Montag, 13. April 2020

Jugend ohne Gott

























Regie: Alain Gsponer

Bedrückende Zukunft....

Der Roman "Jugend ohne Gott" des Schriftstellers Ödön von Horvath erschien 1937 und beschrieb die Charakter- , Gedanken- und Lieblosigkeit der Jugend im Dritten Reich. In dem Buch werden die Schüler, von denen die Geschichte handelt, nur mit Buchstaben benannt, sie sind s.g. Nummern in einem System ohne Individualiät. Nur die Leistung für die Gemeinschaft zählt und dieses System bringt natürlich radikale Systemträger, Mitläufer und auch Opportunisten hervor. Der Roman wurde bereits mehrfach verfilmt.
Der in Zürich geborene Regisseur Alain Gsponer ist für die Neuverfilmung aus dem Jahr 2017 verantwortlich und um den Stoff für die Jugend von Heute noch interessanter zu machen, versetze man den die Geschichte von der Nazizeit in eine nahe Zukunft. Statt des Faschismus hat sich in dieser gar nicht mehr so entfernten Zeit eine starke Gewinner-Verlierer Gesellschaft entwickelt. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass die heutige Jugend sehr stark durch die sozialen Medien geprägt sind sowie einem immer stärkeren Druck und Konkurrenzkampf unserer Gesellschaft der unsere Gedanken und unsere Handlungen beeinflusst. Resultat dieser Entwicklungen könnten ein Wertefall sein oder um es mit den Worten des Schriftstellers auszudrücken "eine Welt ohne Gott", was dann auch die Moral tötet.
Für den jungen talentierten Hauptdarsteller gabs am Ende den Bayrischen Filmpreis als Auszeichnung und bei den Deutschen Filmpreisen wurde immerhin das Szenenbild von Erwin Wladimirowitch Prib nominiert.
Interessant ist der Aufbau des Drehbuch, das von Alex Buresch und Matthias Pacht geschrieben wurde. Das Duo erzählt die Geschichte des Films aus vier verschiedenen Perspektiven, was dem Film eine gute Dynamik verleiht. Diese Erzählform ist zuerst für den Zuschauer etwas irritierend, aber sorgt auch für einen gewissen Sog. Die Handlung ist pychologisch gut durchdacht und erinnert auch an einige Dystopie-Movies aus den USA der letzten Jahre. Ausserdem hat mich "Jugend ohne Gott" ein bisschen an den deutschen Actionthriller "Boy 7" von Özgür Yildirim erinnert.
Ort der Handlung ist ein Assessment Camp in den Bergen, sehr idyllisch gelegen - dort findet das jährliche Auswahlverfahren für die wenigen Plätze an der rennomierten Eliteuniversität Rowald statt. Nur fünf der Schüler werden genommen. Daher ist harter Konkurrenzkampf angesagt, obwohl das Credo dieser Tests auch beinhaltet, dass man die Ziele gemeinsam schaffen soll. Die Teenager haben alle vermögende Eltern. Um die Teilnehmer jederzeit lokalisieren zu können, bekommen die Jugendlichen einen Sender unter die Haut implantiert.
Als Begründung nennen die Psycgologin Loreen (Anna Maria Mühe) und auch der Lehrer (Fahri Yardim) die Gefahr von illegalen Landstreichern in der Gegend, die die Gesellschaft verlassen haben und untergetaucht sind. Man soll solche Gesellschaftsverweigerer sofort melden, wenn man ihn begegnet.
Der Schüler Zack (Jannis Niewöhner) hebt sich vom Rest der Jugendlichen ab, denn er stellt im Innern das System in Frage. Sein Vater, ein Geschäftsmann, hat Selbstmord verübt und um dieses Trauma zu verarbeiten, ist es ihm erlaubt, dass er ein Tagebuch führt. Nadesh (Alicia von Rittberg) ist interessiert an dem Aussenseiter, doch Zack zeigt ihr die kalte Schulter. Eine schwierige Konstellation, da Zack und Nadesh ein Team bilden sollen. Der egoistische Titus (Jannik Schüman) rechnet fest damit, dass er am Ende in den Top5 liegt. Tatsächlich macht Zack Bekanntschaft mit einer Reihe von Jugendlichen, die sich illegal im Wald aufhalten und er verliebt sich in die hübsche Ewa (Emilia Schüle), mit der er eine heimliche Affäre beginnt. Das darf natürlich keiner wissen, doch die neugierige Nadesh liest in Zacks Tagebuch und wird auch Zeugin, dass Zack sich mit Illegalen unterhalten hat. Noch schweigt sie...




Ingesamt ist "Jugend ohne Gott" ein gelungener Dystopiebeitrag - er hat mir sogar besser gefallen wie viele seiner US-Verwandten, weil er das Thema doch subtiler behandelt und auch die Darsteller zu sehr guten Leistungen animiert hat. So imponiert der junge Jannis Niewöhner als jugendlicher Rebell und auch Jannik Schümann zeigt am Ende sein ambivalentes Hin- und Hergerissensein zwischen Gut und Böse.




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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