Mittwoch, 2. Juli 2014

The Body (El Corpo)


























Regie: Oriol Paulo

Rache - ein Gericht, dass man eiskalt serviert...

Der Film ist nicht unbedingt logisch, aber extrem spannend. Und selbst Vorbild Alfred Hitchcock war kein Meister der Logik. Da wird dann mal kurzerhand in der sicheren Wohnung von Richard Hannay, während er schläft, seine ominöse Bekanntschaft Miss Anabelle Smith mit dem Messer von hinten ermordet, dabei sind die beiden Übeltäter vor und nach der Tat draussen auf der Straße und warten. Wo also fand Anabelle den Tod ? War sie draussen, obwohl sie wusste, dass dort ihre Mörder sind ? Keine Ahnung...jedenfalls macht man sich erst viel später (möglicherweise erst beim dritten Mal Schauen) Gedanken über die Logik der Szene, denn in dem Moment war man so überwältigt vor Spannung, dass man nur mit staunenden Augen das Gesehen verfolgte. Und genau dieser Struktur ist auch der spanische Psychothriller "The Body" (El Cuerpo) des Regieneulings Oriol Paulo verpflichtet. Der Mann hat aber schon alleine durch sein Drehbuch zu "Julias Eyes" von Guillem Morales eine sehr gute Referenz hinterlassen. Sein Debüt auf dem Regiesessel ist ein intelligenter Horrorthriller mit vielen Überraschungen und einem doppelten Boden. Und möglicherweise fällt man da als Zuschauer hinein, um gleich wieder auf den selben Trick hereinzufallen. Alles dreht sich um eine Tote. Denn die Karrierefrau Mayka Villaverde (Belen Rueda) war noch vor kurzem Leiche im örtlichen Leichenschauhaus, jetzt ist sie verschwunden. Der Wächter dort kann nichts sagen, denn er liegt im Krankenhaus auf der Intensivstation. Er muss wohl von dort panikartig geflohen sein, dann in den Wald gerannt und auf der Straße von einem Auto erfasst worden - nun liegt er auf der Intensivstation und ist nicht ansprechbar. Inspektor Jaime Pena (Jose Coronado) nimmt die Ermittlungen auf, der Mann hat immer noch nicht selbst nach vielen Jahren den tödlichen Autounfall seiner Frau überwunden, mit seiner Tochter, die mittlerweile in Berlin lebt, hat er wohl ein angespanntes Verhältnis. Jedenfalls ist der neue Fall sehr suspekt und sehr schnell kommt dem Ermittler der Verdacht, dass der Maykas jüngerer Ehemann Alex (Hugo Silva) etwas mit dem Verschwinden der Leiche zu tun haben könnte. Will der Witwer etwas vertuschen ? Seine Frau verfügte über ein riesiges Vermögen und Alex ist der Alleinerbe ? Hat er sie vielleicht sogar ermordet ? Fragen über Fragen. Doch der Totenschein lautet auf "Herzversagen". Der Zuschauer wird aber sehr schnell zu einer Art Mitwisser, denn es ist offensichtlich, dass Alex, der durch die aggressive Art seiner Frau, gehörig unter der Fuchten stand, eine jüngere Geliebte (Aura Garido) hat. Der Fall wird für alle Beteiligten kompliziert. Während der Inspektor in einem möglichen Mordfall und einem Leichenklau ermittelt, wird Alex immer mehr mit einer recht lebendigen Leiche konfrontiert...


Der Film verbindet seine vielen möglichen Varianten sehr dicht zu einer spannenden Einheit, die immer wieder durch neue Facetten durcheinandergewirbelt werden. So bleibt die Hochspannung bis zum Schluß gewahrt. Auch die Protagonisten sind äusserst interessant. Ein sehr unkonventioneller Ermittler, der sehr schnell mal die Kontrolle verliert. Ein Ehemann, der Dreck am Stecken hat, aber selbst Opfer einer Rache zu werden scheint. Eine tote, aber doch sehr lebendige Ehefrau, die für ihre derben Späße auch schon zu lebzeiten berüchtigt war. Und eine hübsche Geliebte, die mit der neuen Situation hoffnungslos überfordert zu sein scheint und versucht Alex zu überreden, einfach die Flucht aus diesem undurchsichtigen und äusserst gefährlichen Szenario anzutreten. "The Body" spielt gekonnt mit Thriller- und Horrorelementen und hält die letzte Karte bis zum Ende geschickt verborgen. Ein Thriller über abgründige Motive und noch abgründigere Rachepläne.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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