Regie: Neil Jordan
Blutige Küstenstadt...
18
Jahre sind seit Neil Jordans Ausflug in die Welt der Vampire vergangen. Nun gibt
es einen Nachfolger für "Interview mit einem Vampir", denn auch der 2012
entstandene "Byzantium" gibt Einblicke in das Leben von Blutsaugern. Diesmal
aber als ungleiches Mutter und Tochter Gespann. Gleich in der ersten Sequenz
tötet die junge Eleanor Webb (Saoirse Ronan), der Gefallen an den Memoiren des
mysteriösen Mädchens fand und sie in sein Haus eingeladen hat. Der Biß geschah
allerdings mit Einstimmung des Alten, der sterben wollte. Eleonars nicht viel
ältere Mom heißt Clara (Gemma Arterton sucht ihre Opfer gerne in Strip-Clubs,
dort arbeitet sie auch. Die zwei Frauen sind Jahrhunderten auf der Flucht vor
der Bruderschaft, die die beiden töten wollen, da nur Männer der Bruderschaft
angehören sollen und Clara sich auch noch in einem anderen Regelverstoß schuldig
gemacht hat. Sie werden aufgespürt, aber die Frauen gewinnen den kampf und
suchen nun Zuflicht in einer heruntergekommenen Küstenstadt. Dort lernt Clara
den naiven Noel (Daniel Mays) kennen, der soeben durch den Tod seiner Mutter
stolzer Besitzer des Byzanz Hotels wurde. Einst klingelten dort die Kasen, heute
ist der Komplex baufällig. Die sensible und viel feinfühligere Eleanor lernt
beim Klavierspielen in einer Bar, den jungen Kellner Frank (Caleb Landry Jones)
kennen, der sich brennend für sie interessiert. Die dominante Clara hat
inzwischen das Byzanz Hotel in ein behelfsmässiges Bordell umfunktioniert und
macht gute Kohle. Rückblicke in die Zeit der Napoleonischen Kriege zeigen die
Vergangenheit und einen Tag am Strand, als die junge Clare zwei Männern (Johnny
Lee Miller/Warren Brown) begegnet. Dieser Tag ist mit Blut
getränkt...
"Byzantium"
atmet irgendwie einen Hauch von morbiden und dekadentem Verfall. Die hübsche
Saoirse Ronan gefällt in einer sehr stillen, sensiblen Rolle, aber die große
Überraschung ist Gemma Arterton als gegensätzlicher Charakter. Eine starke
Vampirlady, die bereit ist für ihre Unabhängigkeit und für ihre Unsterblichkeit
gegen ein mächtiges Patriarchat zu kämpfen. Jordan gelang ein guter
Genrevertreter mit einem guten Gleichgewicht zwischen poetischer Düsterness und
blutiger Saga. Bebildert ist der Vampirstreifen, der trotz jugendlicher Heldin
weit weg vom blutleeren "Twilight" angesiedelt ist, natürlich auch. Dafür
verantwortlich war Kameramann Sean Bobblitt, der schon in McQueens "Hunger" und
"Shame" überzeugte. Erinnert auch an den europäischen Vampirklassiker "Blut an den Lippen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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