichen Eindringling präsentiert. Denn der Fremde (Agusti Villaronga, Regisseur von "Im Glaskäfig" und "El Mar"), der bei Architekt Felix (Andoni Garcia) nur mal kurz telefonieren wollte und den Hausherrn bat kurz das Wohnzimmer zu verlassen ist plötzlich spurlos verschwunden. Aber wohin ? Ging er, ohne Auf Wiedersehen zu sagen. Oder aber..ist er immer noch in diesem riesigen Haus, dass der neurotische Felix seit kurzem alleine bewohnt. Denn er hat sich vor kurzem von seiner Lebensgefährtin Vera (Monica Lopez) getrennt. Die Einsamkeit ist jedoch schwer zu ertragen und seit diesem mysteriösen Fremden kehrt auch eine Angst ein. Denn beunruhigend sind die seltsamen Geräusche, es klingt als würde jemand verstohlen durch die Räume wandern. Zwar kann Felix niemanden finden, doch er gerät zunehmend in Bedrängnis und Aufregung und weiß sich bald nicht mehr anders zu helfen als die Polizei zu verständigen. Diese sucht aber auch erfolglos im Haus. Ist das alles etwa Einbildung ? In der Folgezeit nimmt Felix wieder Kontakt mit Vera auf, die sich auch alleine fühlt und ihren Exlover vermisst. Doch diese kurze Zweisamkeit wird jäh unterbrochen, als Felix Vera nachts in der Küche mit jemandem reden hört. Steckt seine Freundin etwa mit dem Eindringling unter einer Decke ? Oder ist dies der Beginn einer Schizophrenie ? Paranoia und Panik bewirken, dass Felix sich eine Waffe beschafft...

 In Sachen Suspence und Spannungsaufbau gibts in "Uncertain Guest" überhaupt nichts auszusetzen. Die Geschichte fesselt irgendwie und man ist gespannt, was hinter diesen mysteriösen Vorkomnissen steckt. Sind die Beobachtungen real oder eingebildet ? Jedenfalls orientierte sich der spanische Regisseur m.E. ein bisschen an der Struktur von Polanskis "Der Mieter", der dann zwar die Geschichte eines Krankheitsverlaufs aufzeigt, aber auch einen Rest Zweifel offenlässt. Wie es  der spanische Film löst, wird natürlich nicht verraten. Aber im Hauptteil des Films fühlt man sich ein bisschen in die Filmwelt eines Luis Bunuel hineinversetzt, besonders in sein Alterswerk "Das obskure Objekt der Begierde", dort spielen zwei Frauen ein und dieselbe Frau. Morales entscheidet sich allerdings für das Gegenteil. Die selbe Schauspielerin spielt zwei verschiedene Rollen, wobei sich für den Protagonisten die weiblichen Figuren zu einer Person verschmelzen. Guillem Morales ist ein Name den man sich merken sollte. Sein 2010 realisierter Nachfolgefilm "Julias Eyes" hat mich schon begeistert, auch "Uncertain Guest" liefert sehr gute Genreunterhaltung, trotz kammerspielartigem Szenario. Was den Film zusätzlich interessant macht ist seine Zweiteilung. Während der Hauptdarsteller bis zur Mitte des Films eher passiv ist und sich kaum was traut, ändert sich dies in der zweiten Hälfte. Felix übernimmt den aktiven Part und schafft klare Verhältnisse, allerdings mit fatalen Folgen.

Bewertung. 8 von 10 Punkten.

Dorothy Mills

























Regie: Agnes Merlet

Das Enkelkind vom Wicker-Man...

Gefährliche Neigungen und rätselhafte Verhaltensweisen müssen nicht immer nur Teufelswerk sein, sondern gehen unter Umständen auf das Konto eines immens kranken Gehirns. Jedenfalls sind beide Varianten immer noch beliebte Motive im Horrorfilm. Die französische Filmregisseurin Agnes Merlet kombiniert diese zwei Varianten in ihrem 2005 entstandenen "Dorothy Mills" miteinander, denn in der Geschichte sind dann doch sämtliche rationale Erklärungsversuche irgendwie nicht ganz stimmig, was bleibt ist die offene kleine Hintertür für den nicht totzukriegenden menschlichen Aberglauben, dass Besessenheit keiner Logik folgt, sondern dem Leibhaftigen.
Der superb fotografierte Horrorthriller (Giorgos Arvantis) ist eine wilde, bisweilen absurde Mischung aus den beiden 70er Jahre Meisterwerken "Wicker Man" und "Der Exorzist", wobei die Einflüsse des erstgenannten Vorbilds deutlich überwiegen. Wenn man dann noch Persönlichkeitsspaltungen, überzeichnete Charaktere, haarsträubende Plotentwicklungen und diie Frisuren der fiesen Kinder in "Dorf der Verdammten" gut findet , dann sitzt man bei "Dorothy Mills" in der ersten Reihe.  
Jane van Dopp ( Carice van Houton ), eine Psychiaterin aus Dublin, erhält einen Gutachtenauftrag, der sie in ein kleines, hochreligiöses Dorf auf einer Insel im Norden des Landes führt. Dort soll sie die 15jährige Dorothy Mills (Jenn Murray) untersuchen, der man vorwirft einen Säugling misshandelt zu haben. Das Mädchen war als Babysitter engagiert, ein Glück, dass die Eltern gerade noch rechtzeitig kamen, um den Tod des Kindes durch das brutale Handeln des Mädchens noch zu verhindern. Auf der Insel angekommen, gehts schon turbulent und gefährlich los. Janes Wagen wird in einen Unfall mit anderen Autos verwickelt, sie kann sich jedoch aus dem Wagen retten, der von einer Brücke in einen See fällt. Sehr schnell merkt die Psychologin, dass die Dorfbewohner seltsam sind. Zum einen gibts da einen stark religiösen Zirkel, zu der auch Dorothys Tante (Ger Ryan) gehört. Andererseits fällt auch eine verschworene Männergesellschaft auf, die Jane lüstern, aber ablehnend beobachten und nebenbei gerne jagen. In dieser streng katholischen Bevölkerung des kleinen Eilands ist man sich einig darüber, dass Dorothy mit dem Bösen im Bunde ist, doch das Mädchen selbst kann sich an nichts erinnern, zeigt sich verängstigt und verunsichert. Durch ihre Arbeit mit dem Mädchen, erkennt Jane sehr schnell eine multiple Persönlichkeit. Ein traumatisches Erlebnis scheint ihre Persönlichkeit förmlich zersplittert zu haben....


 Die Vorzuge des Films liegen eindeutig im optischen Bereich. Tolle Bilder lassen über die Geschichte mit Logiklöchern, so groß wie im Schweizer Käse, ein wenig hinwegsehen. Agnes Merlet setzt von allem ein bisschen zuviel ein: Zuviel Ritus und zuviel innere Persönlichkeiten, zuviel Tote, zuviel Dorfverschwörung. Dies macht die Story grotesk und ich habe sie am Schluß dann leider auch nicht mehr so ernst genommen. Schade, denn mit zunehmender Laufzeit wird der klasse mysteriöse erste Teil des Films immer mehr mit möglichen Erklärungen zugepflastert, da hätte ich mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht diese sehr interessante Geschichte nicht zu überfrachten und vor allem nicht zu entzaubern.



 Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Samstag, 29. März 2014

You`re next



Regie: Adam Wingart

Schaf, Tiger, Fuchs...

Eine äusserst beliebte Unterkategorie im Horrorfach ist der Home-Invasion-Thriller. Das sind diese perfiden Streifen, wo das Eigenheim und die Famile von außen bedroht wird und nicht mal mehr die eigenen vier Wände den nötigen Schutz bieten. Dabei darf der Begriff der Familie auch mal variabel erweitert werden, wenn ich da an John Carpenters "Assault" denke, wo die Familie der Gesetzeshüter im eigenen Revier von einer unbekannten Gang attackiert wird. Auch eine bunt zusammengewürfelte Zwecksgemeinschaft kann sich im Schutz eines Hauses verbarrikadieren, wenn draussen Untote umherstreifen...wie seinerzeit in Romeros "Night of the living Dead". Kommen wir nun aber zur Familie zurück, die bedroht wird...manchmal gehts auch von drinnen, etwa dann wenn die Bösen das Haus schon erobert haben und eine Familie in "An einem Tag, wie jeder andere" tagelang mit Schurken unter einem Dach leben müssen. Gerade in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Home-Invasion Film als festes Sub-Genre etabliert und spielt dabei insbesondere mit Ängsten vor einer fremden Macht, welche die private Sicherheit zerstört. Schließlich sind die eigenen vier Wände zumeist der Ort, an dem sich ein Großteil der Menschen am sichersten fühlt. Wird von außen in diesen Raum eingebrochen, führt dies schnell zu adrenalingeladenen Situationen, weshalb sich das Thema besonders gut für Horrorfilme oder Thriller eignet. In bester Erinnerung sind Filme wie "The Purge",  "The Strangers" oder "Panic Room". Aber auch Klassiker wie "Warte, bis es dunkel ist", Wes Cravens "Last House on the Left" oder Sam Peckinpahs "Straw Dogs". Oder neuere, inzwischen schon zu Klassikern avancierte Filme 2ei "Interieur" oder "Them", allen voran natürlich Michael Hanekes verstörende "Funny Games".
Mit Adam Wingarts "You´re next" steht der nächste Klassiker in den Startlöchern, auch wenn es optisch schon mal sehr extrem blutig und grausam zur Sache geht. Aber wie der Film das Gernre von Familien-Tragikomödie zum Survival-Thriller in den eigenen Wänden in nur wenigen Sekunden wechseln kann, ist schon beachtlich und der Macher lässt sich auf dem Weg bis zum Finale einges an Spannung einfallen. Dazu sind die Tiermasken der Angreifer (Lamm, Tiger, Fuchs) wie geschaffen dafür die Urängste anzukurbeln. Mit der Maske ist zusätzlich das wahre Gesicht der perfiden Mörder verborgen. Nebenbei hat der Film auch noch einige Überraschungen parat, die gar nicht mal so unlogisch wirken, wenn man das Szenario später noch einmal durchdenkt.
Zur Handlung: Bevor das Familienfest der vermögenden, aber auch zerstrittenen Familie Davison steigen kann, ist der Zuschauer eingeladen der Hinrichtung eines Liebespaares beizuwohnen, die sich ebenfalls in den vier Wänden aufhalten, aber der Feind ist schon im Haus und will Blut sehen. Die Wände sind in rot mit "You´re next" gefärbt, als er den Tatort verlässt. Der Landsitz der Davisons ist sehr abgelegen und ruhig. Das nächste Nachbarhaus liegt mehrere Minuten Fußweg entfernt. Die Eltern Paul (Rob Moran) und Aubrey (Barbara Crampton) haben ihre 4 Kinder mit Anhang zum 35. Hochzeitstag eingeladen.
Crispian (AJ Bowen) kommt mit seiner Freundin Erin (Shami Vinso). Drake (Joe Swanberg) reist mit Ehefrau kelly (Margaret Laney) an. Der jüngste Sohn Felix (Nicholas Tucci) kommt mit seiner ganz neuen Freundin Zee (Wendy Glenn), die den Rest der Familie genauso wenig kennt wie Erin. Nesthäkchen Aimee (Amy Seimetz) ist mit dem Filmemacher Tariq (Ti West) liiert und hat ihn zu dieser Feier mitgebracht. Nach der üblichen Begrüßung sitzt man beim Essen und aus der Gemütlichkeit wird schnell Streit. Aubrey hat gekocht. Der Wein fließt und lockert die Zungen. Drake erweist sich hier als der Kotzbrocken der Familie, schießt sich erst auf Tariq ein und dann auf Crispian. Während man sich am Tisch ausgiebig zofft, ist das Haus aber bereits umstellt...


