Dienstag, 25. Juni 2013

The Awakening



Regie:  Nick Murphy

Der Geist eines Kindes...

"The Awakening" ist ein britischer Horrorfilm aus dem Jahr 2011, inszeniert wurde die Geistergeschichte von Nick Murphy. Die Story ist nicht neu, den Anfang kennt man sogar von dem 1995 entstandenen Lewis Gilbert Film "Haunted - Haus der Geister". Damit steht "The Awakening" in bester Tradition zu einigen sehr guten Geisterfilmen des englischen Kinos.  Allen voran der großartigste "Schloß des Schreckens" von Jack Clayton mit einer hervorragenden Deborah Kerr als Gouvernante Miss Giddens. In jüngster Zeit gefiel auch "Die Frau in Schwarz", ein Film der neuen Hammer Producitions mit "Harry Potter" Daniel Radcliffe.
Und "The Awakening" ist sogar noch ein viel besserer Film, vor allem weil er um ein wesentliches Verstörender rüberkommt und sich zum Glück an der Machart von "Schloß des Schreckens" orientiert und auch an der Morbidität von Bayonas "Waisenhaus".
Es geht in "The Awakenings" ebenfalls um Kinder und um ein Jugendinternat. Ausserdem ist die Hauptfigur der Geschichte eine junge Frau namens Florence Cathgard (Rebecca Hall), die während des Übergangs vom Viktorianischen Zeitalter zur Edwardischen Epoche aufwächst und 1921 bereits eine angesehene Schriftstellerin in London ist. Die junge Frau beschäftigt sich mit Geistern und hat schon unzählige Betrügereien hinter vermeintlich übernatürlichen Phänomenen aufgedeckt und viele Geisterbeschwörer als Scharlatane überführt. Doch dann wird die skeptische Geisterjägerin zu einem düsteren Jungeninternat gerufen, in dem es spuken soll. Gespenstische Schemen tauchen auf Klassenfotos der letzten Jahrgänge auf; ein Schüler kam jüngst auf rätselhafte Weise ums Leben. Lehrer Robert (Dominic West) hat die junge Frau auf Anraten der Haushälterin Maud (Imelda Staunton) hierher geholt. Und tatsächlich passieren dort seltsame Dinge, aber Florence ist sich von Anfang an sicher, dass die Jungen des Internats hinter diesen Erscheinungen stecken. Tom (Isaac Hempstead-Wright) ist einer der Jungs, der rege Kontakt zur Geisterjägerin sucht. Während immer mehr Dinge Geschehen, die Florences rationales Weltbild ins Wanken bringen, beginnt sie irgendwie zu ahnen,  dass auch sie ein Teil dieses zu lösenden Rätsels sein muss...


 
Hier stimmt alles perfekt, ein Jammer, dass dieser Film im Kino floppte. Vielleicht ist der Markt für solche Geisterfilme auch übersättigt und es gibt auch einige Gurken in diesem Bereich. Möglich, dass die Kinogänger gar nicht davon ausgehen, dass auch klasse Beiträge aus diesem Genre entstehen.
Klasse Darsteller wie Rebecca Hall oder toll besetzte Nebenrollen durch Imelda Staunton oder Isaac Hempstead wirken klasse in den unheimlichen Kulissen eines alten, historischen Jugendinternats inkl. einem einem gespenstischen See gleich draussen neben einem angrenzenden nebligen Wald. Der Kameramann Eduard Grau liefert eine Bestleistung, bis zum Ende kann so die geisterhafte Atmosphäre alles ausspielen. Inhaltlich hat die twistreiche Story natürlich einmal mehr das Drama der menschlichen Vergänglichkeit zum Thema, aber auch eine totale Verdrängung traumatischer Erlebnisse wird irgendwann offenbar. Großartig ist die Puppenhaus Sequenz, die hat auf alle Fälle Klassikerpotential.


 
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

Montag, 24. Juni 2013

The Vanishing - Spurlos verschwunden



Regie: Georg Sluizer

Einfach weg...

