Sonntag, 25. November 2012

Martyrium



Regie: Fabrice du Welz

Der Kreuzweg...

"Martyrium" ist ein belgisch-französischer Film aus dem Jahre 2004 von Fabrice du Wels, der vielleicht eher unter dem Titel "Calvaire - Tortur des Wahnsinns" bekannt ist. Der Film entstand noch vor den hochgelobten, spektakulären und brutalen Horrorfilmen ala France wie "High Tension", "Inside", "Martyrs" oder "Frontiers".
Im Zuge dieser Anerkennung der Fans, die der französische Horrorfilm inzwischen geniesst, kann bereits von einem Gütesiegel gesprochen werden und daher legte "Störkanal" den im letzten Jahrzehnt eher unbeachtete Film wieder auf.
Eine Veröffentlichung, die sich meiner Meinung nach sehr lohnt. Denn "Martyrium" ist ein äusserst surrealer Horrortrip, der völlig ohne die üblichen, zu erwartenden Genrezutaten auskommt.
Die Geschichte spielt um die Weihnachtszeit, irgendwo in Nordfrankreich. Der fahrende Sänger und Troubadour Marc Stevens (Laurent Lucas) zieht als eine Art One Man Show mit seinem Tourbus durch die Lande.
Sein Metier sind die Chansons und die Frauen, die für ihren Star Marc schwärmen.
In einem Altersheim absolviert er einen seiner Auftritte. Die Leiterin des Heims, Mademoiselle Vicky (Brigitte Lahaie) hat ein Auge auf ihn geworfen und macht ihm deutliche Avancen.
Aber auch die Heimbewohnerin Madame Langhoff (Gigi Coursigny) will dem Charmeur an die Wäsche.
Der Sänger will im nächsten Jahr wiederkommen, wie schon im Jahr zuvor. Marc fährt weiter Richtung Süden, wo in 2 Tagen der nächste Auftritt auf ihn wartet.
Er kommt anfangs gut vorwärts, doch das Wetter wird schlechter. Schnee, Nebel, schlechte Sicht. Zudem wird es auch bald dunkel. Als er durch ein fast schon verlassen wirkendes Dorf vorbeifährt, sieht er ein Hinweisschild auf ein Übernachtungsmöglichkeit. Der Weg führt durch einen Waldweg. Dann passiert auch noch im strömenden Regen eine Panne.
Ein etwas zurückgebliebener Mann kommt vorbei, dieser Boris (Jean Luc Couchard) sucht nach seinem Hund Bella. Der Fremde führt Marc in das arg heruntergekommene Hotel von Monsieur Bartel (Jackie Berroyer), der sich sehr seltsam benimmt, aber den Gast zuvorkommend bedient. Marc scheint der erste Gast seit langer Zeit zu sein. Bartel will sich auch um die Reparatur des Busses kümmern und warnt Marc gleichzeitig davor in die Nähe des Dorfes zu gehen, da die Leute dort sehr böse wären...


In "Martyrium" geht es vordergründig um eine altbekannte Geschichte. Man ist in einem abgelegenen Waldstück unterwegs und hat eine Panne am Auto, doch der Held der Geschichte scheint Glück zu haben, da in der Nähe eine Unterkunft zu finden ist. Er ahnt jedoch nicht, dass er dem Grauen begegnen wird.
Fabrice de Welz Geschichte verstört und lässt den Zuschauer ratlos zurück.
Ohne ersichtlichen Grund gerät Marc in einen Strudel aus Folter und Perversion. Dazu ist die Atmosphäre wie einem Alptraum, der nicht mal einen Funken von Hoffnung zulässt. In seiner Symbolik und seinen interpretationsreichen Andeutungen sowie in der Gestaltung erinnert der Film stellenweise an eine Hardcoreversion von Francois Ozons "Criminal Lovers", aber auch an Yim Pil-sungs "Hansel und Gretel" wird man etwas erinnert. Alles spielt sich im Wald ab, der gute alte Backwood Slasher erhält einen deutlichen Innovationsschub.
Der Film bietet auch durch eine sehr gute Kameraarbeit von Benoit Debie immer wieder auserlesene, herrlich morbide Bildern. Es wird ein Unwohlsein ausgelöst, dass einem mit diesen verstörenden Bildern unweigerlich in den Bann zieht. Besonders die unsympathischen Dorfbewohner (u.a. Philippe Nahon)sorgen dann sogar für ein immer bedrückenderes Feeling ala David Lynch.
Calvarie oder Kalvarienberg bezeichnet zunächst die Hinrichtungsstätte Jesu Christi vor den Toren Jerusalems. Heute werden so diese ungefähr lebensgroßen Nachbildungen der Kreuzigungsgruppe, oft auf kleinen Hügeln, bezeichnet. Von Katholiken werden diese Kruzifixstatuen als sakrale Stätten genutzt.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen