Montag, 8. September 2014

Witching & Bitching

























Regie: Alex de la Iglesia

Die Hexen von Zugarramurdi...

Alex de la Iglesia stammt aus Bilbao und gilt zu Recht als Spaniens schrillster Regisseur. Auf sein Konto gehen skurrile Werke wie "El Dia de la Bestia" und "La Comuniadad". In letzterem Film spielt Carmen Maura, die durch die 80er Jahre Werke von Pedro Almodovar bekannt wurde, eine Maklerin die eine Menge Schotter in einer Wohnung findet. Der schwarzhumorige Thriller wurde mit großen Vorbildern von Polanski und Hitchcock verglichen. Es folgten "Ein ferpektes Verbrechen" und "The Oxford Murders". Mit "Mad Circus" entstand 2010 sein bislang ambitioniertester Film um zwei sich bis in den Tod bekämpfende Clowns. Der Film, dessen Geschichte von 1973 bis weit in die 70er Jahre reicht, wird zu seinem Ende hin reichlich maßlos, was aber auch seinen einzigartigen Reiz ausmacht. Das Werk wurde mit den Filmen von Rodriquez und Tarantino verglichen. Die zum Finale hin immer stärkere Energie und überzeichnete Szenerie ist auch in seinem neuen Film "Witching & Bitching" Programm. Dadurch wird diese Horrorkomödie zu einem ultimativen Partyfilm, rein oberflächlich könnte man von einer sehr europäischen Variante des Klassikers "From Dusk til Dawn" sprechen. Im Original heißt der Streifen "Las Brujas de Zugarramurdi" und nimmt damit auch schon Bezug auf den Ort, in dem der Hauptpart des Films spielt. 
Aufgrund der geschichtlichen Umstände wird der kleine Ort im westlichen Teil der Pyrenäen, oberhalb vom Baztan Tal und nahe der französischen Grenze als Hexendorf bezeichnet. Das Dorf wird dabei mit dem Prozess der Inquisitio  in Verbindung gebracht, demzufolge im Mittelalter rund dreißig Anwohner des Ortes hingerichtet oder erbarmungslos bestraft wurden. Zum einen begünstigte die isolierte Lage im Norden Navarras die Theorien der Teufelanbetung und die Nutzung von Naturheilmitteln, die immer auch als Hexerei interpretiert wurden. Und hier in Iglesias Film leben dort auch Hexen. Die Oberhexen sind Oma Martitxu (Terele Pavez), Mutti  Graciana Barrenetxea(Carmen Maura) und Töchterchen Eva (Carolina Bang). Aber natürlich brauchen sie für ein wahnwitziges Ritual, bei dem die Mutter aller Hexen (also Gott höchstpersönlich)  zum Leben erweckt werden soll. Dazu brauchen sie aber ein paar männliche Touristentrottel und die kommen auch. Aber zuerst muss Jose (Hugo Silva) ein von Silvia (Macarena Gomez) geschiedener Vater eine Bank ausrauben. Dies tut er nur, damit er weiterhin mit seinem geliebten Sohn Sergio (Gabriel Delgado) zusammen sein kann und auch mal mit ihm nach Disneyland Paris fahren kann, so wie er es als guter Vater auch versprochen hat. Kumpane ist Tony (Mario Casas), auf den ersten Blick ein Frauenheld, der aber Angst hat vor dem starken weiblichen Geschlecht. Beide haben etwas gemeinsam: Sie sind derzeit arbeitslos und was liegt als näher als die derzeit wirtschaftlichen Probleme damit zu lösen ein Ding zu drehen. So überfallen sie mit einigen Handlangern als Straßenkünstler getarnt einen Juwelier in Madrid. As Jesus, als Soldat, als Spongebob, als Minnie Mouse und als Unsichtbarer erbeuten sie dabei 25.000 Goldringe. Ausser Jesus, dem Soldaten und dem Kind, dass mitgemacht hat (der kleine Sergio) werden alle geschnappt, während die Flüchtenden in einem Taxi von Tony (Jaime Ordonez) in Richtung Norden unterwegs sind. Dicht auf ihren Fersen die beiden etwas tölpelhaft agierenden Bullen Pacheco (Secun de la Rosa) und Calvo (Ppon Nieto), die dem Wagen der aufgebrachten Mutter Silva folgen. Alle Wegen führen da natürlich ins Verderben, in das idyllische Hexenörtchen Zugaramurdi...



Iglesias startet mit dem Überfall richtig fulminant und die ersten Minuten begeistern durch volles Tempo. Danach wird es etwas ruhiger und die männlichen Figuren im Taxi werden besser vorgestellt. Als Zwischenstopp kommen sie kurz vor dem Hexenort an einem fiesen Gasthaus vorbei, dort ist nicht nur die Toilette schrecklich. Bis es mit voller Frauenpower dem schwachen Männergeschlecht an den Kragen geht. Carmen Maura hat sichtlich Spass an der Rolle als Oberhexe. Es ist aber vor allem der riesige Einfallsreichtum des Filmemachers, der diesen Film zu etwas ganz Speziellem macht. Die Detailfreude und die kleinen fiesen Widerhaken, die er in seinen Bildern setzt. Ein Woweffekt der ganz besonderen Art ist dabei die Gottheit, die erweckt wird. Eine ekligere Hexe hat man selten gesehen. Es kommt auch in dem Hexenszenario ab und zu eine Erinnerung an Nicholas Roegs "Hexen hexen" auf, der ebenfalls von einem üppigen Hexenbankett erzählt.
Natürlich ist dieser schrille Genremix nicht jedermanns Sache. Denn vor allem der Höhepunkt, der an eine Inquisition erinnert, wird so genüsslich zelebriert, dass er irgendwie dann doch zu überzogen in Richtung Trashgranate abdriftet. Dennoch ist das Feuerwerk der aberwitzigen Ideen, die Iglesias vorher bot, so stilvoll dargeboten, dass beste Unterhaltung bestehen bleibt. Der Film endet mit einem Augenzwinkern, rückblickend auf eine sehr temporeiche Achterbahnfahrt. Am Ende ist man sogar etwas an "Delicatessen" erinnert, aber auch die schrille "Adams Family" kommt in den Sinn. Kein Wunder bei diesen wilden Horror Cocktail, der da mit schrillen Ideen und sonderbaren Figuren geboten wurde.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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