Regie: The Wachowskis
Reife Menschen, gekrönte Toilettenfrauen und Rollerblade-Heroes...
Andy und Laurence Wachowski wurden in Filmkreisen früher als die 
"Wachowski Brüder" bezeichnet, drehten Filme wie "Bound", die "Matrix" 
Trilogie oder "Cloud Atlas" und nachdem aus Laurence Lana wurde 
realsieren sie ihre Movies als die "Wachowski Geschwister". 
Möglicherweise steckte noch viel vom Geist der Megaprojekts "Cloud 
Atlas" in den Köpfen, als es um die Realisierung des neuen Projekts mit 
dem Namen "Jupiter Ascending" ging. Das Produktionsbudget betrug 176 
Millionen Dollar - inzwischen hat der Streifen - trotz verheerend 
schlechter Kritik und noch schlechterer Mundpropaganda - seine Kosten 
wieder eingespielt und kann ein weltweites Kinoeinspielergebnis von ca. 
182 Millionen Dollar voweisen.
In der Mitte dieses völlig 
verrückten Science Fiction Streifens und Weltraumoper erscheint 
Kultregisseur Terry Gilliam in einem Gastauftritt als verschrobener 
Bürokrat in einem kafaesken intergalaktischen Amtsgebäude und stellt 
ganz wichtige Bescheinigungen für die Heldin der Geschichte aus. Eine 
der besten Szenen des Films und hier bemerkt man erstmal ein starkes 
Augenzwinkern und erkennt die Parodie. Viele Szenen vorher war dies 
einfach nicht so klar herausgearbeitet. Man staunte als Zuschauer über 
die optische Brillianz, über minutenlange perfekt bis zum Exzess 
durchkomponierte CGI-Sequenzen und war sprachlos wegen der tollen Bilder
 und wegen einiger grausamen Kostüme, mit denen die drei aus dem Hause 
Abraxas stammenden fiesen Weltraumgeschwister Balem (Eddie Redmayne), 
Titus (Douglas Booth) und Kalique (Tuppence Middleton)  ihre noch 
grausameren und hirnverbrannten Dialoge aufsagen müssen. Die Wachowskis 
verfassen ja ihre Drehbücher selbst und ich will nicht wissen wieviel 
Drogen sie sich beim Ausdenken dieser kruden Story reingepfiffen haben. 
Mit Caine (Channing Tatum in Spitzohren) düst sogar im Sauseschritt mit 
Düsestiefeln und Rollerblades ein Retter durch die Lüfte, den braucht 
unsere Heldin Jupiter Jones (Mila Kunis) auch dringend.
Die 
ist russische Emmigrantin in Chicago - der Vater wurde vor ihrer Geburt 
erschossen - und putzt Toiletten. Bis sie eines Tages von kleinen, 
gruseligen Aliens angegriffen werden, die wie böse Skelettwesen 
aussehen. Doch es naht der Ritter mit Wolfsbart und Spitzohren. Caine 
ist Lycantanter (eine Art Kreuzung zwischen Wolf, Hund, Barrenturner und
 Mensch), der sie im Auftrag von Schönling Titus vor seinem fiesen 
tuntigen Brüderchen Balem retten, der eine ganze Armee von 
Sauriersoldaten sein Eigen nennt. Ihm gehört ausserdem der schöne Planet
 Erde. Dieser ist aber für alle drei gierigen Geschwister interessant, 
denn nun ist er durch die Entwicklung der Menschen "reif" zu ernten. Die
 wichtigste Rohstoff in "Jupiter Ascending" ist die Zeit. Also 
Lebenszeit und die Menschen sind der Rohstoff, der diese Zeit liefern 
kann. Die Menschen sollen geerntet werden, um aus ihnen ein magisches 
Jugendelixier zu brauen.
Um die Geschichte zu verkomplizerien,
 ist unsere Jupiter die genetisch identische Inkarnation der früheren 
Weltenherrscherin, die kürzlich nach knapp 100.000 Jahren an der Macht 
den Löffel abgegeben hat - es ist die Mutter der drei mißtratenen 
Weltraumkids. Unsere Jupiter sieht nicht nur aus wie die tote Mutter, 
sie ist tatsächlich genetisch mit diesen Besitzern wertvoller 
intergalaktischer Immobilien verschwägert. Man muss nämlich wissen, dass
 die drei Schurken nicht nur die Erde ernten, sondern vor ihr schon 
zahlreiche Planeten - das Spiel der Ernte läuft Tausende von Jahren 
schon. Kann Jupiter die Erde, die ihr ja gehört, noch retten ?
 Die
 Matrix-Macher Lana und Andy Wachowski entführen in die Weiten des 
Kosmos, mit rasanten Kamerafahrten, aufwendigen Bildern von fernen 
Sternen und Galaxien und gewaltigen Explosionen und Kampfszenen - und im
 Kino kommt das alles in 3D. Eine Mischung aus Superheldenkino und 
Weltraumabenteuer, wie man es allerdings schon öfter im Kino gesehen 
hat. Tatsächlich lassen sich eine Reihe von Verweisen finden. Die 
schrulligen Weltraumkostüme erinnern stark an den trashigen Charme von 
"Flash Gordon", das gemeinsame Fliegen in Speed-Geschwindigkeit von 
Caine und Jupiter hat man auch schon ähnlich in den Marvel Verfilmungen 
gesehen...die Geschichte selbst hat immer wieder "Terminator" Elemente, 
nur viel sonderbarer. Ein Hauch von "Guardians of the Galaxy" weht mit. 
Ausserdem gibts noch richtige Flügel, Jurassic Park Velociraptoren in 
schicker Uniform und Schwärme von Bienen, die um Jupiter herumschwirren 
und auch dem Zweifler Stinger (eine Mischung aus Mensch und Biene) 
beweisen, dass Jupiter auserwählt ist.
Öfters während des 
Films kommt der Gedanke auf, dass es sein könnte den schlechtesten Film 
der letzten Jahre gesehen zu haben. Begünstigt wird diese Sichtweise von
 den eindrucksvollen Goldene Himbeeren Leistungen der diesjährigen 
Oscarstars wie Eddie Redmayne oder Channing Tatum, die in "Die 
Entdeckung der Unendlichkeit" und "Foxcatcher" tolle Leistungen 
ablieferten. Hier sind sie mal ganz anders: Richtig schlecht und es wird
 klar, dass die gute Halle Berry vor mehr als 10 Jahren kein Einzelfall 
war als sie für "Monsters Ball" mit dem Oscar geehrt wurde und einige 
Monate später dann als "Catwoman" den zweifelhaften Triumph als 
Gewinnerin der Goldenen Himbeere errang.
Es sind aber immer 
wieder geniale Szenen, die das alberne Szenario durchbrechen und dem 
Film tatsächlich eine sehr individuelle Handschrift verpassen. "Jupiter 
Ascending" mag zwar ganz viel aus der Schatztruhe des Science Fiction 
Genres geklaut haben, den Wachowskis ist es aber dennoch gelungen eine 
ganz eigene Suppe zu kochen. Bin gespannt, ob der Film das Potential zum
 Kultobjekt hat.
Bewertung: 6 von 10 Punkten.










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