Sonntag, 7. Februar 2016

The Visit
















Regie: M. Night Shyalaman

Die unbekannten Großeltern...

Und noch ein Found Footage Film...als Horrorfilmfan hat man sich an diese "trendige" Machart inzwischen gewöhnt und man sich schon gar nicht mehr daran, dass es reichlich absurd ist, wenn der begeisterte Hobbyfilmer der Geschichte die Kamera immer drauf hält, selbst wenn er um sein eigenes Leben rennen müsste. Im Grunde hat dies auch nurt zu "Blair Witch Project" von von Daniel Myrick und Eduardo Sanchez perfekt gepasst, weil es dort offensichtlich war, dass die Protagonisten, die sich in der Wildnis verlaufen hatten, bei ihrer Odyssee nur teilweise die Kamera laufen ließen. Bei allen andern Nachfolgefilmen kam aber der 'Gedanke auf, dass es reichlich unlogisch ist, wenn man ständig nur noch in der Gegend herumläuft und alles mitfilmt. Egal, ob wir heute in einer Zeit von "Youtube" oder "Selfies" leben. Es sei denn man ist irgendwie Psychopath wie der Kameramann Mark Lewis, gespielt von Karlheinz Böhm, im Powell-Klassiker "Augen der Angst". Aber davon sind die beiden Protagonisten in M. Night Shyalamans "The Visit" weit entfernt. Es ist aber offensichtlich, dass die beiden Geschwister Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler Jamison (Ed Oxenbould) mit der Filmerei eigene Ängste zu kompensieren versuchen, Rebecca beispielsweise benutzt ihre Kamera vielleicht sogar als Ersatz des Blickes auf sich selbst. Was ein interessanter Aspekt in diesem mit wenig Budget gedrehten Comeback des indisch-stämmigen Regisseurs darstellt. Die Produktionskosten beliefen sich auf 5 Millionen Dollar, Shyalaman finanzierte dieses Geld durch sein eigenes Gehalt, das er für seinen vorigen, vielkritisierten Film "After Earth" bekommen hatte. Mit "The Visit" kehrt er auch zurück in das Genre, dass ihm zu Weltruhm verhalf.
Wenn man die Werbung für diesen Film im Vorfeld betrachtet, kommt der Gedanke auf, dass M. Night Shyalaman auch auf das Potential der Geschichte als Komödie hinweisen wollte: Grandmas Rules: Have a good time, eat as much as you want...but don´t leave your room after 9.30pm. Hört sich fast wie der dringende Appell aus "Gremlins" an, diesen süßen Mogwai nicht mehr nach Mitternacht zu füttern.
Tatsächlich gab der Regisseur in einem Interview preis, dass er drei verschiedene Filmenden gedreht hatte: Eines, das pure Komödie sei, eines, das ausschließlich Horror sei und ein drittes, ein Mix aus beiden.  Durch den kleinen 13jährigen Tyler, der gerne rappt kommt tatsächlich eine humorige Note in den Film, ansonsten ist der Film aber sehr ernst...und vor allem schräg, skurril und geheimnisvoll. Der sehr gelungene Film hat mich in seinen besten Szenen an Polanskis bizarres Meisterwerk "Der Mieter" erinnert. Und der wiederum ist ja ein sehr naher Verwandter zu "Rosemarys Baby", wobei wir bei den "Bösewichtern" dieser Filme wären: Allesamt betagte Menschen, die scheinbar ganz harmlose und normale Bürger sind. Aber dennoch lauern gerade in dieser scheinbar wohligen Idylle irgendwelche Abgründe ganz fieser Art. Die Geschichte beginnt als die alleinerziehende Mutter Loretta (Kathryn Hahn) mit ihrem neuen Lover Miguel eine Kreuzfahrt machen möchte. Sie leidet schon immer noch unter der Tennung ihres älteren Mannes, der sie wegen einer Jüngeren verlassen hat. Auch die Kinder Rebecca und Tyler haben diesen schmerzlichen Einschnitt in ihrem jungen Leben noch nicht richtig verdaut. Tyler beispielsweise reagiert sehr pathologisch auf Keime. Mit ihren Eltern hat sich Loretta vor 17 Jahren zerstritten und sie seither nie mehr besucht. Doch nun kam vor einiger Zeit ein Lebenszeichen der alten Leute, dass sie unbedingt ihre Enkel einladen würden, was natürlich Loretta in den Plan passt. So reisen die beiden Teenager alleine zu den ihnen völlig unbekannten Großeeltern (Deanna Dunagan/Peter McRobbie) und werden dort herzlich empfangen.  Sehr schnell ist das Eis gebrochen und Alt und Jung verstehen sich prächtig. Und Rebecca hat dabei Gelegenheit dort in der einsamen Gegend, wo Oma und Opa zuhause sind, einen Film über diese Urlaubserlebnisse zu machen. Der kleine Bruder wirkt als Assistent bei diesen Filmaufnahmen mit. Doch schon in der ersten Nacht kommt es zur ersten verstörenden Begebenheit. Die Großeltern scheinen irgendwie sehr seltsam zu werden, je später der Abend ist...


M. Night Shyalaman war klug genug die unheimlichen Szenen sehr dezent zu platzieren, so kommt für meine Begriffe auch mal ein guter Suspence-Gehalt zum Tragen, was ja bei vielen Genreverwandten eher plump und reisserisch augestaltet wird. Es gibt nur wenige Szenen - möglicherweise für hartgesottene Horrorfans zu subtil und ruhig inszeniert - aber diese zeugen schon für eine dichte Spannung. Es sind wirklich sonderbare Großeltern, die von Deanna Dunagan und Peter McRobbie toll gespielt werden. Shyalaman gelingt es über weite Strecken eine Unsicherheit beizubehalten: Sind Grandma und Grandpa böse ? Sind sie verrückt ? Oder völlig harmlose Leute, die nicht mehr so ganz gut - sowohl körperlich als auch geistig - funktionieren. Einiges ist möglich, erst das Ende gibt Aufschluß. Dieser Schluß ist zwar ebenfalls gelungen, flacht aber im Vergleich zu den vorherigen unheimlichen 80 Minuten etwas in der Qualität ab. Wobei es ein Beweis dafür ist, dass die Ungewissheit Angst erzeugt, aber wenn das Rätsel sich löst, lassen sich auch die Ängste - trotz der höheren Gefahr - wieder lösen. 


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen