Montag, 18. August 2014

The Sixth Sense

























Regie:  M. Night Shyamalan

Cole Sear sieht tote Menschen...

Der indischstämmige US-Regisseur M. Night Shyamalan hatte mit seinem 1999 entstandenen Horrorthriller "The Sixth Sense" einen durchschlagenden Einfluß auf das Genre, was vor allem dem überraschenden Filmende zuzuschreiben ist. Dieser Schlußakkord kommt mit einem Paukenschlag und ermöglicht den Zuschauer einen echten "Wow-Effekt", der seither sehr oft kopiert wurde, aber nie wieder in den Zuschauer so genial hinters Licht führen konnte wie es Shyamalan gelingen konnte. Es gab zwar schon viel vorher immer wieder besonders gelungene Schlußplots. Wer erinnert sich nicht an Brian de Palmas Besuch ans Grab von Carrie White, die in der Hölle schmort oder an Norman Bates Gedankenwelt in der Zelle am Ende von "Psycho". Aber ich behaupte dennoch, dass es Shyamalan gelang einen der überraschendsten Finalmomente überhaupt zu zeigen. Erst während diese Auflösung uns dargeboten wird, erkennen wir warum manche Szene im Film so und nicht anders ausfielen. Diese Szenen waren nämlich geprägt von Distanz und Lethargie und waren nicht dynamisch. Der Film spielt seine größte Trumpfkarte also am Schluß aus und benutzt die zwei vorherigen Schlüsselszenen um Spannung aufzubauen. Vorher ist auch dieses Element nur wenig präsent - es herrscht eine düstere Stimmung vor bei den Begegnungen des Kinderpsychologen Dr. Malcolm Crowe (Bruce Willis) mit seinem neuen Patienten Cole Sear (Haley Joel Osment). Die vorigen Monate sind auch nicht spurlos an Crowe vorbeigegangen. Einer seiner früheren Patienten (Donnie Wahlberg) hat auf ihn geschossen, bevor er sich selbst das Leben nahm und auch Crowes Ehe mit Anna (Olivia Willams) hat gelitten, die beiden sind sich fremd geworden. Sein neuer Patient ist ein von großen Ängsten geplagter kleiner 9jähriger Junge, der von seinen Klassenkameraden als "Psycho" gemobbt wird, aber auch Coles Mutter Lynn (Toni Collette) ist sichtlich überfordert mit den seltsamen Verhaltensweisen ihres Kindes. Zuerst glaubt Cole nicht daran, dass der Psychologe ihm helfen könnte. Aber mit zunehmendem Vertrauensgewinn weiht er den versierten Fachmann in sein Geheimnis ein. Ein erschütterndes Geständnis, denn Cole "sieht tote Menschen" und zwar "immer und überall". Gemeinsam riskieren sie die Strategie herauszufinden, was die Geister von Cole wollen...



und Shyamalan will vor allem die Zuschauer am Schluß extrem schockieren und er schafft dies auch. Mit einer gehörigen Faszination über die Schattenwelt und das Jenseits, in dem Geister wandeln, wurde sein Film zum echten Blockbuster. Der Horrorfilm spielte weltweit 672 Millionen Dollar ein und war darüberhinaus auch ein großer Erfolg bei der Kritik und wurde - was für einen Horrorfilm äusserst selten ist - für insgesamt 6 Oscars nominiert, darunter auch an die Nebendarsteller Toni Collette und Haley Joel Osment, die beide diese Wertschätzung auch verdient haben. Vor allem der kleine Kinderstar prägt mit seinem Spiel und seinem Gesicht den Film und macht ihn unvergessen. Shyamalan selbst wurde als bester Drehbuchautor und bester Regisseur nominiert, Kameramann Tak Fujimoto - ebenfalls prägende Gestalt vor allem für die Optik des Films - wurde leider übergangen. Auch er hätte sicher eine Nominierung verdient, denn seine Bilder geben dem Film seinen passenden Mysterytouch, etwa dann wenn Cole mit seinem Arzt durch die Straßen Philadelphias läuft und man beinahe das Gefühl hat, dass die Zeit irgendwie stehen geblieben scheint und nur der Wind hörbar ist, der das Laub der Bäume in der herbstlichen Stimmung etwas durcheinander wirbelt. Man kann Shymalan natürlich den Vorwurf machen, dass sein ganzer Film dahingehend aufgebaut ist, um den größtmöglichen Effekt aus dem Ende herauszuholen. Man darf aber dabei nicht vergessen, dass der Filmemacher die vorigen Szenen so komponiert hat, dass sie am Ende der Glaubwürdigkeit standhalten und nicht wie bei vielen Nachahmern nach dem Plot oder schon mitten in der Auflösung die logische Fähigkeit des Zuschauers den einen oder anderen Fehler im System entdeckt. Bei "Sixth Sense" gibts den nicht. Allerdings muss man ein Faible für Geister haben und auch an diese glauben...grins. Der Plottwist wurde sozusagen sein Markenzeichen, das er in den nachfolgenden Filmen "Unbreakable", "The Village" und "Signs" nicht ablegte. Da aber die Zahl an Trittbrettfahrer-Filmen so gewaltig wurde und Tendenzen zu erkennen waren, dass der Zuschauer irgendwann die Nase voll hatte vor so viel Überraschung in den letzten Minuten des Films, folgten seine weiteren Filme "The Happening" oder "After Earth" anderen Schwerpunkten.  Es bliieb auch leider den meisten Nachfolgefilmen Shyamalan die Gunst der Kritik versagt. Obwohl der Nachfolger "Unbreakable" immer noch auf seine Wiederentdeckung wartet (denn er ist sein eigentliches Meisterwerk) und alle anderen Filme - mit Ausnahme des Megakassenflops "Das Mädchen aus dem Wasser" solide Kinoerfolge waren.



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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