Regie: Vincenzo Natali
Und täglich grüßt der Edgar...
Stell Dir vor es ist Murmeltiertag und du bist in einem Geisterhaus
gefangen. Vincenzo Natali, der Regisseur von "Cypher" oder "Splice"
hat mit seinem neuen Film "Haunter" fast schon eine Art Remake seines größten Erfolgs "Cube" gedreht.
Denn wie im unüberwindbaren würfel, der mehrere Menschen in seinem
tödlichen Labyrinth gefangen hält, ergeht es der 80er Jahre Familie
Johnson. Lisa (Abigail Breslin) wacht jeden Morgen durch die Stimme
ihres Bruders Robbie (Peter DaCunha) auf, der sie mittels Walkie Talkie
bittet zu ihm und seinem "imaginären" Freund Edgar (David Knoll) auf
Piratenschatzsuche zu gehen. Lisa lebt mit ihren Etern (Peter
Outerbridge, Michelle Nolden) und dem jüngeren Bruder in diesem Haus.
Sie ist Fan von David Bowie, The Cure oder Siouxsie and the Banshees.
Nach dem Wecken gibt es Frühstück. Der Vater versucht in der Garage das
Auto zu reparieren und die Mutter schickt Lisa in den Keller, um die
Waschmaschine zu füllen. Später stellt sich heraus, dass ein paar
Kleidungsstücke fehlen, es gibt Abendessen und die Familie schaut sich
gemeinsam am TV "Mord ist ihr Hobby" an. Eigentlich kein
Problem - diese famliäre Routine am Vortag des Geburtstags von Lisa.
Wenn sich nur nicht dieser Tag immer und immer von Neuem wiederholen
würde. Lisa ist die einzige der vierköpfigen Familie, die bemerkt, dass
der neue Tage nie kommen wird und sie im Haus und in genau diesem Tag
festsitzen. Und nun versucht Lisa verzweifelt einen Ausweg aus diesem Haus zu finden - sie ist auch die Einzige, die
im Laufe der Geschichte Kellertüren öffnet, Geheimnissen auf den Grund
geht und das Vergessen, dass die ganze Familie befallen hat zu
durchbrechen; Mehr sogar - sie kann mit einem Mädchen jenseits des
Spiegels Kontakt aufzunehmen und stellt dabei fest, dass sie genau wie
das Mädchen bereits lange Zeit tot ist. Und es wohnt auch noch ein böser
Mann (Stephen MacHattie) im Geisterhaus....
Was nach 10
Minuten als Horrorvariante von "und täglich grüßt das Murmeltier"
entlarvt wird, entwickelt sich dank Regisseur Natali immer wiederr in
neue Richtungen weiter. Der Film beginnt zwar mitten in diesem
Zeitschleifen-Dilemma, füllt die Szenen aber immer mehr mit sonderbaren Ereignissen. So bekommt die Famlie mal Besuch vom Pale Man, der
sich als neuer fieser Bösewicht empfielt und somit in die Fußstapfen von
schrecklichen Gestalten wie Reverend Kane (Poltergeist) oder Tall Man
(Phantasm - Das Böse) tritt. Nach einer guten halben Stunde ist auch
klar, dass Lisa und ihre Familie bereits tot sind. Und ab diesem
Zeitpunkt zündet der Regisseur denn auch sein riesengroßes Potpourri aus
verschiedenen Subgeneres des Horrorfilms. Großartig finde ich auch die
Hauptdarstellerin Abigail Breslin, die als typisch 80er Jahre
Teenagergöre eine Ausweg aus dem täglich wiederkehrenden Alptraum sucht
und dabei auch einem Serienkille begegnet, der im Haus seit den 50er
Jahren gewütet hat. Der Film mutet zwar teilweise als völlig überladen
an, aber seine Vorzüge sind dominant: Er er ist toll bebildert (Jon
Joffin), atmosphärisch stark und so bleiben auch kleine, scheinbar
unbedeutende Szenen in guter Horror-Erinnerung - etwa dann wenn Lisa zur
Entspannung ihre Klarinette nimmt und das Intro aus "Peter und der
Wolf" spilelt oder geradezu gespenstisch die Szenen, in der man sieht
wie das Haus vom Nebel umhüllt wird. Eine Flucht aus dem Geisterhaus mit
dem Rad ins Licht hat die Folge, dass Lisa immer wieder die Garage
ansteuert, wo der Vater schon auf sie wartet. Später wird Natali durch
die sich im Haus befindliche Olivia (Eleanor Zichy) zwei Zeiten in einer
Art Zwischenwelt zusammenfügen. Auf der einen Seite die Lisa der 80er,
die auf dem Dachboden eine VHS-Cassette findet und etwas später Olivias
Ipad zu bestaunen - ein so unbekanntes Gerät, bei dem die Aufforderung
der noch Lebendigen Olivia in der Jetztzeit einfach auf "Play" zu
drücken, erst nach ein paar Sekunden Nachdenken begriffen wird.
Es sind diese Kleinigkeiten, die "Haunter" in seinem Genre sehr überdurchschnittlich macht und auch das Ende
im Beisein der Familie hat in seinem offensichtlichen Happyend-Touch
einen ganz gewaltigen Widerhaken ala David Lynch. Gut gemacht, Mister
Natali !
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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