Mittwoch, 17. Februar 2016

Jamie Marks is dead

























Regie: Carter Smith

Adam sieht tote Menschen...

"Jamie Marks is dead" ist ein ungewöhnlicher Horrorbeitrag, bei dem auch die "Coming of Age" Elemente eindeutig überwiegen. Der Film wurde von Carter Smith (Ruinen) inszeniert und basiert auf den Roman "One to sorrow" von Christopher Barzark. Kalt und grau werden die Bilder präsentiert, das verleiht dem Film eine gelungene Atmosphäre. Die Geschichte des 15jährigen Adam McCormick (Cameron Monagham) spielt im Winter. Aber eigentlich ist es die Geschichte eines toten Jungen: Jamie Marks (Noah Silver) hieß dieser Junge, den man tot am Flupufer fand. Der Leichnam war bei zur Unterhose entkleidet und wurde von der Schülerin Gracie (Morgan Saylor) gefunden, die auf der Suche nach Steinen für ihre Sammlung war. Schnell macht das Gerücht die Runde, dass der Tote wohl geschlagen und sogar vergewaltigt worden sei. Im Vorfeld war Jamie Marks der ultimative Aussenseiter an der Schule dieser amerikanischen Kleinstadt. Von den Jungs (Brett delBuono, Fred Tolliver jr, Ronen Rubinstein, Conor Antico, Adrian Enscoe) wurde er immer wieder aufs Gröbste schikaniert, gedemütigt und gekränkt, die Schüler schreckten auch vor körperlicher Gewalt nicht zurück. Lediglich Adam hielt sich immer zurück. Er beobachtete und registrierte aber die Schikanen, denen der schwächliche Junge mit der Harry Potter Gedächtnisbrille ausgesetzt war. Kontakt hatten sie aber keinen. Ansonsten plagen Adam die typischen Nöte eines pupertierenden Teenagers. Er ärgert sich über seine Mom (Liv Tyler), die sich mit Lucy Hall (Judy Geer) angefreundet hat. Und hat immer mal Trouble mit dem größeren Bruder Aaron (Ryan Munzert). Doch mehr und mehr beschäftigt er sich mit dem Tod des Aussenseiters. Er findet bald Kontakt zu dem Mädchen Gracie, die die Leiche als erste entdeckt hat. Die lädt ihn zu sich nach Hause ein und es kommt zu Zärtlichkeiten. Doch das Mädchen hat ein Problem: Sie sieht den toten Jamie nachts vor dem Haus. Seltsamerweise hat auch Adam die Gabe die lebende Leiche zu sehen. Und bald erblickt er auch Jamie in seinem Zimmer. Es kommt zur Kontaktaufnahme...


In Punkto Atmosphäre ist "Jamie Marks is dead" zwar sehr spröde, aber äusserst gut gelungen. Dies bezieht sich aber mehr auf die Elemente des Jugendfilms. Als Horrorfilm hat er weniger Qualitäten, wenn man mal vom Auftritt des psychopathischen Geists von Frances Wilkinson, gespielt von Madison Beaty; absieht, die für einige Sekunden für eine gelungene Horroreinlage sorgt. Dennoch wirkte in diesem Moment der Film auch etwas unentschlossen, ob er Horror oder Teenage Angst vermitteln soll. Als weiteren dramaturgischen Fehler erachte ich, dass ausser der Hauptfigur Adam auch Gracie den Toten sieht. Diese Tatsache tendiert dann auch wieder in Richtung Horrorfilm ohne Horror, weil er von Menschen handelt, die tote Menschen sehen. Ich glaube es wäre besser gewesen, wenn nur einer Person "diese Gabe" zuteil geworden wäre. So jongliert der Film etwas unentschlossen herum und entlässt auch seinen Zuschauer so. Bestärkt mit einer Botschaft, dass auch der Einzelgänger und Aussenseiter der Liebe seiner Mitmenschen bedarf. Erschreckend ist der film zu keiner Sekunde, aber dadruch, dass Adam immer weiter in die Welt der Untoten eindringt, kann der Film beunruhigende Akzente setzen. Beste Szene ist die, als Adam sich an den Tatort am Fluß begibt, sich auszieht und an die Stelle liegt, wo der tote Jamie gefunden wurde. Hier ist die Indentifkation mit dem Aussenseiter sehr gut heraus gearbeitet worden. Er wird dann schließlich dort von seinem Bruder entdeckt, der mit zwei Mitschülerinnen dort auftaucht um sensationslüstern den Tatort des ungeliebten Jamie zu begaffen. Ab dieser Zeitpunkt wird der beliebte Adam ebenfalls zum Gespött und nicht nur für seinen Bruder zum Freak.
Carter Smiths gemächlich erzähltes und von talentierten Jungdarstellern getragenes Werk kann man nicht so leicht kategorisieren. Aber im Kern der Geschichte handelt die geisterhafte Story doch am ehesten von den zahlreichen und scheinbar so unüberwindbaren Hürden des Erwachsenwerdens. Sei es bezüglich der eigenen Sexualität, dem Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht oder der Umgang mit privaten Schicksalsschlägen wie Unfällen oder der Tod der Eltern. Vieles davon deutet Regisseur Smith an oder aber er spiegelt es in veränderter Form bei mehreren Figuren.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Sonntag, 7. Februar 2016

The Visit
















Regie: M. Night Shyalaman

Die unbekannten Großeltern...

Und noch ein Found Footage Film...als Horrorfilmfan hat man sich an diese "trendige" Machart inzwischen gewöhnt und man sich schon gar nicht mehr daran, dass es reichlich absurd ist, wenn der begeisterte Hobbyfilmer der Geschichte die Kamera immer drauf hält, selbst wenn er um sein eigenes Leben rennen müsste. Im Grunde hat dies auch nurt zu "Blair Witch Project" von von Daniel Myrick und Eduardo Sanchez perfekt gepasst, weil es dort offensichtlich war, dass die Protagonisten, die sich in der Wildnis verlaufen hatten, bei ihrer Odyssee nur teilweise die Kamera laufen ließen. Bei allen andern Nachfolgefilmen kam aber der 'Gedanke auf, dass es reichlich unlogisch ist, wenn man ständig nur noch in der Gegend herumläuft und alles mitfilmt. Egal, ob wir heute in einer Zeit von "Youtube" oder "Selfies" leben. Es sei denn man ist irgendwie Psychopath wie der Kameramann Mark Lewis, gespielt von Karlheinz Böhm, im Powell-Klassiker "Augen der Angst". Aber davon sind die beiden Protagonisten in M. Night Shyalamans "The Visit" weit entfernt. Es ist aber offensichtlich, dass die beiden Geschwister Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler Jamison (Ed Oxenbould) mit der Filmerei eigene Ängste zu kompensieren versuchen, Rebecca beispielsweise benutzt ihre Kamera vielleicht sogar als Ersatz des Blickes auf sich selbst. Was ein interessanter Aspekt in diesem mit wenig Budget gedrehten Comeback des indisch-stämmigen Regisseurs darstellt. Die Produktionskosten beliefen sich auf 5 Millionen Dollar, Shyalaman finanzierte dieses Geld durch sein eigenes Gehalt, das er für seinen vorigen, vielkritisierten Film "After Earth" bekommen hatte. Mit "The Visit" kehrt er auch zurück in das Genre, dass ihm zu Weltruhm verhalf.
Wenn man die Werbung für diesen Film im Vorfeld betrachtet, kommt der Gedanke auf, dass M. Night Shyalaman auch auf das Potential der Geschichte als Komödie hinweisen wollte: Grandmas Rules: Have a good time, eat as much as you want...but don´t leave your room after 9.30pm. Hört sich fast wie der dringende Appell aus "Gremlins" an, diesen süßen Mogwai nicht mehr nach Mitternacht zu füttern.
Tatsächlich gab der Regisseur in einem Interview preis, dass er drei verschiedene Filmenden gedreht hatte: Eines, das pure Komödie sei, eines, das ausschließlich Horror sei und ein drittes, ein Mix aus beiden.  Durch den kleinen 13jährigen Tyler, der gerne rappt kommt tatsächlich eine humorige Note in den Film, ansonsten ist der Film aber sehr ernst...und vor allem schräg, skurril und geheimnisvoll. Der sehr gelungene Film hat mich in seinen besten Szenen an Polanskis bizarres Meisterwerk "Der Mieter" erinnert. Und der wiederum ist ja ein sehr naher Verwandter zu "Rosemarys Baby", wobei wir bei den "Bösewichtern" dieser Filme wären: Allesamt betagte Menschen, die scheinbar ganz harmlose und normale Bürger sind. Aber dennoch lauern gerade in dieser scheinbar wohligen Idylle irgendwelche Abgründe ganz fieser Art. Die Geschichte beginnt als die alleinerziehende Mutter Loretta (Kathryn Hahn) mit ihrem neuen Lover Miguel eine Kreuzfahrt machen möchte. Sie leidet schon immer noch unter der Tennung ihres älteren Mannes, der sie wegen einer Jüngeren verlassen hat. Auch die Kinder Rebecca und Tyler haben diesen schmerzlichen Einschnitt in ihrem jungen Leben noch nicht richtig verdaut. Tyler beispielsweise reagiert sehr pathologisch auf Keime. Mit ihren Eltern hat sich Loretta vor 17 Jahren zerstritten und sie seither nie mehr besucht. Doch nun kam vor einiger Zeit ein Lebenszeichen der alten Leute, dass sie unbedingt ihre Enkel einladen würden, was natürlich Loretta in den Plan passt. So reisen die beiden Teenager alleine zu den ihnen völlig unbekannten Großeeltern (Deanna Dunagan/Peter McRobbie) und werden dort herzlich empfangen.  Sehr schnell ist das Eis gebrochen und Alt und Jung verstehen sich prächtig. Und Rebecca hat dabei Gelegenheit dort in der einsamen Gegend, wo Oma und Opa zuhause sind, einen Film über diese Urlaubserlebnisse zu machen. Der kleine Bruder wirkt als Assistent bei diesen Filmaufnahmen mit. Doch schon in der ersten Nacht kommt es zur ersten verstörenden Begebenheit. Die Großeltern scheinen irgendwie sehr seltsam zu werden, je später der Abend ist...


