Montag, 26. November 2012

Blut an den Lippen



Regie: Harry Kümel

Flitterwochen in Ostende...

Valerie (Danielle Quimet) und Stefan (John Karlen) sind frisch vermählt, jung und attraktiv und machen ausgiebig Flitterwochen.
Sie wollen danach auch mit dem Schiff nach England, dort soll Stefans Mutter, eine reiche Adlige schonend darauf vorbereitet werden, dass der Sohnemann spontan und heimlich geheiratet hat.
Stefan meint, dass die Mutter die Heirat möglicherweise nicht gutheißt.
Als sie in der kalten Jahreszeit im belgischen Seebad Ostende ankommen, wirkt die Stadt menschenleer, denn es sind keine Touristen dort.
Sie quartieren sich in einem mondänen Hotel ein, dort ist auch niemand ausser dem älteren Portier (Paul Esser) zugegen.
Etwas später tauchen überraschenderweise mit der Gräfin Elizabeth Bathory (Delphine Seyrig) mit ihrer Zofe Ilona (Andrea Rau) zwei weitere Gäste auf. Die beiden Frauen zeigen großes Interesse an Valerie. Der Portier erkennt die Gräfin wieder, denn vor 40 Jahren als junger Mann war die schöne Frau schon einmal Gast in dem Hotel, komisch nur, dass sie nicht einen Tag gealtert zu sein scheint.
Die Frau gibt an eine Nachfahrin der berühmten ungarischen Blutgräfin Elisabeth Barthory (1560 bis 1614) zu sein.
Valerie und Stefan hingegen unternehmen am nächsten Tag einen Ausflug ins schöne Brügge, allerdings treibt sich dort ein Serienkiller herum, der es vor allem auf junge Frauen abgesehen hat. Vermehrt werden dort Leichen gefunden, die Opfer sind blutleer und mit klaffenden Wunden am Hals.
Valerie bemerkt mehr und mehr die dunklen Seiten ihres Mannes, er lügt und hat insgeheim sadistische Neigungen...


"Blut an den Lippen" heisst im Original "Les lèvres rouges" und ist eine belgisch-franzöisch-deutsche Coproduktion des belgischen Regisseurs Harry Kümel aus dem Jahr 1971.
Bei seinem Erscheinen als billiger Schundfilm tituliert, schaffte es der Film in all den Jahren zu einem Kultstreifen zu avancieren.
Das B-Picture reflektiert mit Vampirmotiven sexuelle und emotionale Macht und Ohnmacht. Alle vier Hauptfiguren des Films sind ihren Trieben unterworfen und begehren einander.
Eine der Hauptrolle wird von Delphine Seyrig (Der diskrete Charme der Bourgeoisie. Letztes Jahr in Marienbad) verköpert, sie spielt die elegante lesbische Vampirfrau als eine glamouröse Diva, die ihres ewigen Lebens überdrüssig scheint und ständig mit dem Feuer spielt, so bereitet es ihr auch lustvolles Vergnügen immer nur ganz knapp der aufgehenden Sonne zu entrinnen.
Damit ist sie eine Art Vorläufer von Catherine Denueve in Tony Scotts "Begierde".
Auch die Locations sind optimal, das verlassene Seebad hat einen ähnlichen morbiden Charme wie die Geschichte selbst.
Das luxuriöse Hotel ist genauso geheimnisvoll wie das Overlook Hotel in "Shining".

Ich fand den Film sehr unterhaltsam, vor allem ist er aber erotisch und gefällt in seiner dekadenten Machart.

Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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