Regie: Oriol Paulo
Rache - ein Gericht, dass man eiskalt serviert...
Der Film ist nicht unbedingt logisch, aber
 extrem spannend. Und selbst Vorbild Alfred Hitchcock war kein Meister 
der Logik. Da wird dann mal kurzerhand in der sicheren Wohnung von 
Richard Hannay, während er schläft, seine ominöse Bekanntschaft Miss 
Anabelle Smith mit dem Messer von hinten ermordet, dabei sind die beiden
 Übeltäter vor und nach der Tat draussen auf der Straße und warten. Wo 
also fand Anabelle den Tod ? War sie draussen, obwohl sie wusste, dass 
dort ihre Mörder sind ? Keine Ahnung...jedenfalls macht man sich erst 
viel später (möglicherweise erst beim dritten Mal Schauen) Gedanken über
 die Logik der Szene, denn in dem Moment war man so überwältigt vor 
Spannung, dass man nur mit staunenden Augen das Gesehen verfolgte. Und 
genau dieser Struktur ist auch der spanische Psychothriller "The Body" 
(El Cuerpo) des Regieneulings Oriol Paulo verpflichtet. Der Mann hat 
aber schon alleine durch sein Drehbuch zu "Julias Eyes" von Guillem 
Morales eine sehr gute Referenz hinterlassen. Sein Debüt auf dem 
Regiesessel ist ein intelligenter Horrorthriller mit vielen 
Überraschungen und einem doppelten Boden. Und möglicherweise fällt man 
da als Zuschauer hinein, um gleich wieder auf den selben Trick 
hereinzufallen. Alles dreht sich um eine Tote. Denn die Karrierefrau 
Mayka Villaverde (Belen Rueda) war noch vor kurzem Leiche im örtlichen 
Leichenschauhaus, jetzt ist sie verschwunden. Der Wächter dort kann 
nichts sagen, denn er liegt im Krankenhaus auf der Intensivstation. Er 
muss wohl von dort panikartig geflohen sein, dann in den Wald gerannt 
und auf der Straße von einem Auto erfasst worden - nun liegt er auf der 
Intensivstation und ist nicht ansprechbar. Inspektor Jaime Pena (Jose 
Coronado) nimmt die Ermittlungen auf, der Mann hat immer noch nicht 
selbst nach vielen Jahren den tödlichen Autounfall seiner Frau 
überwunden, mit seiner Tochter, die mittlerweile in Berlin lebt, hat er 
wohl ein angespanntes Verhältnis. Jedenfalls ist der neue Fall sehr 
suspekt und sehr schnell kommt dem Ermittler der Verdacht, dass der 
Maykas jüngerer Ehemann Alex (Hugo Silva) etwas mit dem Verschwinden der
 Leiche zu tun haben könnte. Will der Witwer etwas vertuschen ? Seine 
Frau verfügte über ein riesiges Vermögen und Alex ist der Alleinerbe ? 
Hat er sie vielleicht sogar ermordet ? Fragen über Fragen. Doch der 
Totenschein lautet auf "Herzversagen". Der Zuschauer wird aber sehr 
schnell zu einer Art Mitwisser, denn es ist offensichtlich, dass Alex, 
der durch die aggressive Art seiner Frau, gehörig unter der Fuchten 
stand, eine jüngere Geliebte (Aura Garido) hat. Der Fall wird für alle 
Beteiligten kompliziert. Während der Inspektor in einem möglichen 
Mordfall und einem Leichenklau ermittelt, wird Alex immer mehr mit einer
 recht lebendigen Leiche konfrontiert...
Der Film verbindet seine vielen 
möglichen Varianten sehr dicht zu einer spannenden Einheit, die immer 
wieder durch neue Facetten durcheinandergewirbelt werden. So bleibt die 
Hochspannung bis zum Schluß gewahrt. Auch die Protagonisten sind 
äusserst interessant. Ein sehr unkonventioneller Ermittler, der sehr 
schnell mal die Kontrolle verliert. Ein Ehemann, der Dreck am Stecken 
hat, aber selbst Opfer einer Rache zu werden scheint. Eine tote, aber 
doch sehr lebendige Ehefrau, die für ihre derben Späße auch schon zu 
lebzeiten berüchtigt war. Und eine hübsche Geliebte, die mit der neuen 
Situation hoffnungslos überfordert zu sein scheint und versucht Alex zu 
überreden, einfach die Flucht aus diesem undurchsichtigen und äusserst 
gefährlichen Szenario anzutreten. "The Body" spielt gekonnt mit 
Thriller- und Horrorelementen und hält die letzte Karte bis zum Ende 
geschickt verborgen. Ein Thriller über abgründige Motive und noch 
abgründigere Rachepläne. 
Bewertung: 9 von 10 Punkten. 







Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen