Regie: Takashi Miike
Der beliebteste Lehrer...
Takashi Miikes neue Filme sind allesamt sehr interessant. Nach den
beiden hervorragenden Samurai-Remakes "13 Assassins" und "Hara Kiri"
konnte er auch mit seiner ultracoolen Gerichtsverhandlung in "Ace
Attorney" überzeugen: Mit "Lessons of the Evil" kehrt er ein bisschen
zurück zu den früheren Gewaltexzessen zurück, die er allerdings in
diesem geplanten und gar nicht verzweifelten Amoklauf eines Lehrers
schrill überzeichnet und ein kleines groteskes Meisterwerk abliefert.
Es
ist ein bisschen vom Kultfilm "Battle Royale" dabei, aber auch Tetsuya
Nakashimas genialem Meisterwerk "Geständnisse". Die Anfangsszene ist
eine Rückblende, was vor 18 Jahren geschah. Dort sorgen sich die Eltern
eines 14jährigen Jungen, denn der Vater sieht in seinem Sprößling einen
unberechenbaren Killer. Während sich die Eltern unterhalten, öffnet sich
eine Tür. Und der Zuschauer weiß, dass jetzt das letzte Stündtchen für
das Paar geschlagen hat. In der Gegenwart ist der allseits beliebte
Lehrer Hasumi Seji (Hideaki Ito) ein Englischlehrer an der Shinko
Academy, einer sehr rennomierten privaten Hochschule. Er ist erst seit
einem Jahr hier, denn beim früheren Arbeitsplatz ereignete sich ein
rätselhafter Massensuizid seiner Schüler. Hier beim neuen Wirkungskreis
sind die Probleme überschaubarer. Hasumi würde gerne den intelligenten
Schüler Hayami Keisuke (Sometani Shota) der Schummelei überführen, denn
die Schüler kommunizieren heimlich mit ihren Handys über die
Prüfungsfragen und deren Lösungen. Ausserdem ist Mobbing ein Thema an
der Schule. Der Vater der jungen Kiyota Rina (Fujii Takemi) ist
überzeugt davon, dass seine Tochter Opfer ist. Da sowohl Lehrer und
Schüler nicht unatrraktiv sind, bleibt gegenseitige Begierde und deren
Ausleben nicht aus. So wird die junge Yashura Miya (Erina Mizuno) vom
Lehrerkollegen Shibahara Tetsuro (Takayuki Yamada) sexuell genötigt.
Ausserdem ist der Kunstlehrer Kume Takeki (Hira Takehiro) in eine Affäre
mit dem Schüler Maejima Masahiko (Kento Hayashi) verstrickt. Hasumi ist
zuerst Ansprechpartner für Miya, doch er lässt sich auch sexuell auf
das in ihn verliebte Mädchen ein. Beobachter des alltäglichen Szenarios
auf der Highschool ist der unscheinbare Lehrer Tsuri (Mitsuru
Fukikoshi), der sich sehr stark für den Werdegang des neuen Lehrers zu
interessieren beginnt, da er hinter der glitzernden Oberfläche des
Kollegen Geheimnisse vermutet. Und die gibts tatsächlich...
Takashi
Miike erweist in seinem gemeinen Film als Freund er deutschen
Literatur. Nicht nur Brechts Dreigroschenoper und die Moritat von Mackie
Messer (sowohl klassisch als auch als Jazzversion) findet eine
dramaturgisch wichtige Verwendung, auch Goethes "Werther" sowie Odins
Raben Hugin und Munin aus der nordischen Mythologie werden zitiert.
Miike zeigt den Bösewicht wie er voller Genuß und ohne Erbarmen Jagd auf
unschuldige Schüler macht. Zuerst kommen die eher unbequemen dran, dann
werden alle mit der Knarre attackiert. Einen Schuldigen hat er
natürlich auch in seinem teuflischen Plan. Das Serienkillergemetzel ist
auch Rückkehr zu Miikes exzessiven Brutalpoetischen Werken wie "Ichi,
der Killer" oder "Audition". Allerdings mit weitaus weniger
Skandalträchtigkeit, denn der fiese, überzogene Humor kommt dabei nicht
zu kurz.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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