Montag, 26. November 2012

Der Höllentrip


Regie: Ken Russell

Veränderter Zustand...

Wird der Geist vollständig von Außenreizen abgeschirmt, stellen sich bald
Halluzinationen und ein verändertes Bewusstsein ein. Reizdeprivation kann für neurologische und psychologische Experimente oder zur Bewusstseinserweiterung eingesetzt werden, zum Beispiel mittels eines Isolationstanks. Und in solch einem Tank befindet sich der hochbegabte und eigensinnige Wissenschaftler Eddie Jessup (William Hurt).
Zur Seite steht ihm seine Kollege Arthur Rosenberg (Bob Balaban). Beide Männer wollen den menschlichen Geist erforschen und neue Erkenntnisse über den Sinn des Lebens herausfinden.
Besonders Jessup ist ein beinahe vom Wahnsinn getriebener "Mad Scientist", der ordnet alles Private seinen Forschungen unter. Trotzdem lässt er sich auf eine Affäre mit der schönen Ärztin und Wissenschaftlerin Emily (Blair Brown) ein und heiratet die Frau.
Einige Jahre vergehen. Jessup ist mit seiner Ehe und seinem beruflichen Stillstand unzufrieden, am liebsten möchte er seine Tests von einst wieder aufnehmen. Denn noch immer glaubt der Universitätsprofessor, dass Bewusstseinszustände so real wie unser Wachzustand sein können.
Er reist nach Mexico und nimmt dort an der Ayahuasca-Zeremonie eines Indianerstammes teil.
Bei der Teilnahme an diesem Ritual und der erstmaligen Einnahme der entscheidenden Pflanze und Droge, erlebt er Rauschzustände, die ihn nicht mehr in Ruhe lassen und von denen er glaubt, dass sie ihn an den Ursprung allen menschlichen Lebens zurückbringen, zu dieser ersten menschlichen Seele.
Er nimmt immer regelmäßiger von dieser Droge ein, setzt sich wieder in seinen Isolationstank und versucht den geschätzten Kollegen Mason Parrish (Charles Haid) für die Experimente ins Boot zu holen.
Unkrontrollierbare, schreckenserregende Veränderungen beginnen und faszinierende Halluzinationen eröffnen ihm geheimnisvolle Welten und neue Dimensionen - die werden aber auch zur Gefahr für seine Mitmenschen. Denn tatsächlich verändert sich der Wissenschaftler und er verwandelt sich sogar zeitweise in einen Urzeitmenschen mit primitiven Jagdinstinkten...



Ken Russell drehte "Der Höllentrip" im Jahr 1980 und sein Genrebeitrag wurde rasch zu einem Kultfilm.
Dabei liefert das Drehbuch von Paddy Chayevsky nach dessen eigenem Roman eine sehr interessante neue und dennoch klassische "Dr.Jekyll und Mr. Hyde" Variante.
Typisch für Russell herrscht auch in "Der Höllentrip" eine stark symbolhafte Bildsprache, es hat ihm sicherlich irre viel Spass gemacht die eindrucksvollen Visionen in seine düstere Horrormär zu packen.
Geschickt montierte Farbkaskaden, Mikro-Aufnahmen und Überblendungen formulieren diese Rauschzustände, wie es sie in dieser Form wohl kein zweites Mal gegeben hat und die weit entfernt von den heutigen Computer Tricks und Effekten sind.
Dabei geht es nicht nur vordergründig um die Horrorgeschichte eines durchgeknallten Wissenschaftlers, sondern es gilt zu ergründen, inwiefern die menschliche Zeitgeschichte Bestandteil menschlicher DNS ist. Wie viel Erinnerung sind wir wirklich? Wo kommen unsere Instinkte her? Wo sind sie gespeichert – und wie kommt man da heran?
Der Film ist grandios, lediglich das abrupte Ende erscheint etwas banal und kitschig.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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