Regie: James Whale
Der Wissenschaftler, der Leben erschuf...
Selbst Zuschauer, die "Frankenstein" zum ersten Mal sehen, dürften
auf viele bekannte Szenen stoßen: Die Erschaffung des Monsters (Boris
Karloff) unter dem tosenden Himmel in einem Turm, wo der junge Baron Dr.
Henry Frankenstein (Colin Clive) mit seinem buckligen Diener Fritz (Dwight
Frye) sein Labor hat und ein extremes Gewitter braucht, um seinen
persönlichen (Alp)traum zu erfülen: Die Erschaffung eines Menschens. Das
Monster auf dem Operationstisch liegend, wie es sich langsam bewegt und
das berühmte Close up in sein Gesicht, die Kamera fängt ein Wesen ein,
dass undurchsichtig wirkt, die Augen verraten nichts über die Gesinnung.
Doch Fritz ist beim Klau in der Universität ein Mißgeschick passiert.
Der Glasbehälter mit dem "normalen Gehirn" ging durch einen jähen
Glockenschlag zu Boden und so musste alternativ auf "anormales Gehirn"
zurückgegriffen werden, das einem Schwerverbrecher gehört. Die
Frankensteins geben ein Fest, Henry ehelicht endlich seine große Liebe
Elizabeth (Mae Clark), doch die hat üble Vorahnungen am Tag der
Hochzeit. Während das ganze Dorf im Freudentaumel versinkt, meuchelt das
Monster den Wissenschaftler Prof. Waldman (Edward VanSloane), während
dieser das Monster, das man für tot hält, sezieren will. Dann eine
weitere berühmte, oftmals kopierte Szene mit dem Kind am See. Die kleine
Maria (Marilyn Harris) wird Opfer des Monsters. Aber nicht weil dieser
so gewalttätig agiert wie bei Fritz oder Dr. Waldman, sondern aus reiner
Unwissenheit. Das Mädchen machte den Fehler Blumen ins Wasser zu
werfen, die dann auf der Wasseroberfläche liegen. Ein Schubs ins Wasser,
doch Maria kann nicht schwimmen. Verstört wandert die flüchtige Bestie
in Richtung Dorf. Dort wird gefeiert, aber der Vater des Kindes betritt
die Szenerie mit dem toten, ertrunkenen Kind im Arm. Jäh finden die
Feierlichkeiten ein Ende. Der Mob mit brennenden Fackeln sucht nach dem
Mörder der Kleinen und es gibt keinen Zweifel an der Gesinnung der
lynchfreudigen Menge...
Im Prolog von James Whales
Klassiker "Frankenstein" wird der Zuschauer auf die faszinierende und
äusserst verstörende Geschichte aufmerksam gemacht. Ist er mental stark
genug für diesen Horror ? Zu gerne war es der Zuschauer, denn der
Produktion von Carl Laemmle gelang 1931 ein Riesenhit und einer der
einflussreichsten Horrorfilme aller Zeiten. Dutzende Male kopiert,
persifliert...man kennt die Abfolge der Geschichte genau. Boris Karloff
schafft mit seinem Aussehen und seiner tragischen und beinahe
sehnsüchtigen Performance einer der bekanntesten Figuren des Genres, er
hat einen festen Platz in der Geschichte des Kinos. Seine Figur wirkt
kindlich und rührend, auch wenn sie Schrecken verbreitet und so gar
nicht zu Kontrollieren ist. Dies ist vielleicht das große Manko des
Werks eines Wissenschaftlers, der wie Gott sein wollte. Das Ende hätte
vielleicht merklich düsterer ausfallen sollen. Aber so war immerhin die
genauso geniale Fortsetzung "Frankensteins Braut" machbar.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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