Regie: Agnes Merlet
Das Enkelkind vom Wicker-Man...
Gefährliche Neigungen und rätselhafte Verhaltensweisen müssen nicht immer
nur Teufelswerk sein, sondern gehen unter Umständen auf das Konto eines immens
kranken Gehirns. Jedenfalls sind beide Varianten immer noch beliebte Motive im
Horrorfilm. Die französische Filmregisseurin Agnes Merlet kombiniert diese zwei
Varianten in ihrem 2005 entstandenen "Dorothy Mills" miteinander, denn in der
Geschichte sind dann doch sämtliche rationale Erklärungsversuche irgendwie nicht
ganz stimmig, was bleibt ist die offene kleine Hintertür für den nicht
totzukriegenden menschlichen Aberglauben, dass Besessenheit keiner Logik folgt,
sondern dem Leibhaftigen.
Der superb fotografierte Horrorthriller (Giorgos Arvantis) ist eine wilde,
bisweilen absurde Mischung aus den beiden 70er Jahre Meisterwerken "Wicker Man"
und "Der Exorzist", wobei die Einflüsse des erstgenannten Vorbilds deutlich
überwiegen. Wenn man dann noch Persönlichkeitsspaltungen, überzeichnete
Charaktere, haarsträubende Plotentwicklungen und diie Frisuren der fiesen Kinder
in "Dorf der Verdammten" gut findet , dann sitzt man bei "Dorothy Mills" in der
ersten Reihe.
Jane
van Dopp ( Carice van Houton ), eine Psychiaterin aus Dublin, erhält einen
Gutachtenauftrag, der sie in ein kleines, hochreligiöses Dorf auf einer Insel im
Norden des Landes führt. Dort soll sie die 15jährige Dorothy Mills (Jenn Murray)
untersuchen, der man vorwirft einen Säugling misshandelt zu haben. Das Mädchen
war als Babysitter engagiert, ein Glück, dass die Eltern gerade noch rechtzeitig
kamen, um den Tod des Kindes durch das brutale Handeln des Mädchens noch zu
verhindern. Auf der Insel angekommen, gehts schon turbulent und gefährlich los.
Janes Wagen wird in einen Unfall mit anderen Autos verwickelt, sie kann sich
jedoch aus dem Wagen retten, der von einer Brücke in einen See fällt. Sehr
schnell merkt die Psychologin, dass die Dorfbewohner seltsam sind. Zum einen
gibts da einen stark religiösen Zirkel, zu der auch Dorothys Tante (Ger Ryan)
gehört. Andererseits fällt auch eine verschworene Männergesellschaft auf, die
Jane lüstern, aber ablehnend beobachten und nebenbei gerne jagen.
In dieser streng katholischen Bevölkerung des kleinen Eilands ist
man sich einig darüber, dass Dorothy mit dem Bösen im Bunde ist, doch das
Mädchen selbst kann sich an nichts erinnern, zeigt sich verängstigt und
verunsichert. Durch ihre Arbeit mit dem Mädchen, erkennt Jane sehr schnell eine
multiple Persönlichkeit. Ein traumatisches Erlebnis scheint ihre Persönlichkeit
förmlich zersplittert zu haben....
Die Vorzuge des Films liegen eindeutig im optischen Bereich. Tolle Bilder
lassen über die Geschichte mit Logiklöchern, so groß wie im Schweizer Käse, ein
wenig hinwegsehen. Agnes Merlet setzt von allem ein bisschen zuviel ein: Zuviel
Ritus und zuviel innere Persönlichkeiten, zuviel Tote, zuviel Dorfverschwörung.
Dies macht die Story grotesk und ich habe sie am Schluß dann leider auch nicht
mehr so ernst genommen. Schade, denn mit zunehmender Laufzeit wird der klasse
mysteriöse erste Teil des Films immer mehr mit möglichen Erklärungen
zugepflastert, da hätte ich mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht diese sehr
interessante Geschichte nicht zu überfrachten und vor allem nicht zu entzaubern.
Bewertung: 6 von 10 Punkten.
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