In den 90ern hieß der beste europäische Thriller "Nightwatch" des Dänen Ole Bornedahl. In den 80ern dürfte dieser Preis an den Holländer Georg Sluizer gehen, der mit "Spurlos verschwunden" (im Original: Spoorloos) 1988 einen der schreckenserrendsten Alpträume visualisiert hat. Alles in diesem bedrohlichen Film läuft auf das über alle Maßen grausame Finale hinaus und diese Szene hat es wahrlich in sich. Ich würde sogar behaupten, dass dem Macher eine der horrormässigsten Schlusszenen der Filmgeschichte gelang, ähnlich verstörend wie "Wenn die Gondeln Trauer tragen" von Nicholas Roeg. Dabei war "Spurlos verschwunden" erst in diesem Schlussakkord zum ultimativen Horrorfilm, vorher ist es eine verzweifelte Suche eines Mannes nach seiner verschwundenen Freundin.
Und das passiert im Nu, am hellichten Tag. Rex Hofman (Gene Benvoets) und Saskia Wagter (Johanna ter Steege) sind ein Paar aus Amsterdam, die mit ihrem Auto in Frankreich Ferien machen. Die Räder sind mit dabei. An einer Raststätte in der Nähe von Nimes machen die beiden mal eine Pause. Vorher haben sie sich irgendwie gestritten. Rex tankt den Wagen auf, Saskia willl Getränke besorgen. Doch sie kommt nie zum Auto zurück. Sie ist eine dieser Personen, die einfach scheinbar ohne Grund spurlos verschwinden. Natürlich nimmt die Polizei die Ermittlung auf, doch alles bleibt ergebnislos.
Jahre später sollen sich die Wege von Rex, der zwar wieder neu liiert ist, und einem Mann aus Frankreich kreuzen, der das Schicksal von Saskia kennt. Dieser Familienvater Raymond Lemome (Bernard Pierre Donnadieu) ist ein angesehener Bürger, liebevoller Vater und Eheman, aber darüberhinaus im Geheimen ein Soziopath, der sich selbst die Aufgabe stellt, heimlich ganz schreckliche Taten zu begehen...

 Ein klasse Film, der nachhaltig wirkt. Ausserdem eine sehr gute, erschreckende Geschichte mit sehr guten Darstellerleistungen. Johanna Ter Steege gewann sogar den Europäischen Filmpreis 1988 als beste Nebendarstellerin. Auch Donnadieu als Bösewicht ist großartig, Tatsächlich mal eine Figur, die richtig Angst machen kann.
Aufgrund des großen Erfolgs des Films durfte Sluizer eine amerikanische Fassung drehen. 1993 konnte man sogar mit Jeff Bridges einen großartigen Darsteller verpflichten, leider jedoch ist das Gesamtprodukt im Vergleich zum Original extrem enttäuschend. Aufgrund der Drängen der Produzenten wurde sogar der fiese Schluß entfernt, da dies auf amerikanische Zuschauer zu verstörend gewesen wäre.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Deadline - Focus your Fear



Regie: Sean McConville

Ein Haus mit Vergangenheit...

Neben Angelina Jolie und Winona Ryder verkörperte die damals 22jährige Brittany Murphy die an Bulimie erkrankte Psychiatriepatientin Daisy, die zunächst als geheilt aus der Klinik entlassen wird, sich aber nach dem Besuch einiger ehemaliger Mitinsassinnen das Leben nimmt, während der Song "The End of the Day" läuft...mit dieser Szene in "Durchgeknallt" gelang der Schauspielerin der Durchbruch. Aus tragischen Gründen verstarb Brittany Murphy 2009, einer ihrer letzten Filme sollte "Deadline - Focus your fear" werden. Das Cover zeigt eine Brittany, die leblos in einer Badewanne liegt. Grund genug in den USA die DVD aus zahlreichen Ladenketten zu entfernen, da die Schauspielerin an ihrem Todestag bewusstlos in der Dusche ihres Hauses aufgefunden war. Eine sehr tragische Hollywood-Geschichte.
In "Deadline" verkörpert Brittany die junge Drehbuchautorin Alice Evans, die unbedingt mit ihrem Manuskript vorankommen muss, aber psychisch etwas angeschlagen wirkt. Liegt es am Ex-Freund, der sie misshandelte und derzeit im Knast ist ? Jedenfalls wird sie von ihrer besten Freundin Rebecca (Tammy Blanchard) zu einem abseits in Wald und Wiese gelegenen Viktorianischen Anwesen, wo sie Zeit und Ruhe hat ihre Arbeit zu beenden. Doch die Einsamkeit in der ruhigen Idylle hat auch so ihre Tücken. Vor allem weil sie oben im Speicher eine Menge privater Videobänder findet, die frühere Bewohner des Hauses, gemacht haben. Auf diesen Aufnahmen zeigt sich die Lovestory von Lucy (Thora Birch) und David Woods (Mark Blucas), die durch krankhafte Eifersucht ins Verderben läuft...

