Montag, 13. Oktober 2014

Snowpiercer

























Regie: Bong Joon Ho

Perpetuum mobile...

"Snowpiercer" heißt das US-Debüt des südkoreanischen Meisterregisseurs Bong Joon Ho, der mit Topfilmen wie "Memories of a Murder", "The Host" und "Mother" gemeinsam mit Park Chan Wook (Oldboy, I´m a Cyborg, Lady Vengeance, Stoker), Kim Je-Woon (Tales of two Sisters, I saw the Devil, The Last Stand) und Na Hong- jin (Yellow Sea, The Chaser) zu den ganz großen Filmemacher seiner Heimat zählt. Und auch sein internationales Debüt ist - abgesehen von ein paar kleinen Schwächen - ein echter Hammerfilm und zählt für mich auf alle Fälle zu den besten Filmen des Jahres. Der Film spielt in einer postapokalyptischen Zukunft, in der völlige Eiszeit herrscht und in der ein überlanger Zug seit nunmehr 17 Jahren rund um den Planeten reist und durch ein Perpetuum mobile angetrieben wird. Im Zug selbst herrscht ein Zweiklassensystem - wie damals in der guten alten Zeit als die Erde noch bewohnbar war - und die Unterschicht lebt im Zugende zusammengepfercht und unter erbärmlichen Bedinungen. Zu essen gibts von der herrschenden Klasse, die die vorderen Abteile bewohnt und ein Leben in Luxus führt. Immerhin bekommen die Armen, um sich nicht selbst aufzufressen, überriechende, dunkle Proteinscheiben, wo kein Mensch weiß, woraus die Nahrung hergestellt wird. Nachdem zum wiederholten Male Kinder von der herrschenden Klasse entführt worden sind und erneut einer der Unterdrückten durch eine drakonische Bestrafung einen Arm verliert, organisiert der rebellische Curtis (Chris Evans) und sein jüngerer Freund Edgar (Jamie Bell) mit der Unterstützung des alten Gilliam (John Hurt) einen Aufstand. Den Unterdrückten gelingt es sich durch die einzelnen Zugabteilungen immer mehr nach vorne zu arbeiten, trotz vielen bewaffneter Wachen, die die Reichen schützen. Es gelingt ihnen sogar den drogensüchtigen Namoong (Song Kang-Ho) und dessen Tochter Yona (Ko Ah-seong) aus dem Tiefschlaf im Gefängnis zu befreien. Der Mann hatte - bevor er beim Erbauer und Chef des Zuges,  Wilford (Ed Harris) in Ungnagde fiel - die Aufgabe die Schließmechanismen der Zugtüren zu konstruieren. Darüberhinaus können die Rebellen auch noch Mason (Tilda Swinton), eine enge Vertraute von Wilson als Geisel nehmen. Gute Voraussetzungen also bis ganz nach vorne durchkämpfen zu können. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg und das Gleichgewicht im Zug ist ein ganz wichtiger Faktor in diesem Konflikt...



der Eisbär am Ende mag zwar als Hoffnungsschimmer für ein Überleben im Schnee dienen, doch angesichts der drastischen Darstellung menschlicher Konflikte über Starke und Schwache, die auf der Zugfahrt eindrücklich gespiegelt wurden, muss man schon eher Mitleid mit dem imposanten weißen Tier haben, denn möglicherweise wird der Jäger, der in dieser Umgebung überleben konnte nun durch die Bestie Mensch wieder selbst zu Gejagten. Bong Jon-Ho hat aber gut daran getan keinen einzigen seiner Filmfiguren besonders sympathisch rüberkommen zu lassen. Selbst Anführer Curtis offenbart am Ende seine sehr dunkle Seite, die das Böse in jedem Menschen repräsentiert. Grandios sind die Szenenbilder im Zug selbst, auch die Kamera von Hong Kyung-pyo ist im Weltklasse-Niveau angesiedelt. Auf dem Höhepunkt der Reise wird der Kampf von einer etwas surreal anmutenden Szene in einer Schule unterbrochen, dazu werden auch noch Eier verteilt. Solche Sequenzen zeigen den großen Ideenreichtum des Südkoreaners. Im übrigen liebe ich ja Zugfilme über alles...angefangen von dem genialen Frühhitchcock "The Lady Vanishes" bis hin zu fast vergessenen Werken wie "Liebe nach Fahrplan", zu 70er Klassikern wie "Nevada Pass" oder "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" bis hin zu neueren Filmen wie "Transiberian", "Verschwörung im Berlin-Express", "Midnight Meat Train" oder "Wer mich liebt, nimmt den Zug".




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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