Regie: Alex de la Iglesia
Die Hexen von Zugarramurdi...
Alex de la Iglesia stammt aus Bilbao und gilt zu Recht als Spaniens
schrillster Regisseur. Auf sein Konto gehen skurrile Werke wie "El Dia
de la Bestia" und "La Comuniadad". In letzterem Film spielt Carmen
Maura, die durch die 80er Jahre Werke von Pedro Almodovar bekannt wurde,
eine Maklerin die eine Menge Schotter in einer Wohnung findet. Der
schwarzhumorige Thriller wurde mit großen Vorbildern von Polanski und
Hitchcock verglichen. Es folgten "Ein ferpektes Verbrechen" und "The
Oxford Murders". Mit "Mad Circus" entstand 2010 sein bislang
ambitioniertester Film um zwei sich bis in den Tod bekämpfende Clowns.
Der Film, dessen Geschichte von 1973 bis weit in die 70er Jahre reicht,
wird zu seinem Ende hin reichlich maßlos, was aber auch seinen
einzigartigen Reiz ausmacht. Das Werk wurde mit den Filmen von Rodriquez
und Tarantino verglichen. Die zum Finale hin immer stärkere Energie und
überzeichnete Szenerie ist auch in seinem neuen Film "Witching &
Bitching" Programm. Dadurch wird diese Horrorkomödie zu einem
ultimativen Partyfilm, rein oberflächlich könnte man von einer sehr
europäischen Variante des Klassikers "From Dusk til Dawn" sprechen. Im
Original heißt der Streifen "Las Brujas de Zugarramurdi" und nimmt damit
auch schon Bezug auf den Ort, in dem der Hauptpart des Films spielt.
Aufgrund
der geschichtlichen Umstände wird der kleine Ort im westlichen Teil der
Pyrenäen, oberhalb vom Baztan Tal und nahe der französischen Grenze als
Hexendorf bezeichnet. Das Dorf wird dabei mit dem Prozess der
Inquisitio in Verbindung gebracht, demzufolge im
Mittelalter rund dreißig Anwohner des Ortes hingerichtet oder
erbarmungslos bestraft wurden. Zum einen begünstigte die isolierte Lage
im Norden Navarras die Theorien der Teufelanbetung und die Nutzung von
Naturheilmitteln, die immer auch als Hexerei interpretiert wurden. Und
hier in Iglesias Film leben dort auch Hexen. Die Oberhexen sind Oma Martitxu (Terele Pavez), Mutti Graciana Barrenetxea(Carmen Maura) und Töchterchen
Eva (Carolina Bang). Aber natürlich brauchen sie für ein wahnwitziges
Ritual, bei dem die Mutter aller Hexen (also Gott höchstpersönlich) zum
Leben erweckt werden soll. Dazu brauchen sie aber ein paar männliche
Touristentrottel und die kommen auch. Aber zuerst muss Jose (Hugo Silva)
ein von Silvia (Macarena Gomez) geschiedener Vater eine Bank ausrauben.
Dies tut er nur, damit er weiterhin mit seinem geliebten Sohn Sergio
(Gabriel Delgado) zusammen sein kann und auch mal mit ihm nach
Disneyland Paris fahren kann, so wie er es als guter Vater auch
versprochen hat. Kumpane ist Tony (Mario Casas), auf den ersten Blick
ein Frauenheld, der aber Angst hat vor dem starken weiblichen
Geschlecht. Beide haben etwas gemeinsam: Sie sind derzeit arbeitslos und
was liegt als näher als die derzeit wirtschaftlichen Probleme damit zu
lösen ein Ding zu drehen. So überfallen sie mit einigen Handlangern als Straßenkünstler getarnt einen Juwelier in Madrid. As Jesus, als Soldat, als Spongebob, als Minnie Mouse und als Unsichtbarer erbeuten sie dabei 25.000 Goldringe.
Ausser Jesus, dem Soldaten und dem Kind, dass mitgemacht hat (der kleine
Sergio) werden alle geschnappt, während die Flüchtenden in einem Taxi
von Tony (Jaime Ordonez) in Richtung Norden unterwegs sind. Dicht auf
ihren Fersen die beiden etwas tölpelhaft agierenden Bullen Pacheco
(Secun de la Rosa) und Calvo (Ppon Nieto), die dem Wagen der
aufgebrachten Mutter Silva folgen. Alle Wegen führen da natürlich ins
Verderben, in das idyllische Hexenörtchen Zugaramurdi...
Iglesias
startet mit dem Überfall richtig fulminant und die ersten Minuten
begeistern durch volles Tempo. Danach wird es etwas ruhiger und die
männlichen Figuren im Taxi werden besser vorgestellt. Als Zwischenstopp
kommen sie kurz vor dem Hexenort an einem fiesen Gasthaus vorbei, dort
ist nicht nur die Toilette schrecklich. Bis es mit voller Frauenpower
dem schwachen Männergeschlecht an den Kragen geht. Carmen Maura hat
sichtlich Spass an der Rolle als Oberhexe. Es ist aber vor allem der
riesige Einfallsreichtum des Filmemachers, der diesen Film zu etwas ganz
Speziellem macht. Die Detailfreude und die kleinen fiesen Widerhaken,
die er in seinen Bildern setzt. Ein Woweffekt der ganz besonderen Art
ist dabei die Gottheit, die erweckt wird. Eine ekligere Hexe hat man
selten gesehen. Es kommt auch in dem Hexenszenario ab und zu eine
Erinnerung an Nicholas Roegs "Hexen hexen" auf, der ebenfalls von einem
üppigen Hexenbankett erzählt.
Natürlich ist dieser schrille Genremix nicht jedermanns Sache.
Denn vor allem der Höhepunkt, der an eine Inquisition erinnert, wird so
genüsslich zelebriert, dass er irgendwie dann doch zu überzogen in
Richtung Trashgranate abdriftet. Dennoch ist das Feuerwerk der
aberwitzigen Ideen, die Iglesias vorher bot, so stilvoll dargeboten,
dass beste Unterhaltung bestehen bleibt. Der Film endet mit einem
Augenzwinkern, rückblickend auf eine sehr temporeiche Achterbahnfahrt.
Am Ende ist man sogar etwas an "Delicatessen" erinnert, aber auch die
schrille "Adams Family" kommt in den Sinn. Kein Wunder bei diesen wilden Horror Cocktail, der da mit schrillen Ideen und sonderbaren Figuren geboten wurde.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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