Ein sehr netter Beitrag zum Thema "Unheimliche Häuser", denn Regisseur Sean McConville inszeniert zum Glück nie reisserisch, eher minimalistisch. Er verzichtet auf kurze Effekte, sondern verlässt sich auf die unheimliche Atmosphäre und lässt den Film m.E. in einer Art schwebendem Zustand, was den Film über den Durchschnitt hebt. Ausserdem vermischt sich zunehmend Realität mit einer Art Fiebertraum, den man nie so ganz durchschaut. Insgesamt ein sehr feinsinniger, subtiler kleiner Geisterhausfilm mit der Konfrontation der eigenen Geister.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Donnerstag, 20. Juni 2013

American Monster



Regie: Larry Cohen

Gottheit  Quetzalcoatl...

"American Monster" heißt im Original "Q: The Winged Serpent" und ist ein 1982 inszenierter Film von Larry Cohen, der vor allem durch seinem Kulthorrorfilm "Die Wiege des Bösen" bei Genrefans bekannt und beliebt ist. In "American Monster" geht es um den Gott Quetzalcoatl, eine Gottheit mehrerer Kulturen, darunter der Tolteken, der Azteken und der Maya. Übersetzt kann man von der leuchtenden Schwanzfederschlange sprechen und genau dieses Biest hat sich in der Metropole einquartiert, beherrscht dort unbemerkt die Lüfte und der Hunger dieser riesengroßen Klapperschlange mit Federn ist groß. So werden wir in der ersten Szene Zeuge wie einem Fensterputzer bei der Arbeit der Kopf abhanden kommt. Detective Shepard (David Carradine) und Sergeant Powell (Richard Roundtree) stehen vor einem sonderbaren Fall, denn der Kopf taucht nicht auf und was noch schlimmer ist: Solche seltsamen Unfälle häufen sich und Leute verschwinden. Der Film erzählt darüberhinaus die Geschichte des Pianoplayers und Kleingangsters Jimmy Quinn (Michael Moriarty), der zum Leidwesen seiner treuen Freundin Joan (Candy Clark) immer wieder krumme Dinger mit seinen Mafiakumpels dreht. Beim letzten Überfall geht aber alles schief und die Juwelen sind weg. Aber die Komplizen sind ihm auf der Spur, da sie denken, er hätte sie gelinkt. Am besten einfach ganz weit nach oben aufs Chrysler Building fliehen. Dort macht der Ganove eine grausame Entdeckung. Er findet dort übel zugerichtete Leichenteile, Skelette und ein riesengroßes Ei. Ein Glück, dass in dem Moment die brütende Mama gerade mal abwesend ist....


"American Monster" ist für heutige Verhältnisse herrlich trashig und wohl ein Tritt in den A... für alle CGI Fans. Denn hier kommt das Monster noch handmade und man erinnert sich sehr schnell an die Monster der guten alten Zeit, so wie sie Ray Harryhausen entworfen hat. Ich finde den Film angenehm charmant und wirkt mit seinem B-Picture Touch dennoch recht spannend. Da kann man darüber gut hinwegsehen, dass hier Tricks noch wie Tricks aussehen und dennoch für gute Stimmung sorgen. Trickspezialist Dave Allen hat das putzige wie gefrässige Monster mittels Stop Motion in Bewegung gesetzt. "American Monster" hat das ultimative Feeling der 80er, das waren diese Zeiten, als man sich am Wochenende einige Billigfilme in der Videothek ausgeliehen hat.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Die Rache der Pharaonen



Regie. Terence Fisher

Die Rache des Gottes Karnak...

Nach den Riesenerfolgen mit den Monster-Archetypen Dracula und Frankenstein der Universal Studios war es nur eine Frage der Zeit, wann Hammer auch die berühmte Mumie neu aufleben lassen würde. Aus dem Hohepriester Imhotep wurde ein Hohepriester Kharis, der durch eine Grabschändung der Engländer wieder zum Leben erweckt wurde. Es ist das Jahr 1985. Die Archäologen John Banning (Peter Cushing), sein Vater Stephen Benning (Felix Aylmer) und Onkel Joseph Whemple (Raymond Huntley) haben das Grab der Prinzessin Ananka, Hohepriesterin des Gottes Karnak, gefunden. John hat ein gebrochenes Bein und müsste eigentlich zuerst in ein Krankenhaus, doch er ist so fixiert auf die zu erwartenden Relikte, dass die Gesundheit nur sekundär eine Rolle spielt. Endlich kann das Grab geöffnet werden. Doch bevor Johns Vater und der Onkel das Grab betreten, warnt ein ägyptischer Mann namens Mehemet Bey (George Pastell) es zu unterlassen, denn auf Grabschändungen lastet ein tödlicher Flucht. Die Warnung wird ignoriert und sie entdecken dort den Sarkophag von Ananka. Für kurze Zeit ist Stephen Banning alleine und findet in einer Nische die Schriftrolle des Thoth, mit der man angeblich Tote wieder zum Leben erwecken kann. Fasziniert beginnt er die alte Schrift zu lesen und belebt unbeabsichtigt die Mumie des Hohepriesters Kharis (Christopher Lee). Der Mann erlebt so ein starkes Trauma, dass er die nächsten Jahre in einer Anstalt verbringen muss. Er lebt dort in völliger Apathie und weder Peter noch Onkel Joseph wissen was in der Gruft passiert ist. Die Jahre vergehen als sich tatsächlich dieser Fluch von früher erfüllen soll. Vater Stephen kommt für kurze Zeit wieder zur Besinnung und warnt seinen Sohn eindringlich vor der Mumie, die inzwischen sogar in London angekommen ist.....


Eine Schlüsselrolle in "Die Rache der Pharaonen" spielt Peters Frau  Isobel, dargestellt von Yvonne Furneaux, die Prinzessin Ananka sehr ähnlich sieht. Der 1959 unter der Regie von Terence Fisher entstandene Film ist vor allem - wie so viele Hammer Movies - ein echtes Fest fürs Auge. Der Streifen erstrahlt in herrlichem Technicolor, was dazu beiträgt, dass der Film durchgehend eine wunderbare Atmosphäre und Stimmung beibehalten kann. Fishers Inszenierung macht den Film perfekt und zu einem der besten Werke der Hammer Productions. Obwohl die Geschichte weitestgehend bekannt ist, schaffen es die Macher, dass die Story trotzdem interessant und spannend bleibt. Einmal mehr mussten Peter Cushing und Christopher Lee gegeneinander kämpfen und auch hier ergänzen sie sich perfekt. Anders als Boris Karloffs berühmte Imhotep Mumie ist hier der wiederbelebte Kharis, ein Diener des Gottes Karnak, recht schnell und wendig.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Dienstag, 18. Juni 2013

Maniac



Regie: Franck Khalfoun

Der Skalpierer der Großstadt...

William Lustigs 1980 entstandener Serienkillerfilm "Maniac" wurde seinerzeit als primitive Gewaltorgie von den meisten Kritikern bezeichnet, im Laufe der Jahre wurde aber sein Blick in die Abgründe eines perversen und kranken Menschen immer mehr geschätzt, heute ist "Maniac" ein Kultfilm seiner Gattung. Es war daher nur eine Frage der Zeit bis das dazugehörige Remake die neue Kinogeneration beglücken konnte. Kein Geringerer als Alexandre Aja (Regisseur von "High Tension, Mirrors, The Hills have eyes, Piranha) wurde als Produzent gewonnen, schrieb am Drehbuch mit und überließ seinem Freund und Kollegen Franck Khalfoun (P2) den Regiestuhl.
Die Handlung wurde von New York nach Los Angeles verlagert. Der Name des Killers blieb Frank Zito (Elijah Wood), der aufgrund seiner nymphoman verlangten Mutter (Amerika Olivo) und einer kaputten Kindheit ein sehr gestörtes Verhältnis zu Frauen hat. Im normalen Leben ist der schüchterne junge Mann eher unauffällig und wirkt schüchtern. Er arbeitet als Restaurateur von Schaufensterpuppen, doch manchmal nachts wandert er zielgerichtet durch die dunklen Straßen von Los Angeles, auf der Suche nach weiblichen Zufallsbekanntschaften, die er zuerst abschleppt, dann tötet und zum Schluß skalpiert. Die Haare braucht er später wieder in der Werkstatt, er drapiert damit seine Puppen und kommuniziert mit Ihnen. Eines Morgens bemerkt er wie eine junge Frau das Schaufenster seines Ladens fotografiert. Mit dieser Anna (Nora Arnezeder) freundet er sich schnell an. Mehr noch, denn er scheint Gefühle für die Frau zu entwickeln, was seine Gefühlswelt völlig auf den Kopf stellt ...

Also richtig spannend ist dieses Remake nicht. Auch ist der vom Macher gewählte "Blickwinkel des Täters" meines Erachtens sehr gewöhnungsbedürftig, so richtig klasse funktioniert hat das nur in "Das unbekannte Gesicht" von Delmer Daves, als man auf das Gesicht von Humphrey Bogart beinahe eine Stunde warten musste. Man sieht in "Maniac" lediglich die Figur, wenn zufällig ein Spiegel in der Nähe ist, erst im Laufe des Films wird dieses Stilmittel etwas aufgegeben - ein Glück, denn ich finde es raubt dem Großstadtthriller merklich die Dynamik. Was gut gelungen ist: Das Setting mit den Puppen, was ja schon im Original so gut funktionierte und eine äusserst morbide Stimmung hinterlässt. Und diese Stimmung kann Franck Khalfoun die ganzen 88 Minuten aufrechterhalten. So ist "Maniac" weit weniger ein unterhaltsamer Vertreter der Gattung Serienkiller, vielmehr ein hoffnungsloses Portrait über Einsamkeit, Verzweiflung und Todessehnsucht. Am Ende entlässt uns der Film mit einem unangenehmen Gefühl von Kälte und Dreck.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Chained



Regie: Jennifer Chambers Lynch

Der Junge in Ketten...

Hauptdarsteller Vincent D`Onofrio ist in "Chained" der Taxifahrer und Serienmörder Bob. Und diese Rolle als kranker mordender Psychopath spielte der Mime wie schon zuvor als Carl Rudolf Stargher in "The Cell". Unergessen auch seine Rolle als "Private Paula" in Kubricks "Full Metal Jacket" - eine labile tickende Zeitbombe. Dem Schauspieler scheinen solche abartigen Rollen zu liegen. Unter der Regie von David Lynch Tochter Jennifer treibt er als Serienkiller sein Unwesen, ohne jemals eine brauchbare Spur zu hinterlassen. Bob fährt durch die Straßen, junge Frauen sind sein Opfer - brutal schleppt er sie in sein abgelegenes Haus, dort braucht er Sex und Blut. Seine Opfer überleben seine perversen Handlungen nicht. Der Film fängt an mit einer Familienidylle. Brad Fittler (Jake Weber) bringt seine Frau Sarah (Julia Ormond) und den kleinen Sohn (Evan Bird) ins Kino und rät den beiden dringend nach der Vorstellung ein Taxi nach Hause zu nehmen. Das machen die beiden auch nach der Vorstellung. Doch anstatt nach Hause zu fahren, werden sie von Bob (Vincent D´Onofrio) entführt. Während die Mutter bestialisch ermordet wird, verschont der Killer den kleinen Jungen. Und nach einigen Tagen beschliesst er sogar ihn als Gefangenen zu halten und zu erziehen. Er bekommt von ihm den Namen Rabbit und der kleine Junge muss zusehen, wie der Killer seine Opfer mit nach Hause bringt und abschlachtet. Mehr noch: Langsam wird der Junge zum Handlanger erzogen. Die Jahre vergehen. Und selbst als Teenager (Eamon Farren) gabs noch keine Rettung, er bleibt Gefangener bei der einzigen Bezugsperson, die er hat. Bob will die sexuelle Reife seines Gefangenen nutzen, den Jungen zum Komplizen und Mittäter zu machen. Die Situation seit Jahren auswegslos. Bald ist mit der jungen Angie (Conor Leslie) ein junges Mädchen ausgesucht, bei dem Rabbit die Lust am Töten bekommen soll...


Jennifer Lynch ist zwar nie so bizarr wie ihr Vater - gelegentlich gibts in ihrem Film auch ein paar Ungereimtheiten. Aber nichtsdestotrotz ist "Chained" ein guter Genrebeitrag, wenn auch ein recht unangenehmer Film, der verstörend bleibt. Es ist eine Art Kammerspiel zwischen einem psychopathischen Mörder und einem jungen Menschen, der als Heranwachsender nur diese Welt zu sehen bekommt. Das Entkommen in die Freiheit scheint ausgeschlossen bzw. kann nur verbessert werden, wenn man sich dieser Welt des Tötens aktiv hingibt. Dabei spielen D´Onofrio und Jungstar Eamon Farren extrem intensiv, der Film hat eine ähnliche unangenehme Wirkung wie Neil Jordans "Butcher Boy" oder "Die Morde von Snowtown" des Australiers Justin Kurzel. Aber der Film ist gerade durch diese erschreckende Note sehr intensiv.
 

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Samstag, 15. Juni 2013

Under the Bed




Regie: Steven C. Miller

Neals Trauma...

Unter dem Kinderbett versteckt sich ein ganz, ganz fieses Monster und nur Kinder können es wahrnehmen. So oder ähnlich funktioniert der Plot in "Under the Bed", dem neuen Film der US-Horror B Movie Hoffnung Steven C. Miller, der bereits durch "Aggression Scale" oder "V/H/S" immerhin so etwas wie eine eigene Handschrift hinterließ. Es lässt sich nämlich ein Schwerpunkt ausmachen, denn seine Antihelden sind Jugendliche mit Schwierigkeiten in der Anpassung an die Erwachsenenwelt. So auch hier, der Teenager Neal (Johnny Weston), der seit langem psychische Probleme hatte und es besteht sogar ein sehr starker Zusammenhang mit dem Unfalltod seiner Mom, die bei einem Hausbrand vor einigen Monaten ums Leben kam. Immerhin konnte er bei der Tante unterkommen und wurde nicht gleich in die Psychiatrie abgegeben. Doch psychisch angeknackst kommt er dennoch ins elterliche Haus zurück, dort wartet sein kleiner Bruder Paulie (Gatlin Griffith), sein Vater (Peter Holden) und dessen neue Freundin Angela (Musetta Vander). Sehr schnell wird klar, dass es im Haus ein böses Wesen gibt, ohne dass die Eltern es jemals wahrgenommen hätten. Doch es existert, auch wenn alle Ereignisse, die sich so im Haus zutragen dem auffälligen Neal zugesprochen und zugeordnet werden. Während der strenge Vater seine Erziehungsmethoden gegen den traumatisch wirkenden Sprößling auspackt, lauert der Tod schon ganz in der Nähe...

Es beginnt als kleines, gefälliges Familiendrama, Erinnerungen zu den Werken von Joe Dante kommt auf. Der ältere Sohn kehrt nach dem tragischen Verlust der Mutter zurück, muss mit dem Monster aber allein zurechtkommen und sich darüber hinaus mit der neuen Geliebten des Vaters und auch mit den Nachbarn arrangieren, die ihn für einen Psycho halten. Miller lässt sich viel Zeit für die Beschreibung der Jugendlichen Hauptfigur, erst sehr spät stellt das Drehbuch den Film im letzten Drittel sekundenschnell vollständig auf den Kopf. Was in der ersten Stunde mit atmosphärischem Suspense beginnt, entwickelt sich urplötzlich zu einem Monster-Streifen, mit eher harten Splatter-Effekten. Leider kommt diese Kehrtwende ein bisschen zu sehr mit dem Holzhammer, das gibt Abzüge. Ansonsten sind auch die handmade Effekte lobenswert und macht "Under the Bed" zu einem sympathischen Trashgrusler alter Schule. Zwar kein Meisterwerk, aber recht unterhaltsam.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Freitag, 14. Juni 2013

Baron Blood



Regie: Mario Bava

Die Folterkammer des Blutbarons...

Meine Lieblingsfilme von Mario Bava sind "Der Dämon und die Jungfrau", "Die Stunde, wenn Dracula kommt", "Blutige Seide" und "Lisa und der Teufel". Diese vier Filme gelten neben dem "Blutrausch des Satans" zu den wichtigsten Werken Bavas. Der 1972 realisierte "Baron Blood" kommt da weit weniger gut bei seinen Fans weg. Aber meine Neugier war dennoch groß und interessanterweise hat mir der Film dann doch aufgrund exzellenter Einzelsequenzen gut gefallen. Es fängt sehr 70er Jahre trashig an, ein Flugzeug aus den USA befindet sich im Landeanflug nach Wien. Und dorthin treibt es den jungen angehenden Mediziner Peter Kleist (Antonio Cantafora). Der junge Mann will mehr wissen über seine Vorfahren, vor allem interessiert ihn das Leben des Blutbarons Otto von Kleist, der längst verstorben ist. Ausserdem will er nach dem harten Medizinstudium ein bisschen das Leben genießen und das kann er dann in Österreich mit der hübschen Blondine Eva Arnold (Elke Sommer), die im alten Familienschloß als Architektin Renovierungen vornimmt. Der böse Vorfahre hatte den Ruf als Blutbaron, wurde dann auch noch von einer Hexe verflucht, bevor er jämmerlich am Scheiterhaufen sein gerechtes Ende fand. Peters Onkel Dr. Karl Hummel (Mario Girotti) erzählt sogar die Schauermär, dass es immer noch Einheimische gibt, die glauben der Baron würde noch im Schloß sein Unwesen treiben. Peter hört fasziniert den alten Geschichten zu, zumal dieser gefürchtete Baron zu seinen Lebzeiten viel Spaß daran hatte, seine Untertanen in seiner privaten Folterkammer zu quälen und anschließend an einen Pfahl auf dem Dache seines Schlosses aufzuspießen. Gerade jetzt wird das "Schloß des Teufels" wie es im Volksmund heißt zu einer gut besuchten Touristenattraktion mit Hotelcharakter umgebaut. Aus einer Laune heraus beschwört Peter gemeinsam mit Eva dank einer uralten Formel, die den Baron wieder zum Leben erwecken soll.
Und tatsächlich ereignet sich in den folgenden Tagen eine Reihe von mysteriösen Mordfällen, die eindeutig die Handschrift des Folterbarons tragen, Hummels hellsichtiges Töchterchen Gretchen (Nicoletta Elmi) will den Baron sogar schon gesehen haben...



Mit Joseph Cotten ist das Gothic-Märchen sehr gut besetzt, dieser spielt den undurchsichtigen amerikanischen Schloßkäufer Alfred Becker.
Was Bava auch hier an visuellen Spielereien und beeindruckenden Bildkompositionen auffährt, sollte man gesehen haben. Total super ist die Sequenz vor dem Schloß, als Gretchen in Gefahr gerät. Auch Elke Sommer muss im Dunkel der Stadt vor dem Baron flüchten. Visuell sehr stark, lediglich der Gesamteindruck ist nicht so stark wie bei seinen Meisterwerken. Wer aber Freude an einem eher unbekannten Bava Werk sehr erfreuen, man sollte aber Sympathie für B-Pictures aufbringen. Im Original heisst der Film "Gli Orrori del Castello die Norimberga"


Bewertung: 7 von 10 Punkten.