M. Night Shyalaman war klug genug die unheimlichen Szenen sehr dezent zu platzieren, so kommt für meine Begriffe auch mal ein guter Suspence-Gehalt zum Tragen, was ja bei vielen Genreverwandten eher plump und reisserisch augestaltet wird. Es gibt nur wenige Szenen - möglicherweise für hartgesottene Horrorfans zu subtil und ruhig inszeniert - aber diese zeugen schon für eine dichte Spannung. Es sind wirklich sonderbare Großeltern, die von Deanna Dunagan und Peter McRobbie toll gespielt werden. Shyalaman gelingt es über weite Strecken eine Unsicherheit beizubehalten: Sind Grandma und Grandpa böse ? Sind sie verrückt ? Oder völlig harmlose Leute, die nicht mehr so ganz gut - sowohl körperlich als auch geistig - funktionieren. Einiges ist möglich, erst das Ende gibt Aufschluß. Dieser Schluß ist zwar ebenfalls gelungen, flacht aber im Vergleich zu den vorherigen unheimlichen 80 Minuten etwas in der Qualität ab. Wobei es ein Beweis dafür ist, dass die Ungewissheit Angst erzeugt, aber wenn das Rätsel sich löst, lassen sich auch die Ängste - trotz der höheren Gefahr - wieder lösen. 


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Schwarze Geschichten

















Regie: Roger Corman

Drei Terror Geschichten...

Roger Cormans Meisterwerke sind zweifelsohne seine Edgar Allen Poe Verfilmungen, die er zwischen 1960 und 1964 drehte. Nach dem großen Erfolg von "Die Verfluchten" folgte "Das Pendel des Todes" und "Lebendig begraben". Danach versuchte er sich an einem Episodenfilm. Die dreiteilige Horrorfilm-Anthologie nach Poes Motiven hieß "Schwarze Gesichten" (Original: Tales of Terror) und ist wie die anderen Poe Verfilmungen von Corman äusserst schön ausgestattet und bebildert. Man hat das Gefühl einen amerikanischen Verwandten der Hammer Filme zu sehen. Das Thema heißt "Beschäftigung mit dem Tod und dem Sterben".
Die erste Episode heißt "Morella" und führt uns auf ein unheimliches und gleichzeitig auch tolles Herrenhaus. Dort in diesem Schloß lebt Mr. Locke (Vincent Price) seit Jahren abgeschieden von der Aussenwelt. Er trinkt, pflegt sich nicht mehr und lebt seine Depression aus. Kein Wunder: Das Skelett seiner Frau Morella (Leona Gage) liegt seit Jahren immer noch im Bett, wo sie starb. Der Mann bekommt überraschend Besuch von seiner Tochter Lenora Locke (Maggie Pierce) aus Boston, die vom Vater verstoßen wurde und nun - schwer krank - eine Versöhnung mit ihm herbeisehnt. Dabei hasst der Vater die Tochter, weil er ihr die Schuld am Tod seiner geliebten Frau Morella gibt. Doch sie versöhnen sich schnell. Doch Morellas Geist lebt natürlich.
Die Episode 2 heißt "Die schwarze Katze" und ist gleichzeitig der stärkste Teil des Films. Held der Geschichte ist der allseits besoffene Montresor Heringbone (Peter Lorre), der seine schöne blonde Frau Anabel (Joyce Jameson) vernachlässigt und stattdessen lieber im Wirtshaus hockt. Die Frau hat aber immerhin eine schwarze Katze zuhause als Ersatz. Eines Tages schmuggelt sich Montresor in eine vornehme Weinprobe ein, der größte Weinexperte weltweit - Fortunato Luchresi (Vincent Price) - gibt dort eine Kostprobe seines Könnens. Er kann jeden Wein erkennen. Tatsächlich kann Montresor durch sein loses Mundwerk den Maestro zu einem Wettbewerb herausfordern und er kann dem Experten mit seinen Kentnissen über Weine sogar gut Paroli bieten. Doch der Wettstreit endet besoffen und Luchresi hilft dem betrunkenen Montresor den Heimweg zu finden. Dort lernt er auch dessen Frau Anabel kennen. Das Leben ändert sich nach diesem Besuch. Immer mehr hat die junge Frau Verständnis für die Kneipenbesuche des Gatten und bald entsteht der Verdacht, dass sie ihm was verheimlicht. So muss er entdecken, dass Luchresi mit seiner Frau eine heiße Affäre begonnen hat und sie immer dann besucht, wenn er das Haus verlässt. Er entwickelt einen teuflischen Racheplan.
Episode 3 nennt sich "Valdemar" und hat die Hypnose zum Thema. Die hilft dem sterbenskranken Mr. Valdemar (Vincent Price) seine letzten Tage ohne Schmerzen zu erleben. Dies gelingt dem Hypnotiseur Mr. Carmichael (Basil Rathbone), der für seine Künste kein Geld verlangt, aber dennoch eine morbide Bitte stellt. Er will am Totenbett von Mr. Valdemar noch einmal eine Hypnose anwenden. Frau Helene (Debra Paget) und der Arzt (David Frankham) sind schockiert, aber machen dennoch gute Miene zum bösen Spiel, da Mr. Valdemar diese Bitte gern erfüllt, weil er ja schmerzfrei in den Tod geht. Durch die Hypnose bleibt der Sterbende aber irgendwo zwischen der Welt der Lebenden und den Toten hängen, mit fatalem dramatischen Ausgang....



Der Film ist auch bekannt unter dem Titel "Der grauenvolle Mr. X" und zeigt Vincent Price in seinem Element und in Bestform. Besonders als arroganter Snob und Weinkenner Luchresi läuft er zur Höchstform auf. Unterstützt wird er dabei in Episode 2 und 3 von den beiden Schauspielergrößen Peter Lorre und Basil Rathbone, die sich ebenfalls richtig ins Zeug legen. Die Epsiode 1 atmet den morbiden Geist von Poe und ist fanastisch bebildert. Alle Zeichen sind auf den Verfall ausgerichtet. Es erinnert ein bisschen an "Die Verfluchten". Anders ist die zweite Episode konzipiert. Mit viel schwarzem Humor und einem herrlichen Plot ausgestattet. Dabei zeigt sich, dass jedes perfekte Verbrechen auch eine Schwachstelle haben kann. Episode 3 bietet Einblick in die finsteren Pläne eines Hypnotiseurs, der mit allen Mitteln eine schöne Frau besitzen will. Diese Episode endet mit ekliger gallertartiger Masse. Insgesamt bietet "Schwarze Geschichten" tollen altmodischen Grusel. Von Anfang bis Ende elegant und unterhaltsam verfilmt. 




 Bewertung: 7 von 10 Punkten.