Mittwoch, 9. Juli 2014

Lessons of the Evil




Regie: Takashi Miike

Der beliebteste Lehrer...

Takashi Miikes neue Filme sind allesamt sehr interessant. Nach den beiden hervorragenden Samurai-Remakes "13 Assassins" und "Hara Kiri" konnte er auch mit seiner ultracoolen Gerichtsverhandlung in "Ace Attorney" überzeugen: Mit "Lessons of the Evil" kehrt er ein bisschen zurück zu den früheren Gewaltexzessen zurück, die er allerdings in diesem geplanten und gar nicht verzweifelten Amoklauf eines Lehrers schrill überzeichnet und ein kleines groteskes Meisterwerk abliefert.
Es ist ein bisschen vom Kultfilm "Battle Royale" dabei, aber auch Tetsuya Nakashimas genialem Meisterwerk "Geständnisse". Die Anfangsszene ist eine Rückblende, was vor 18 Jahren geschah. Dort sorgen sich die Eltern eines 14jährigen Jungen, denn der Vater sieht in seinem Sprößling einen unberechenbaren Killer. Während sich die Eltern unterhalten, öffnet sich eine Tür. Und der Zuschauer weiß, dass jetzt das letzte Stündtchen für das Paar geschlagen hat. In der Gegenwart ist der allseits beliebte Lehrer Hasumi Seji (Hideaki Ito) ein Englischlehrer an der Shinko Academy, einer sehr rennomierten privaten Hochschule. Er ist erst seit einem Jahr hier, denn beim früheren Arbeitsplatz ereignete sich ein rätselhafter Massensuizid seiner Schüler. Hier beim neuen Wirkungskreis sind die Probleme überschaubarer. Hasumi würde gerne den intelligenten Schüler Hayami Keisuke (Sometani Shota) der Schummelei überführen, denn die Schüler kommunizieren  heimlich mit ihren Handys über  die Prüfungsfragen und deren Lösungen. Ausserdem ist Mobbing ein Thema an der Schule. Der Vater der jungen Kiyota Rina (Fujii Takemi) ist überzeugt davon, dass seine Tochter Opfer ist. Da sowohl Lehrer und Schüler nicht unatrraktiv sind, bleibt gegenseitige Begierde und deren Ausleben nicht aus. So wird die junge Yashura Miya (Erina Mizuno) vom Lehrerkollegen Shibahara Tetsuro (Takayuki Yamada) sexuell genötigt. Ausserdem ist der Kunstlehrer Kume Takeki (Hira Takehiro) in eine Affäre mit dem Schüler Maejima Masahiko (Kento Hayashi) verstrickt. Hasumi ist zuerst Ansprechpartner für Miya, doch er lässt sich auch sexuell auf das in ihn verliebte Mädchen ein. Beobachter des alltäglichen Szenarios auf der Highschool ist der unscheinbare Lehrer Tsuri (Mitsuru Fukikoshi), der sich sehr stark für den Werdegang des neuen Lehrers zu interessieren beginnt, da er hinter der glitzernden Oberfläche des Kollegen Geheimnisse vermutet. Und die gibts tatsächlich...


 Takashi Miike erweist in seinem gemeinen Film als Freund er deutschen Literatur. Nicht nur Brechts Dreigroschenoper und die Moritat von Mackie Messer (sowohl klassisch als auch als Jazzversion) findet eine dramaturgisch wichtige Verwendung, auch Goethes "Werther" sowie Odins Raben Hugin und Munin aus der nordischen Mythologie werden zitiert. Miike zeigt den Bösewicht wie er voller Genuß und ohne Erbarmen Jagd auf unschuldige Schüler macht. Zuerst kommen die eher unbequemen dran, dann werden alle mit der Knarre attackiert. Einen Schuldigen hat er natürlich auch in seinem teuflischen Plan. Das Serienkillergemetzel ist auch Rückkehr zu Miikes exzessiven Brutalpoetischen Werken wie "Ichi, der Killer" oder "Audition". Allerdings mit weitaus weniger Skandalträchtigkeit, denn der fiese, überzogene Humor kommt dabei nicht zu kurz.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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