Donnerstag, 18. September 2014

Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes





















Regie: Robert Fuest

Vincent Price und die 10 Plagen...

Immer diese grausamen Wettrennen gegen die Zeit in den neuen Horrorfilmen: Das potentielle Opfer hat nur sechs Minuten zur Verfügung, um einen Schlüssel operativ aus dem Körper seines Jungen zu entfernen und damit den Schließmechanismus des Operationstisches zu lösen. Sechs Minuten: die ab sofort ablaufen, denn nach Ablauf dieser nur sehr kurzen Frist wird sich durch eine perfide Vorrichtung an der Decke Säure auf den Tisch ergießen und den Patienten bis zur Unkenntlichkeit verätzen. Hört sich sehr nach Jigsaws "Saw" Methoden an, ist aber schon viel früher gezeigt worden. In Robert Fuests optisch brillanten Brithorror-Classic "Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes" aus dem Jahr 1971 mit dem unvergessenen Vincent Price in einer seiner besten Rollen als unerbittlichem Rächer.
Der fiese Vollstrecker sagt in dem Film kein einziges Wort direkt, sondern nur mittels Mikrophon und Lautsprechern. Wenn Phibes etwas zu sagen hatte, blieb sein Mund geschlossen,  die Bewegungen an der Halsmuskulatur suggerieren dem Zuschauer aber das Gefühl , als würde er sprechen. Völlig schweigsam, mit Ausnahme ihres Todesschreis, bleibt Phibes Assistentin Vulnavia (Virgina North), die die ominöse 10er Mord- und Racheorgie manchmal auf der Geige begleitet oder aber mit ihrem schönen Afghanen Windhund dem Szenario einfach nur als Zuschauerin beiwohnt. Sie fugiert aber in vielen Fällen als todbringede Helfeshelferin.
Dieser Anton Phibes (Vincent Price) , ein virtuoser Orgelspieler, ist seit einem Autounfall im Jahr 1921 grausam entstellt. Aber er lebt - obwohl er offiziell auf dem Friedhof in der Familiengruft seine letzte Ruhestätte beigesestzt sein sollte. Im Jahr 1921 war es als seine geliebte Frau (Caroline Munro) starb. Die Frau wurde ein Opfer von inkompetenten Ärzten und Schwestern, 10 an der Zahl, und nach seinem offiziellen Ableben beginnt der Rächer, der auch Theologie studiert hat, mit seinen detaillierten Pläne, alle 10 Verantwortlichen zu töten. Inspektor Trout (Peter Jeffrey) ist mit dem ersten Fall betraut - ein Mediziner wurde das Opfer eines nächtlichen Fledermausschwarms. 
Die phantasievollen Methoden, mit denen die Ärzteschaft zu Tode kommt, sorgt natürlich für Furore und sehr bald ist klar, dass der Mörder die 10 biblischen Plagen, die Ägypten im Alten Testament widerfuhr, als Inspiration für seine Rache ausgewählt hat.
Der Zuschauer darf sich also neben den Gesichter nagenden Fledermäusen auf Bienen, Froschmasken, Blutentleerung, Eismaschine und Hagel, Ratten im Flugzeug, Messinghörner, Heuschrecken, Finsternis und den Tod des Erstgeborenen freuen. Weniger erfreut ist Dr. Vesalius (Joseph Cotten), dessen Sohn Lem (Sean Bury) in große Gefahr gerät....
 



Robert Fuest hat neben "Das Schreckenskabinett des  Dr. Phibes" noch einen weiteren tollen Klassiker des britischen Horrorfilsm hinterlassen. "And soon the Darkness" entstand 1970 kurz vor den beiden schwarzhumorigen Phibes Filmen und wurde erst vor kurzem durch ein gleichnamiges Remake mit Amber Heard von den Horrorfans wiederentdeckt und gefeiert. Ansonsten bemerkt man in "Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes" auch den Einfluss der britischen Kultserie "Mit Schirm, Charme und Melone" - Fuest hat ind en 60ern einige Folgen dieser grandiosen Agentenserie um Emma Peel und John Steed inszeniert.  Nach den Phibes Filmen wurde es still um Fuest - kein Wunder, da auch sein US-Film "Nachts, wenn die Leichen schreien" damals verheerende bis vernichtende Kritiken erhielt. "Dr Phibes" allerdings ist visuell hervorragend gestaltet und schwelgt in seiner äusserst bemerkenswerten Ausstattung. Darüberhinaus ist das Werk sehr fies und schwarzhumorig. Unvergessene Szenen für mich sind die erdrückende Froschmaske und die Mordszene im Club, bei dem der britische Gentleman nur daran interessiert ist seine Zeitung zu lesen, während Scotland Yard gerade vor seinen Augen einen Toten in der Tür von einem riesigen Messinghorn befreit. Auch die Szene des erfrorenen Arztes in seiner Limousine ist umwerfend gut gestaltet. Für mich ein total empfehlenswerter Klassiker, der in den britschen Elstree Studios gedreht wurde und auch optisch eine klare Verwandtschaft zu den Hammermovies nicht leugnen kann.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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