Freitag, 3. Juli 2015

Jupiter Ascending

























Regie: The Wachowskis

Reife Menschen, gekrönte Toilettenfrauen und Rollerblade-Heroes...

Andy und Laurence Wachowski wurden in Filmkreisen früher als die "Wachowski Brüder" bezeichnet, drehten Filme wie "Bound", die "Matrix" Trilogie oder "Cloud Atlas" und nachdem aus Laurence Lana wurde realsieren sie ihre Movies als die "Wachowski Geschwister". Möglicherweise steckte noch viel vom Geist der Megaprojekts "Cloud Atlas" in den Köpfen, als es um die Realisierung des neuen Projekts mit dem Namen "Jupiter Ascending" ging. Das Produktionsbudget betrug 176 Millionen Dollar - inzwischen hat der Streifen - trotz verheerend schlechter Kritik und noch schlechterer Mundpropaganda - seine Kosten wieder eingespielt und kann ein weltweites Kinoeinspielergebnis von ca. 182 Millionen Dollar voweisen.
In der Mitte dieses völlig verrückten Science Fiction Streifens und Weltraumoper erscheint Kultregisseur Terry Gilliam in einem Gastauftritt als verschrobener Bürokrat in einem kafaesken intergalaktischen Amtsgebäude und stellt ganz wichtige Bescheinigungen für die Heldin der Geschichte aus. Eine der besten Szenen des Films und hier bemerkt man erstmal ein starkes Augenzwinkern und erkennt die Parodie. Viele Szenen vorher war dies einfach nicht so klar herausgearbeitet. Man staunte als Zuschauer über die optische Brillianz, über minutenlange perfekt bis zum Exzess durchkomponierte CGI-Sequenzen und war sprachlos wegen der tollen Bilder und wegen einiger grausamen Kostüme, mit denen die drei aus dem Hause Abraxas stammenden fiesen Weltraumgeschwister Balem (Eddie Redmayne), Titus (Douglas Booth) und Kalique (Tuppence Middleton)  ihre noch grausameren und hirnverbrannten Dialoge aufsagen müssen. Die Wachowskis verfassen ja ihre Drehbücher selbst und ich will nicht wissen wieviel Drogen sie sich beim Ausdenken dieser kruden Story reingepfiffen haben. Mit Caine (Channing Tatum in Spitzohren) düst sogar im Sauseschritt mit Düsestiefeln und Rollerblades ein Retter durch die Lüfte, den braucht unsere Heldin Jupiter Jones (Mila Kunis) auch dringend.
Die ist russische Emmigrantin in Chicago - der Vater wurde vor ihrer Geburt erschossen - und putzt Toiletten. Bis sie eines Tages von kleinen, gruseligen Aliens angegriffen werden, die wie böse Skelettwesen aussehen. Doch es naht der Ritter mit Wolfsbart und Spitzohren. Caine ist Lycantanter (eine Art Kreuzung zwischen Wolf, Hund, Barrenturner und Mensch), der sie im Auftrag von Schönling Titus vor seinem fiesen tuntigen Brüderchen Balem retten, der eine ganze Armee von Sauriersoldaten sein Eigen nennt. Ihm gehört ausserdem der schöne Planet Erde. Dieser ist aber für alle drei gierigen Geschwister interessant, denn nun ist er durch die Entwicklung der Menschen "reif" zu ernten. Die wichtigste Rohstoff in "Jupiter Ascending" ist die Zeit. Also Lebenszeit und die Menschen sind der Rohstoff, der diese Zeit liefern kann. Die Menschen sollen geerntet werden, um aus ihnen ein magisches Jugendelixier zu brauen.
Um die Geschichte zu verkomplizerien, ist unsere Jupiter die genetisch identische Inkarnation der früheren Weltenherrscherin, die kürzlich nach knapp 100.000 Jahren an der Macht den Löffel abgegeben hat - es ist die Mutter der drei mißtratenen Weltraumkids. Unsere Jupiter sieht nicht nur aus wie die tote Mutter, sie ist tatsächlich genetisch mit diesen Besitzern wertvoller intergalaktischer Immobilien verschwägert. Man muss nämlich wissen, dass die drei Schurken nicht nur die Erde ernten, sondern vor ihr schon zahlreiche Planeten - das Spiel der Ernte läuft Tausende von Jahren schon. Kann Jupiter die Erde, die ihr ja gehört, noch retten ?



 Die Matrix-Macher Lana und Andy Wachowski entführen in die Weiten des Kosmos, mit rasanten Kamerafahrten, aufwendigen Bildern von fernen Sternen und Galaxien und gewaltigen Explosionen und Kampfszenen - und im Kino kommt das alles in 3D. Eine Mischung aus Superheldenkino und Weltraumabenteuer, wie man es allerdings schon öfter im Kino gesehen hat. Tatsächlich lassen sich eine Reihe von Verweisen finden. Die schrulligen Weltraumkostüme erinnern stark an den trashigen Charme von "Flash Gordon", das gemeinsame Fliegen in Speed-Geschwindigkeit von Caine und Jupiter hat man auch schon ähnlich in den Marvel Verfilmungen gesehen...die Geschichte selbst hat immer wieder "Terminator" Elemente, nur viel sonderbarer. Ein Hauch von "Guardians of the Galaxy" weht mit. Ausserdem gibts noch richtige Flügel, Jurassic Park Velociraptoren in schicker Uniform und Schwärme von Bienen, die um Jupiter herumschwirren und auch dem Zweifler Stinger (eine Mischung aus Mensch und Biene) beweisen, dass Jupiter auserwählt ist.
Öfters während des Films kommt der Gedanke auf, dass es sein könnte den schlechtesten Film der letzten Jahre gesehen zu haben. Begünstigt wird diese Sichtweise von den eindrucksvollen Goldene Himbeeren Leistungen der diesjährigen Oscarstars wie Eddie Redmayne oder Channing Tatum, die in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" und "Foxcatcher" tolle Leistungen ablieferten. Hier sind sie mal ganz anders: Richtig schlecht und es wird klar, dass die gute Halle Berry vor mehr als 10 Jahren kein Einzelfall war als sie für "Monsters Ball" mit dem Oscar geehrt wurde und einige Monate später dann als "Catwoman" den zweifelhaften Triumph als Gewinnerin der Goldenen Himbeere errang.
Es sind aber immer wieder geniale Szenen, die das alberne Szenario durchbrechen und dem Film tatsächlich eine sehr individuelle Handschrift verpassen. "Jupiter Ascending" mag zwar ganz viel aus der Schatztruhe des Science Fiction Genres geklaut haben, den Wachowskis ist es aber dennoch gelungen eine ganz eigene Suppe zu kochen. Bin gespannt, ob der Film das Potential zum Kultobjekt hat.




Bewertung: 6 von 10 Punkten.

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