Regie: Steven Spielberg
Wir brauchen ein größeres Boot...
Das Seebad Amity Island gibt es nur im Roman von Peter Benchley,
der 1975 von Steven Spielberg unter dem gleichnamigen Titel "Jaws"
verfilmt wurde. Ein Touristenort, irgendwo an der Ostküste, der vor
allem in den Sommermonaten bei vielen Badegästen äusserst beliebt ist.
Der Ort selbst ist klein und idyllisch - hier kennt jeder jeden und hier
lebt auch der ehemalige New Yorker Martin Brody (Roy Scheider) als
örtlicher Polizeichef. Zu tun gibts für ihn nicht viel, hin und wieder
gibts Trouble wegen Teens, die einen fremden Gartenzaun durch eine
andere Farbe verunstaltet habe. Mit seiner Frau Ellen (Lorraine Gary)
hat er zwei kleine Söhne Michael (Chris Rebello) und Sean (Jay Mello).
Doch ein weißes Monster von 7,5 m Länge treibt sich im Meer vor der
Küste herum. Der Hai hat hier ein neues Revier gefunden und sein erstes
Opfer wird die hübsche Chrissie Watkins (Susan Backlinie), die nachts in
der Nähe vom Strand bei einer Fete war und dort einen Jungen (Jonathan
Filey) sieht, mit dem sie runter zum Strand läuft. Sie wollen schwimmen,
der Junge ist allerdings zu betrunken und sieht das Mädchen nur noch im
Meer schwimmen, dann pennt er am Ufer ein. Chrissie selbst wird in den
nächsten Minuten das Opfer eines Angriffs aus der Tiefe - man sieht den
Riesenfisch nicht. Man sieht nur das Mädchen im Wasser und wie sie
plötzlich etwas spürt, was sie aus dem Wasser kurz runtergezogen hätte.
Ein Schmerz, dann gehts auch schon um den aussichtslosen
Überlebenskampf, den sie im Schockzustand erlebt und dann verschwindet
die junge Frau in der Tiefe. Das Meer ist wieder ruhig. Der Mond scheint
auf das Wasser. Eine idyllische Atmosphäre kehrt wieder ein. Am anderen
Tag findet man dann die Überreste des Mädchens. Doch aufgrund der
Geschäftsleute, angeführt vom Bürgermeister Vaughn (Murray Hamilton)
entscheidet sich der Arzt aus der vermuteten Haiattacke einen Unfall
durch eine Schiffsschraube zu machen. Die Strände, die Brody schliessen
wollte, bleiben somit offen. Doch das ist eine katastrophale
Entscheidung, die dem kleinen Alexander Kinthner (Jeffrey Voorhees) das
Leben kostet. Direkt in Ufernähe wird er von einem Hai in Stücke
gerissen. Die Jagd auf das Monster beginnt. Es bilden sich engagierte
Bürgerwehren, die zur Jagd aufs Meer hinausfahren. Es findet sich auch
schnell die getötete Bestie, ein Tigerhai - dessen Gebißradius
allerdings zu klein erscheint. Zumindest für den Meeresbiologen Matt
Hooper (Richard Dreyfuß), der ein viel größeres Tier vermutet. Gemeinsam
mit dem grobschlächtigen Haifänger Quint (Robert Shaw) gehen Brody und
Hooper an Bord seines Bootes "Orca". Der Kampf mit der Bestie kann
beginnen...
...und irgendwann wird Brody "Wir brauchen ein
größeres Boot" anmerken, denn er hat als er den Köder ins Meer
hinauswarf den Gegner mal kurz gesehen, weil dieser für eine Sekunde
auftauchte. "Jaws" war nach "Duell" und "Sugarland Express", der dritte
Film des jungen Steven Spielberg, der als große Regiehoffnung gehandelt
wurde. Mit "Jaws" konnte er die Einspielergebnisse der bisherigen
erfolgreichsten Filme aller Zeiten wie "Vom Winde verweht", "Love Story"
oder "Der Pate" überrunden und war sogar der erste Film, der das
Blockbuster Kino in Hollywood begründete. Als dann mit "Star Wars"
dieser Erfolg fortgesetzt wurde, war das neue Film- Geschäftsmodell
nicht mehr aufzuhalten und es prägt heute mehr denn je die
Kinolandschaft. "Jaws" ist immer noch ein großartiger
Tierhorrorthriller, der auch nach mehrmaligen Sehen nichts von seiner
Fasznination eingebüsst hat. Spielberg hat mit diesem weißen Hai ein
Meisterwerk des Genres gedreht und erst im letzten Teil des Films ist
der Hai präsenter und öfters zu sehen. In der ganzen ersten Hälfte ist
er nie zu sehen, aber man spürt ihn. Immer dann wenn John Williams
unvergessener Score dramatisch ins Steigern gerät, dann weiß der
Zuschauer, dass sich da was nähert. Das Opfer bleibt ahnungslos, bis es
zu spät ist. Die besten Szenen hat der Film mit der Anfangssequenz, als
Chrissie im Meer schwimmt oder in der Szene als der Hai am
Unabhängigkeitstag sehr nah in Ufernähe auftaucht und in die kleine
Bucht schwimmt, wo sich ein paar Jungs (darunter Brodys Sohn Michael)
auf einem Boot befinden und im Nu in höchste Lebensgefahr geraten. Dabei
gelingt dem Kameramann Bill Butler die Gefahr so einzufangen, dass er
den Jungen im Wassse zeigt und die Kamera sich immer nähert, man hat
dann das Gefühl, dass der Fisch beängstigend nahe an ihm vorbeischwimmt.
Solche Szenen gibts sehr oft, dann werden sie wieder aufgelockert,
indem sich zwei Lausejungen mit einer Haifischflossenattappe im Meer den
Leuten am Strand einen Schrecken einjagen wollen. Die zweite Hälfte des
grandiosen Films gehört dann drei sehr guten Schauspielern Roy
Scheider, Richard Dreyfuß und Robert Shaw, dessen Charaktere sich prima
ergänzen und die den Kampf mit der Bestie aufnehmen. Unvergessen die
Szenen, wenn die gelben Fässer wieder im Wasser auftauchen. Für mich ist
und bleibt "Jaws" trotz vieler weiterer Blockbuster und Welterfolge der
beste Spielberg Film überhaupt. Mit "Jurassic Park" gelang ihm dann 18
Jahre später ein weiterer Weltklassebeitrag aus dem Bereich des
Tierhorrors.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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