Regie: Lorenzo Bianchini
Das Geheimnis des Waldes...
Ich könnte mir vorstellen, dass der italienische Gruselfilm "Across
the River" (Original: Oltre il guado) von Lorenzo Bianchini am besten
in einem ganz dunklen Kino funktioniert, noch besser mit ganz wenig
Zuschauern.
Doch der Reihe nach: Marctropolis
Filmentertainment, der diesen Film in Deutschland herausbrachte, ließ
darüberhinaus die wunderbare Tradition des beinahe schon ausgestorbenen
Vorfilms wieder aufleben und zeigt vor dem Hauptfilm den irischen
Kurzfilm "Foxes" von Lorcan Finnegan aus dem Jahr 2011, der ca. 15
Minuten dauert und in einer mysteriösen Geschichte über ein Ehepaar
berichtet, die in einer tristen Wohnsiedlung leben. Die Frau ist immer
mehr von den Füchsen fasziniert, die ums Haus herumschleichen.
Dieser
Einstand passt perfekt zu dem nachfolgenden "Across the River", weil in
beiden Filmen nur wenig gesprochen wird und auch im Hauptfilm Füchse
vorkommen.
Die Werbung für den Film ist arg irreführend,
denn als italienischen "Evil Dead" suggeriert man dem Genreliebhaber man
hätte es mit einer blutigen Schlachtplatte im Wald mit vielen
effektiven Dämonen zu tun. Weit gefehlt...zwar lässt sich der Film eher
mit "Blair Witch Project" vergleichen, aber auch dieser Verweis trifft
kaum den Charakter des Films.
Zuschauer, die Action und
Spannung erwarten, sollten vielleicht auch die Finger von diesem Low
Budget Film lassen - denn ich habe in diesem Jahr keinen Film gesehen,
der seine Geschichte langsamer erzählt und sich so viel Zeit lässt. Im
Grunde passiert auch nicht wirklich viel.
Wir beobachten
den Natur- und Tierverhaltensforscher Marco (Marco Marchese), der ganz
alleine arbeitet und momentan die Füchse, Rehe und Wildschweine in den
dunklen und stark bewaldeten Grenzgebieten zwischen Italien und
Slowenien erforscht. Um deren Verhaltensweisen zu dokumentieren und zu
analysieren, verwendet er Foto- und Filmfallen. So kann er die Tiere
betäuben und an ihnen Digicams zur weiterem Beobachtung befestigen.
Immer wieder wertet er das Material aus und stößt aber dabei auf
seltsame Abbildungen, die er sich nicht genau erklären kann. Auch die
Cam, die sich am Körper des Fuchses befindet, gibt rätselhafte
Schnappschüsse preis. Darüberhinaus ist das Wetter nicht besonders
schön, es regnet in Strömen - zum Glück bietet sein Wohnmobil immer
wieder den nötigen Schutz. Neugierig dringt er immer tiefer in die
abgelegenen Wälder vor. Ein Fluß stellt die letzte Barriere dar, er weiß wenn er ihn überquert, dann ist er möglicherweise eine Weile von der Zivilisation abgeschnitten,
denn der Pegel des Gewässers steigt. Nach einiger Zeit entdeckt Marco
ein verlassenes Bergdorf. Zeitgleich wird ein alter Bauer im Gespräch
mit seiner Frau eingeblendet, der dieses weit entfernte Bergdorf gut
kennt und der weiß, dass in seinen Ruinen und Gemäuern ein entsetzliches
Geheimnis bewahrt wird. Es geht dabei um zwei Schwestern, deren Schreie er manchmal in der Nacht im Wald noch hört...
Der
Film hat eine sehr dichte Atmosphäre, vorausgesetzt man kann sich auf
die teilweise schleppende Erzählweise einlassen, die in der Mitte des
Films doch immer mal wieder kleine Hänger hat. Dennoch ist Lob für
dieses Regiedebüt angebracht, denn durch ein ausgefeiltes Sounddesign,
durch stimmungsvolle Geistermusik und durch düstere, schaurig-schöne
Bilder, die die optische Kargheit des Horrorfilms noch unterstreichen,
gibts dann doch beklemmende Momente. Vor allem, weil der Mann so einsam
und allein, ganz auf sich selbst gestellt ist und möglicherweise auch
noch zusätzlich mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert wird. Ein
bisschen Found Footage Film ist auch dabei, aber auf logische
italienische Weise, denn als Naturforscher kann der Mann Bilder und
Geräusche gut gebrauchen, die ihm seine Nachtkameras und Mikrophone
liefern. Die Wackeligen Bilder, die er da dann inspiziert passen dann
auch wunderbar ins Konzept, ohne das es derart aufgesetzt wie bei den
amerikanischen Verwandten wirkt, die die Kamera nie aus der Hand geben
und flott drauf los filmen, auch dann noch wenn sie gerade von einem
Monster gekillt werden.
Der Nachteil ist dann aber auch wieder, dass der Film auch immer mal wieder Gefahr läuft statisch zu werden.
Was aber bleibt ist die dichte unheilvolle Stimmung, die am Ende auch
nicht die erhofften Antworten gibt, die sich vor allem ein
Wissenschaftler wünscht. Stattdessen wird der Radiohörer informiert. Ein
guter Schlußakkord, wie ich finde und insgesamt findet sich bei
Bianchinis Arbeit über die Geheimnisse des Waldes, doch etwas von dem
eigenartigen Flair des 2010 verstorbenen Kultregisseurs Jean Rollin (Die
eiserne Rose, Foltermühle der gefangenen Frauen).
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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