 Die Story ist straff inszeniert und leistet sich bei aller Härte auch noch einen guten Suspencestil. Da sieht der Zuschauer oft aus dem Blickwinkel des Täters in die Fenster des Hauses hinein. Der Soundtrack tut das übrige und ist gut gewählt, um die Spannungskurve weiter anzukurbeln. Düstere Bilder begleiten das Geschehen, es sind die immer wieder sekundenhafte Schattenspiele und Bewegungen eingeflochten, die die Einstellungen äusserst interessant machen und die man nur mit den Augenwinkel wahrzunehmen scheint. Und überall könnten diese Maskierten lauern. Sogar im Haus selbst und das alles angsteinflössend und stellenweise brillant. Hier könnte ein Klassiker geboren sein. 



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

Freitag, 28. März 2014

Ender`s Game

























Regie: Gavin Hood

Genozid im Weltraum...

Nach dem Roman "Das große Spiel" von Orson Scott Card entstand 2013 der neue Film von Oscarpreisträger Gavin Hood (Tsotsi - Bester fremdsprachiger Film 2005, Südafrika), der sich auf den ersten Blick als eine Art Teenagerheld im Weltraum präsentiert, doch in seiner Gesamtaussage tief und hintergründig und in seiner Botschaft äusserst düster und radikal wirkt. Wie auch schon in Night M. Shyalman bei der Kritik gefloppten "After Earth" handelt es sich hier ebenfalls um einen unterbewerteten Vertreter im Science Fiction Genre, der einen unbedarften Teenager als Hauptfigur zeigt. Ein junger Mensch, der sich beweisen muss. Es geht um den jungen "Ender" Wiggins (Asa Butterfield, bekannt aus "Hugo Cabret) , der schon als Kind unheimlich begabt ist und wie sein älterer Bruder vorgesehen ist eine höhere Militärakademie zu absolvieren, die aus Jugendlichen Krieger im Kampf gegen ausländische Invasoren machen wollen. Diese Species - Formics - haben 50 Jahre vorher die Erde angegriffen und Millionen Menschen vernichtet. Ein heldenhafter Kommandant namens Mazer Rackham konnte damals durch eine einzige gezielte Aktion das fremde Raumschiff so empfindlich treffen, dass die Aliens abzogen. Allerdings haben sich die Menschen bereits für die nächste, alles entscheidende Schlacht vorbereitet und zu diesem Zweck werden die Jungs und Mädchen als intuitive Kämpfer mit der nötigen Balance zwischen Gefühl und Verstand ausgebildet. Colonel Hyum Graff (Harrison Ford) glaubt in den jungen Ender den Helden der nahen Zukunft zu erkennen, da der Junge auch einfühlsam genug ist, sogar in die Gedankenwelt der Feinde einzudringen, obwohl diese keine Sprache haben. Aber vor der Schlacht muss Ender vor allem bei Simulationen im Kampfraum und bei Psychospielen knifflige strategische Fragen lösen. Seine Sonderstellung gegenüber den anderen Kadetten macht ihn zum Aussenseiter...


 Ok, in den Szenen mit den Kampfsimulation wird vor allem einem ganz jungen Publikum Rechnung getragen, dadurch darf er sich auch in die Mitschülerin Petra Arkanian, gespielt von Hailee Steinfeld, etwas verlieben und nur ganz dezent angedeutet. Vorrangig sind die Konflikte mit eifersüchtigen Kadetten. Sehr gut gemacht sind auch die Sequenzen, in dem sich das PC-Spiel von Ender zunehmend in einen (Alp)traum entwickelt und eine Schlüsselrolle in der Geschichte spielt. Vor allem ein grausames, erbarmungsloses Ende - allerdings mit zutiefst humaner Botschaft - katapultiert den Film eindeutig aus der harmlosen Sciencefiction Ecke heraus und "Ender Game" erweist sich als einer der interessantesten und diskussionswürdigen Zukunftsfilme der letzten Jahre. 


 Bewertung: 8 von 10 Punkten.

The Philosophers

























Regie: John Huddles

Apokalyptisches Gedankenexperiment...

An einer internationalen Schule in Jakarta: Am letzten Tag des Schuljahres hat sich Mr. Zimit (James D`Arcy), der Philosophielehrer für seine Abschlußklasse eine besondere Übung für seine 20 Schüler ausgedacht. Diese Aufgabe soll sie für die Zukunft in der Welt draussen vorbereiten und die Schüler müssen sich einem endzeitlichen Experiment widmen, dass nach einer atomaren Katastrophe das Überleben sichern soll. Es gibt zum Schutz einen Bunker, doch der ist nicht für 20 Leute ausgeschattet, sondern nur für die 10 Menschen. Diese 10 können ein Jahr im Bunker leben und überleben. Der Lehrer selbst steht als Nr. 21 auch zur Wahl und die 20 Schüler müssen Karten ziehen, auf denen ihnen ein Beruf zugeordnet wird. Die Klassenbeste Petra (Sophie Lowe) zieht "Ingenieur" und ihr neuer Lover James (Rhys Wakefield) wird im Spiel zum "Biobauer". Nun müssen die Schüler selektieren, welche Personen es braucht für eine Welt in der Zukunft. Mr. Zimit bezeichnet sich als einzigen im Spiel als "Joker", wo keiner weiß, ob und was für einen Nutzen er haben könnte für das gemeinsame Überleben. Sehr schnell werden Dichter, Sängerin oder Weinhändlerin ausgesiebt. Doch das Experiment scheitert an einer gewissen Stelle, so dass es noch einmal wiederholt wird: Diesmal allerdings bekommt jeder zu seinem Beruf aus dem 1. Experiment noch eine Eigenschaft hinzugelost: Da wird dann einer Zeugungsunfähig, James wird schwul, was sich dann aufs Überleben der Menschheit durch die 10 Protagonisten nicht ganz so optimal anhört. Wieder wird selektiert und wieder scheitert das Experiment. Es muss noch ein drittes Mal abgehalten werden...


 Mit einer sehr phantasievollen Ausstattung ist "The Philosophers" von John Huddles optisch recht attraktiv, wenn auch das Setting recht künstlich und oberflächlich wirkt. Das interessante Gedankenexperiment hat viele gute Ansätze, aber letztendlich werden diese Fragen doch recht oberflächlich abgehandelt. Lediglich die Rolle des Lehrers streift so ein bisschen die Abgründe und das Beklemmende im Handeln eines Menschen, wenn die Situation existenziell bedrohlich wirkt. In der Mitte wird ein bisschen zuviel Beziehungskiste und Zeugungsdrang simuliert, ansonsten ist der Film recht passabel und auch unterhaltsam. Man darf allerdings auch kein Meisterwerk erwarten, dazu ist der Film zu sehr auf ein Teeniepublikum zugeschnitten. 




Bewertung. 5,5 von 10 Punkten. 

Montag, 3. März 2014

Gravity
















Regie: Alfonso Cuaron

Schwerelosigkeit und Schwerkraft...

Sieben Oscars für "Gravity" des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuaron: Beste Regie. Kamera, Schnitt, Filmmusik, Ton, Tonschnitt und beste visuelle Effekte. Somit hat der Film den Rekord eines Science Fiction Films von "Krieg der Sterne", der 6 Throphäen bekam,  aus dem Jahr 1978 überholt. 
Ok, die Meisterwerke des Genres sind immer noch "Alien", "Blade Runner" oder "2001", aber "Gravity" ist überzeugend gestaltet und belebt das Genre endlich wieder mit einer faszinierend-sinnlichen Odyssee durchs All.
Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt: Fünf Astronauten sind in einem Space Shuttle mit der Missionsnummer STS-157 im Weltall. Für den Astronauten Matt Kowalksi (George Clooney) soll dies der letzte Einsatz sein, er war schon mehrmals dort oben. Für die Missionspezialistin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) ist es aber das erste Mal. Mit einem weiteren Kollegen sind sie gerade dabei einige Reparaturarbeiten am Hubble Weltraumteleskop zu tätigen und geniessen die Aussicht auf den wunderschönen blauen Planeten namens Erde, aber auch die Schwerelosigkeit, die zum Alltag gehört. Sie sind auch ständig mit einer Kommandozentrale der NASA in Houston, Texas verbunden und so erfahren die beiden von dem Unglück, dass die Russen zufällig einen eigenen Satellit im Orbit mit Raketen beschossen haben und dessen Trümmerteile nun ziellos in der Umlaufbahn umhertreiben. Momentan bestehe aber keine Gefahr. Dies ändert sich jedoch schlagartig, weil diese Trümmerteile des Satelliten andere Satelliten getroffen haben, so dass dieses Trümmerfeld sich ständig drastisch vergrößert. Und schon schlagen die ersten Trümmerteile mit voller Wucht am Ort des Geschehens zu. Der Kollege von Kowalski und Stone wird so schwer getroffen, dass er stirbt und tot im Weltraum umhertreibt. Für die beiden einzigen Überlebenden heißt es nun ums Leben zu kämpfen...


 Und dies wird in sehr effektiven Szenen meisterhaft in szene gesetzt. Der Film leistet sich den Anspruch seine Geschichte fast ausschliesslich über die Bildsprache zu erzählen. Da wird nur wenig Dialog dazu gebraucht, auch wenn sich die beiden Protagonisten am Anfang unterhalten, um sich gegenseitig die Angst zu nehmen. Sie sind nämlich in einer auswegslosen Situation, die sie dennoch versuchen zu meistern und doch wieder in die nächste auswegslose Situation zu gelangen. Doch der Überlebenswille findet immer wieder einen Weg. Diese Dynamik wird von Alfonso Cuaron (Y tu mama tambien, Children of Men) primär meditativ gestaltet. Die Kamera von Emmanuell Lubetzki ist eine Wucht, endlich der wohlverdiente Oscar, den er schon mit der Arbeit für "The Tree of Life" verdient gehabt hätte. Für einen Blockbuster Film, der weitweit ca. 700 Millionen Dollar bislang eingespielt hat, ist der Film in seiner ganzen Machart höchst eigenwillig und trotz der spannenden Genrearbeit wurde auch der Anspruch nicht ausser Acht gelassen. Sehr empfehlenswert.

Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

The Abyss

















Regie: James Cameron

In der Nähe des Hadopelagials...

"Abyss" entstand unter der Regie von James Cameron im Jahr 1988 - zu einer Zeit als der Unterwasserfilm im Kino einen regelrechten Boom erlebte und auch noch die Abenteuer in "Leviathan" oder "Deep Star Six" zeigt. Nun - "Abyss" ist mit seiner epischen Länge von 164 Minuten im Directors Cut sicherlich der "Ben Hur" unter den Unterwasserfilmen, wobei ich die Kinofassung doch irgendwie geschlossener empfunden habe - vor allem kommt die eigentliche Stärke des Films - die klaustrophobische Enge da unten - in der Kurzfassung viel besser zur Geltung. Der Directors Cut hat eher ausufernde Sentimentalitäten zu bieten, die den Eindruck als Genrefilm etwas schwächen und letztlich etwas in naive Spielberg-Welten abdriften lässt.
Aber gut: Auf technischem Level gibt der Film alles und es ist tatsächlich irre beeindruckend, was in diesen Meerestiefen in kurzer Zeit ablaufen wird. Zuerst sinkt schon mal die USS Montana, ein amerikansiches Atom U-Boot am Rande des Kaimangrabens auf Grund in 610 Meter Meerestiefe, nur einie Kilometer noch von der kubansichen Küste entfernt. Schuld war der Beinahe Crash mit einem nicht identifzierten unterseeischen Objekts, das Ausweichmanöver wurde zur Katastrophe. Als ob dies noch nicht schlimm genug wäre, ist auch noch der Megahurrican Freddie im Kommen. Auch sowjetische und kubanische Spionageschiffe kommen im näher an die Unglücksstelle. Daher sollen vier Soldaten der United States Navy Seals unter der Leitung von Lieutenant Hiram Coffey (Michael Biehn) von der nächstgelegenen Ölpattform aus zur mobilen und tauchbaren Bohrplattform Rig der Firma Benthic Petroleum gehen, die als Operationsbasis für die Rettungsmission Operation Selbor dienen soll. Es soll im Wrack nach überlebenden gesucht werden. Chef der Bohrplattform ist Virgin "Bud" Brigman (Ed Harris), der nicht gerade begeistert auf die Präsenz des Militärs reagiert. Doch es kommt für ihn noch schlimmer. Seine "beinahe" von ihm geschiedene Frau, die Chefkonstrukteurin Dr. Lindsay Brigman (Maria Elisabeth Mastrantonio) taucht dort mit den Navy Seals auf. Neben der Mission Überlebende zu finden, muss auch noch der Ehestreit dort ausgetragen werden. Was nicht immer so einfach ist, wenn es bald darum geht, dass dort in der Tiefe etwas Fremdes sein könnte und vor allem, dass man vielleicht sogar die Welt retten muss...


 Auch wenn vieles etwas dick aufgetragen ist: Spannend ist es schon. Die nervenaufreibende Wiederbelebung von Lindsay, der heroische Alleingang von Bud in über 5000 Meter Tiefe, um dort eine Atombombe zu entschärfen oder nicht zuletzt der fortschreitende Heliumtremor des Lt. Coffey, der immer mehr das zentrale Nervensystem schädigt. Gut gelungen auch die lieben, knuddeligen Aliens, die schon einmal auf der Erde als "Unheimliche Begegnung der dritten Art" sichtbar waren.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Sonntag, 2. März 2014

Europa Report

























Regie: Sebastian Cordero

Eisiger Jupitermond...

Europa, auch Jupiter II genannt, ist mit einem Durchmesser von 3121 km der zweitinnerste und kleinste der vier großen Monde des Planeten Jupiter. Obwohl die Temperatur auf der Oberfläche maximal -150 Grad Celsius erreicht, vermutet man, dass sich unter einer Kruste aus Wassereis ein bis zu 100 km tiefer Ozean aus Wasser befinden könnte.
Der Film "Europa Report" von Sebastian Cordero erzählt die Geschichte einer bemannten Raumfahrt zu diesem Mond, ca. 558 Millionen Km entfernt von der Erde. Die Geschichte der Mission wird von der Vorstandsvorsitzenden Dr. Unger (Embeth Davidtz) erzählt. Sechs der besten Astronauten begegen sich auf diese privat finanzierte Mission, um dort mögliche Quellen des Lebens zu finden. Die Crew besteht aus Captain William Xu (Daniel Wu), Pilotin Rosa Dasque (Anamaria Marinca), dem ChefWissenschaftler Daniel Luxemburg (Christian Camargo), der Meeresbiologin Katja Petrowna (Karolina Wydra) sowie den beiden Ingenieuren James Corrigan (Sharlto Copley) und Andrej Blok (Michael Nyquist).  Kurz bevor sie den Mond erreichen, bricht der Kontakt zur Erde ab und so bekommt niemand mit was in der Zwischenzeit auf der Europa One und später auf dem Mond geschieht. Das Schiff wurde von einem Sonnensturm getroffen, doch das ist nicht das einzige Problem. Die Mission verlangt Opfer. Als sie auf dem Planeten landen, verfehlen sie die ursprüngliche Zielzone. Sie stehen mitten im Eis, mit einem Bohrer bringen sie eine Sonde in das darunter liegende Meer. Bald hat die Crew das Gefühl nicht alleine zu sein. Ein seltsames Licht taucht auf, aber es könnte auch sein, dass die sinne einen Streich spielen...


 "Europa Report" ist ein angenehm intelligenter Science Fiction Film, der im Found Footage Stil aufgebaut ist, aber dieses Merkmal nur beiläufig sichtbar werden lässt, alles ordnet sich der interessanten Geschichte einer Mission unter, die sehr wichtig für die ganze Menschheit sein könnte. Denn es wäre der Crew möglich dort auf diesem entfernten Mond Leben zu entdecken. Der Film verlässt sich auf seinen Dokustyle und erweist sich als spannender Report, der ruhig abläuft und mit einer tollen Weltraumatmosphäre aufwarten kann.
Die Darsteller wirken frisch und authentisch, sie sind keine Superhelden, sondern einfache Menschen, die allerdings vom Forscher- und Pioniergeist beflügelt sind und sich selbst unter die größere Sache stellen - daher auch etliche Risiken auf sich nehmen. Dies ist sehr schön herausgearbeitet.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.