Sonntag, 25. November 2012
Red State
Regie: Kevin Smith
Hassprediger, Schwule und Heimatschutz...
"Red State" ist einer der Bundesstaaten der USA mit republikanischer Mehrheit. Diese farbliche Kodierung wird vor allem bei der Präsidentschaftswahl in den Grafiken sichtbar, meistens im mittleren Westen taucht das Rot auf, die Demokraten erscheinen in Blau.
Der Mittlere Westen ist auch gleichzeitig das Land der Konservativen und auch der vielen fundamentalistischen Christen und Bibelgruppierungen.
Dort ist das Terrain der Ultrakonservativen und dort geschah auch das Massaker in Waco, Texas bei dem jedem Amerikaner das Blut in den Adern gefriert. 86 Mitglieder der religiösen Sekte Branch Davidians, daruner 21 Kinder, wurden damals vom FBI erschossen.
In Kansas befindet sich der Sitz der Westboro Baptist Church, dieser ominösen etwa 80-köpfigen Gemeinde des radikalen Predigers Fred Phelps, nach dessen Meinung der Tod von Soldaten sowie Erdbeben, Wirbelstürme und die Terroranschläge des 11. September 2001 Strafen Gottes für die Duldung von Homosexualität sind.
So sehr knallig und überzeichnenend sich die Geschichte in "Red State" anhört, sie hat reale Bezüge.
In dieser Gegend, in Coopers Dell, ist es auch nicht sonderlich von Vorteil homosexuell oder sonstwie sexuell freizügig zu sein. Auch die Fleischeslüste wie die des noch jungfräulichen Trios Travis (Michael Angarano), Jared (Kyle Gallner) und Billy Ray (Nicholas Ray) sind der ansässigen, erzreaktionären Five Points Trinity Church unter der Führung des Haßpredigers Abin Cooper (Michael Parks) ein Greuel vor dem Herrn.
Diese Gruppe protestiert bei der Beerdigung eines ermordeten, schwulen Teeangers mit den Transparenten "Anal Penetration = Eternal Damnation".
Aber diese Ereignisse registrieren die drei schwanzgesteuerten Freunde nur sekundär, im Moment gehts eigentlich nur ums Aufreissen von willigen Frauen.
Und dies könnte heute Abend funktionieren, denn Jared hat im Internet eine Lady kennengelernt, die gerne auch mal von 3 Männern simultane Freuden erleben würde.
Nichts wie hin, mit dem Auto von Travis Dad gehts aufs Land. Dort entpuppt sich die Frau (Melissa Leo) als frustriert wirkende, nicht sonderlich an Romantik oder prickelnder Erotik interessierte Person, vor dem Sex zu Viert soll es Bier geben, mindestens 2 Flaschen, und dann wirds wohl ziemlich abtörnend zur Sache gehen. Während die Jungs sich im Schlafraum des Wohnwagens ausziehen, macht sich aber auch schon das Betäubungsmittel bemerkbar. Jared wacht in einem abgedeckten Käfig auf, er hört religiöse Lieder...
Kevin Smiths Ausflug in die Welten von Tarantino oder der Coen Brothers beginnt wie ein ganz normaler Teenie-Slasher, mutiert aber bald zur grotesken Belagerung eines Gotteshauses durch eine Antiterror Einheit der Regierung.
Smith setzt aber nicht nur auf Horror, Action und Kompromisslosigkeit, er spielt auch seine Talente für guten Dialog aus, in der 10minütigen Sequenz spricht nur der wahnsinnige Hassprediger zu seiner Gemeinde und verkauft seine durchgeknallte, widerliche Message des Teufels so effektiv, dass die Gläubigen sie tatsächlich als Gottes gestrenges Wort ansehen.
Bei Kevin Smith bekommen alle konservativen Gruppierungen samt Heimatschutz oder Bibelkreis ihr Fett ab in einem extrem schwarzhumorigen Szenario. Lediglich des Predigers Enkelin Cheyenne (Kerry Bishé) zeigt ein bisschen Wärme und Menschlichkeit, da sie ihre Geschwister und Cousinen vor dem vielleicht kommenden Kugelhagel retten will.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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