Montag, 13. April 2020

Der Leuchtturm














Regie: Robert Eggers

Insel des Wahnsinns...

Regisseur Robert Eggers ist ein echter Perfektionist, denn er ist bereits bekannt dafür, dass er seine Fantasy-Storys mit viel Recherche und historischer Akkuratesse erzählt. Alle Dialoge für seinen hochgelobten Debütfilm "The Witch" hatte er aus Zeitdokumenten zusammengetragen, die frühbäuerlichen Gewänder und landwirtschaftlichen Geräte genauestens rekonstruiert. Der Film sollte nicht aussehen, als sei er heute entstanden, sondern als stamme er direkt aus dem Jahr 1630. Auch sein zweiter Spielfilm zeichnet sich durch diese Detailtreue aus. Das groteske Horror-Kammerspiel "Der Leuchtturm" darf man als einen der symbolträchtigsten und rätselhaftesten Genrearbeiten des Kinojahres bezeichnen. Der Filmemacher erzählt darin von einem jungen und alten Mann, die um das Jahr 1890 eine vierwöchige Schicht als Leuchtturmwärter auf einer kleinen felsigen Insel an der Spitze Nova Scotias antreten. Die Insel gleicht aber eher einem besonders großen und häßlichen Felsen. Tom Wake (Willem Dafoe) ist der ältere der Beiden und hat das Sagen - der Jüngere, ein gewisser Ephraim Winslow (Robert Pattison) ist ihm unterstellt und fungiert als Gehilfe. Wake ist ein ehemaliger Seemann, kennt sich auf dem Meer bestens aus. Winslow dagegen ist Neuling, er hat vor dieser Anstellung als Holzfäller im Norden Kanadas gearbeitet. Der Alte erklärt sich selbst für das Licht und fürs Kochen verantwortlich und besteht darauf, dass nur er alleine die Nächte oben im Turm verbringen kann. Winslow entgegnet ihm aber immer wieder, dass die Vorschriften besagen, dass sich beide Männer bei den Schichten abwechseln müssten. Doch davon will der Alte nichts wissen und so muss der Jüngere die schweren körperlichen Arbeiten durchführen. Wake trinkt gerne mal etwas Alkohol, obwohl dies nicht erlaubt ist. Der Jüngere hält sich zuerst an diese Vorschrift und wird vom Wake dafür etwas verspottet. Bald entwickelt sich zwischen den beiden ungleichen Männern ein immer stärker werdender Konflikt, der noch zusätzlich verstärkt wird, als Winslow in seinem ganzen Frust mit der ungerechten Situation eine einäugige Möwe erschlägt. Diese Tat bringt nach Wakes Einschätzung von jetzt an nur noch Unglück. Und tatsächlich kommt das Ablööseschiff nach 4 Wochen nicht. Schuld daran ist wahrscheinlich ein heftiger Sturm, der den beiden Männern zu schaffen macht. Die Spannung nimmt zu, aber es stellt sich auch eine sonderbare Intimität zwischen den Beiden ein. Eine Katastrophe scheint unausweichlich...




Eggers setzt auf eine morbide und unheilvolle Atmosphäre mit starken schwarz weiß Bildern (Kameramann war Jarin Blaschke, der bereits in "The Witch" eine klasse Leistung ablieferte) und sehr viel Symbolik. Dabei ist der immer stärkere Wahnsinn an der Seite der beiden Männer. Vor allem Winslow plagen beängstigende Visionen. Es erscheint ihm eine Meerjungfrau, die von Valeriia Karamann gespielt wird, und eines Tages entdeckt er auch den Kopf seines Vorgängers. Sind dies Bilder in seinen Gedanken oder ist das alles real. Am Ende steht ein Todschlag und der Täter - total schwach um aufzustehen - wird von mehreren Möwen gefressen. Eggers hat mit "Der Leuchtturm" erneut einen interessanten Horrorbeitrag realisiert, der den Zuschauern mit Fragen zurücklässt. Keine leichte Kost und vor allem kein Unterhaltungsfilm. Wer dies erwartet, dürfte eher enttäuscht werden. Es geht um Tyrannei und um den Konkurrenzkampf unter Männern - Herrschaft und Unterwerfung und die damit verbundenen Konsequenzen. Eggers wurde von Matrosenmythen und der klassischen Mythologie inspiriert. Nachdem Winslow endlich das Licht erhalten hat und weiß, was im Licht ist, fällt er die Treppe des Leuchtturms hinunter fast zu Tode. Den Rest besorgen wie bereits erwähnt die gefräßigen und rachesüchtigen Möwen. Der Alkohol fungiert als Katalysator für sexuelle Phantasie und eine versteckte Homoerotik wird immer offensichtlicher. Dazu die ständige apokalyptische Drohung.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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