Regie: Gordon Hessler
Blutsauger in London...
Es gibt immer wieder Filme, die im Laufe der Zeit an Ansehen hinzugewinnen und dies gilt auch für den 1970 entstandenen britischen Science Fiction Horrorfilm "Scream and Scream Again" von Gordon Hessler, der in Deutschland unter dem Namen "Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse" im Kino lief. Im Original gibt es keinen Dr. Mabuse, wahrscheinlich hat sich der deutsche Verleiher von Namen des bekannten Filmschurken noch mehr Zuschauerzuspruch versprochen. Allerdings wurde der Film bei seiner Erstveröffentlichung übersehen, inzwischen hat er sich aber zu einem kleinen Kultklassiker gemausert. Kein Wunder, denn es ist einer der seltenen Filme in denen alle drei großen Horrorikonen Vincent Price, Christopher Lee und Peter Cushing mitspielen. Das Drehbuch dieser unterschätzten Amicus Produktion stammt von Christopher Wicking und basiert auf dem 1967 erschienenen Roman"„The Desorientated Man“, der "Peter Saxon“ zugeschrieben wird, einem Pseudonym, das in den 1960er und 1970er Jahren von verschiedenen Autoren verwendet wurde. Nach "The Oblong Box“ (1969) ist der Film die zweite Zusammenarbeit der Schauspieler Price und Lee mit Regisseur Hessler. Price und Lee haben nur eine kurze gemeinsame Szene im Höhepunkt des Films. Cushing ist in seiner kurzen Szene weder mit Price noch mit Lee zu sehen.Die Struktur des Films ist fragmentiert, da er zwischen drei Handlungssträngen wechselt. Ein Mann joggt durch die Londoner Innenstadt und bricht zusammen. Er wacht in einem Krankenhausbett auf. Die Krankenschwester (Ute Levka) , die ihn versorgt, gibt ihm Wasser und geht. Er zieht die Bettdecke herunter und stellt fest, dass sein rechter Unterschenkel amputiert wurde. Er schreit. Später wiederholt sich die Handlung, während auch seine anderen Gliedmaßen amputiert werden. An anderer Stelle kehrt Geheimdienstagent Konratz (Marshall Jones) in sein Heimatland zurück, einen unbekannten osteuropäischen totalitären Staat. Nach einer Befragung durch Hauptmann Schweitz (Peter Sallis) tritt Konratz um den Tisch herum und legt Schweitz eine Hand auf die Schulter, lähmt ihn und tötet ihn schließlich. Konratz wird später von seinem Vorgesetzten Major Benedek (Peter Cushing) für die Folterung der entflohenen Erika (Yutte Stensgaard) gerügt. Konratz tötet Major Benedek auf die gleiche Weise. In London untersucht Detective Superintendent Bellaver (Alfred Marks) von der Metropolitan Police die Vergewaltigung und Ermordung der jungen Frau Eileen Stevens. Bellaver geht mit dem jungen Gerichtsmediziner Dr. David Sorel (Christopher Matthews) in die Klinik ihres Arbeitgebers Dr. Browning (Vincent Price), doch er liefert keine nützlichen Informationen. Eine junge Frau, Sylvia (Judy Huxtable), wird in der Busted Pot Disco vom finsteren Keith (Michael Gothard) aufgelesen, der sie im Wagen mitnimmt. Sie wird von Keith getötet und ihre Leiche wird später blutleer aufgefunden. Die beiden jungen Frauen wurden offenbar von derselben Person vergewaltigt und ermordet. Bellaver schickt mehrere junge Polizistinnen los, um den Mörder zu fassen. Die Polizistin Helen Bradford (Judi Bloom), bewacht mit einem Draht und einem elektronischen Peilsender, geht in denselben Club, wo sie sich von Keith auflesen und wegfahren lässt. Die Polizei folgt ihr und trifft ein, kurz nachdem Keith sie angegriffen hat und scheinbar Blut aus ihrem Handgelenk trinkt. Mit scheinbar übermenschlicher Kraft wehrt Keith die festnehmenden Polizisten ab und fährt davon. Es folgt eine lange Verfolgungsjagd mit dem Auto und zu Fuß durch die Vororte Londons, bei der Keith sich bei einem Fluchtversuch die Hand abreißt, während er an die Stoßstange eines Polizeiautos gefesselt ist. Die Verfolgung endet auf einem Anwesen, wo Keith sich in einem Nebengebäude in einen Säurebottich wirft. Das Gebäude gehört Dr. Browning, der erklärt, dass er die Säure zur Zerstörung möglicher Krankheitserreger in seinen biologischen Experimenten verwendet. Bellaver wird angewiesen, seine Untersuchungen einzustellen, doch Sorel beschließt, allein weiterzumachen. In Begleitung von WPC Bradford begibt er sich zu Brownings Labor, während die Polizistin draußen im Auto auf ihn warten soll Judi Bradford und ihr Auto verschwinden. Bradford wacht gefesselt im selben Krankenhausbett auf, betreut von derselben Krankenschwester wie der zerstückelte Jogger. Die Erzählstränge laufen zusammen, als ein hochrangiger britischer Regierungsbeamter, Fremont (Christopher Lee), Konratz am Londoner Trafalgar Square trifft und sich bereit erklärt, alle Beweise im Austausch über mögliche Vampire in London gegen einen gefangenen Piloten herauszugeben. Kurz darauf geht Konratz zum Polizeipräsidium, um alle Beweise zu beseitigen, und tötet Bellaver. Zurück im Labor erfährt Sorel, dass Browning im Begriff ist, Bradford zu zerstückeln – als Teil eines Plans, Menschen durch zusammengesetzte Wesen zu ersetzen. Während sie kämpfen, entpuppt sich Browning als einer der zusammengesetzten Übermenschen. Konratz erscheint und ist wütend, dass Brownings Handlungen seinen Teil der Verschwörung durchkreuzt haben. Als Browning Bedenken äußert, kämpfen er und Konratz, wodurch die anderen entkommen können. Konratz wird im Laborraum in einen Säurebehälter gestoßen. Als Sorel und Bradford hinausgehen, erscheint Fremont und sagt ihnen, sie sollen auf ihn warten. Er geht zurück in den Raum und entpuppt sich im Gespräch mit Browning als zusammengesetzter Mensch. Dann überwältigt er Browning und stößt ihn in die Säure. Fremont geht mit Sorel und WPC Bradford. Als Sorel fragt, ob alles vorbei sei, sagt Fremont, es fange gerade erst an...
Das Thema Vampirismus taucht bedrohlich und immer wieder im Film auf und verschwindet wieder, und die Erschaffung einer ganzen Rasse menschengemachter Monster wird nun durch eine fortschrittlichere Wissenschaft als die von Dr. Frankenstein erreicht.Vincent Price, ein überempfindlicher Einsiedler und Okkultismus-Begeisterter, ist der bedrohlich umgängliche Leiter der Klinik, in der die Ereignisse und die neuen Übermenschen ihren Anfang nehmen. Es überrascht aber nicht, dass das Triumvirat innerhalb der engen Grenzen seiner funktionalen Klischees wenig Spielraum hat: Peter Cushing hat die geringste Chance (kaum mehr als eine Nebenrolle), während Christopher Lee immerhin einen dubiosen sehr hohen Beamten mimt, der mehr als nur Kentniss von diesen lebenden Leichen hat. Es ist nicht immer alles logisch, aber packend ist der Film auf alle Fälle. Die wilde Verfolgungsjagd eines Blutsaugers mit übermenschlichen Fähigkeiten ist für jeden Thrillerfan sehr reizvoll. Erst in der letzten Viertelstunde laufen die drei Handlungsstränge zusammen, vorher war alles absurd, aber dennoch irgendwie faszinierend.
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