Sonntag, 26. Oktober 2014

Across the River

























Regie: Lorenzo Bianchini

Das Geheimnis des Waldes...

Ich könnte mir vorstellen, dass der italienische Gruselfilm "Across the River" (Original: Oltre il guado) von Lorenzo Bianchini am besten in einem ganz dunklen Kino funktioniert, noch besser mit ganz wenig Zuschauern.
Doch der Reihe nach: Marctropolis Filmentertainment, der diesen Film in Deutschland herausbrachte, ließ darüberhinaus die wunderbare Tradition des beinahe schon ausgestorbenen Vorfilms wieder aufleben und zeigt vor dem Hauptfilm den irischen Kurzfilm "Foxes" von Lorcan Finnegan aus dem Jahr 2011, der ca. 15 Minuten dauert und in einer mysteriösen Geschichte über ein Ehepaar berichtet, die in einer tristen Wohnsiedlung leben. Die Frau ist immer mehr von den Füchsen fasziniert, die ums Haus herumschleichen. 
Dieser Einstand passt perfekt zu dem nachfolgenden "Across the River", weil in beiden Filmen nur wenig gesprochen wird und auch im Hauptfilm Füchse vorkommen.
Die Werbung für den Film ist arg irreführend, denn als italienischen "Evil Dead" suggeriert man dem Genreliebhaber man hätte es mit einer blutigen Schlachtplatte im Wald mit vielen effektiven Dämonen zu tun. Weit gefehlt...zwar lässt sich der Film eher mit "Blair Witch Project" vergleichen, aber auch dieser Verweis trifft kaum den Charakter des Films.
Zuschauer, die Action und Spannung erwarten, sollten vielleicht auch die Finger von diesem Low Budget Film lassen - denn ich habe in diesem Jahr keinen Film gesehen, der seine Geschichte langsamer erzählt und sich so viel Zeit lässt. Im Grunde passiert auch nicht wirklich viel.
Wir beobachten den Natur- und Tierverhaltensforscher Marco (Marco Marchese), der ganz alleine arbeitet und momentan die Füchse, Rehe und Wildschweine in den dunklen und stark bewaldeten Grenzgebieten zwischen Italien und Slowenien erforscht. Um deren Verhaltensweisen zu dokumentieren und zu analysieren, verwendet er Foto- und Filmfallen. So kann er die Tiere betäuben und an ihnen Digicams zur weiterem Beobachtung befestigen. Immer wieder wertet er das Material aus und stößt aber dabei auf seltsame Abbildungen, die er sich nicht genau erklären kann. Auch die Cam, die sich am Körper des Fuchses befindet, gibt rätselhafte Schnappschüsse preis. Darüberhinaus ist das Wetter nicht besonders schön, es regnet in Strömen - zum Glück bietet sein Wohnmobil immer wieder den nötigen Schutz. Neugierig dringt er immer tiefer in die abgelegenen Wälder vor. Ein Fluß stellt die letzte Barriere dar, er weiß wenn er ihn überquert, dann ist er möglicherweise eine Weile von der Zivilisation abgeschnitten, denn der Pegel des Gewässers steigt. Nach einiger Zeit entdeckt Marco ein verlassenes Bergdorf. Zeitgleich wird ein alter Bauer im Gespräch mit seiner Frau eingeblendet, der dieses weit entfernte Bergdorf gut kennt und der weiß, dass in seinen Ruinen und Gemäuern ein entsetzliches Geheimnis bewahrt wird. Es geht dabei um zwei Schwestern, deren Schreie er manchmal in der Nacht im Wald noch hört...


Der Film hat eine sehr dichte Atmosphäre, vorausgesetzt man kann sich auf die teilweise schleppende Erzählweise einlassen, die in der Mitte des Films doch immer mal wieder kleine Hänger hat. Dennoch ist Lob für dieses Regiedebüt angebracht, denn durch ein ausgefeiltes Sounddesign, durch stimmungsvolle Geistermusik und durch düstere, schaurig-schöne Bilder, die die optische Kargheit des Horrorfilms noch unterstreichen, gibts dann doch beklemmende Momente. Vor allem, weil der Mann so einsam und allein, ganz auf sich selbst gestellt ist und möglicherweise auch noch zusätzlich mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert wird. Ein bisschen Found Footage Film ist auch dabei, aber auf logische italienische Weise, denn als Naturforscher kann der Mann Bilder und Geräusche gut gebrauchen, die ihm seine Nachtkameras und Mikrophone liefern. Die Wackeligen Bilder, die er da dann inspiziert passen dann auch wunderbar ins Konzept, ohne das es derart aufgesetzt wie bei den amerikanischen Verwandten wirkt, die die Kamera nie aus der Hand geben und flott drauf los filmen, auch dann noch wenn sie gerade von einem Monster gekillt werden.
Der Nachteil ist dann aber auch wieder, dass der Film auch immer mal wieder Gefahr läuft statisch zu werden. Was aber bleibt ist die dichte unheilvolle Stimmung, die am Ende auch nicht die erhofften Antworten gibt, die sich vor allem ein Wissenschaftler wünscht. Stattdessen wird der Radiohörer informiert. Ein guter Schlußakkord, wie ich finde und insgesamt findet sich bei Bianchinis Arbeit über die Geheimnisse des Waldes, doch etwas von dem eigenartigen Flair des 2010 verstorbenen Kultregisseurs Jean Rollin (Die eiserne Rose, Foltermühle der gefangenen Frauen).


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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