Montag, 26. November 2012

Der Leichendieb

 


Regie: Robert Wise

Grabschänder in Edinburgh...

Das graue und dunkle Edinburgh im Jahr 1832: Die Wissenschaften sind auf dem Vormarsch und der angesehene Arzt Dr. Wolfe MacFarlane (Henry Daniell) unterrichtet die Studenten der Universität.
Auch Donald Fettes (Russell Wade) ist einer dieser Studenten, auf einem Friedhof sieht er wie ein kleiner Hund das frische Grab eines Jungen bewacht. Die Mutter des toten Kindes erzählt dem jungen Mann, dass sich schon seit längerer Zeit in Edinburgh Grabräuber herumtreiben, die Nachts die Toten wieder ausbuddeln, treiben ihr Unwesen und die Leichen an die Ärzte Schottlands verkaufen, damit diese an ihnen forschen können.
Fettes glaubt diesen Schilderungen nicht, er ist eher an den Erfolgen der Medizin interessiert. Vor allem der Fall der kleinen gelähmten Georgina Marsh (Sharyn Moffett) geht ihm nahe. Deren Mutter (Rita Corday) war bei Dr. MacFarlane und hat diesen gebeten die risikoreiche Operation an ihrer Kleinen durchzuführen. MacFarlane lehnte aber ab, er will seine Zeit leiber seinen Studien und dem Unterrichten widmen.
Heimlich lässt er aber den unheimlichen Kutschfahrer John Gray (Boris Karloff) für sich arbeiten, dieser Mann muss ihm Leichen als Lehrobjekte liefern. Zwischen den beiden Männern scheint ein starker Bann bzw. eine starke Abhängigkeit zu herrschen, ein Geheimnis verbinden die beiden, dass weit in die Vergangenheit zurückreicht und dies spürt auch der engagierte Fettes. Er ist richtig angewidert von diesem Leichendiebstahl, arrangiert sich aber ab diesem Moment damit, als der Arzt das junge Mädchen doch operieren will.
Durch die vielen Grabräubereinen werden die Friedhöfe immer mehr bewacht, aber woher soll jetzt die neuen Leiche kommen, die Georginas Operation möglich macht ? Fettes bittet Gray um Nachschub und ohne es zu wissen lässt er die Lage immer mehr eskalieren...

Ein schöner Grusler aus dem legendären RKO Val Lewton Zyklus, der die beiden 30er Jahre Horrorikonen Bela Lugosi und Boris Karloff noch einmal vereint. Lugosi spielt die Nebenrolle eines erpresserischen Dieners, Boris Karloff hat sogar die Schlüsselrolle des Gruslers inne. Sein John Gray ist eine Gestalt mit vielen dunklen Geheimnissen, der die Geschichte dominiert und den Arzt mit einer Vergangenheit so sehr an sich bindet. Er nennt diesen "Toddy" und ist sich sicher, dass der Arzt ihn nie wird abschütteln können. Die beiden Männer sind verhängnisvoll miteinander verbunden, was sich am Schluß bestätigen wird. 
Boris Karloff ist als Kutscher Gray einfach großartig: Er ist Todesbote und Wanderer zwischen den Welten, zu Hause im Ärztehaus wie auch in der Gosse. Er ist einerseits liebevoll dem kleinen Mädchen zugetan, behandelt den Arzt mit fiesestem Sarkasmus und präsentiert sich dem jungen Assistentsarzt mit formvollendeter, aber hintergründiger diabolischer Höflichkeit. Er ist einerseits abgrundtief böse, aber auch emotional tief verletzt. Er tötet kleine Hunde, streicht aber liebevoll eine Katze, während er mit der anderen Hand einen Mann erwürgt.
Robert Wise inszenierte den Film ähnlich wie Jacques Tourneur mit "Cat People" oder "Ich folgte einem Zombie" in subtiler Weise. Der Horror entsteht aus der Atmosüphäre und auch dem Nicht Gezeigten. Als die singende Bettlerin ermordet wird, hört man nur ihr Singen in der Nacht und plötzlich verstummt der intensive Gesang. Man weiss, dass sie gerade ermordet wurde.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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