Dienstag, 23. Juni 2015

Hide and Seek

























Regie: Huh Jung

Schöner Wohnen in Seoul...

Thriller aus Südkorea haben inzwischen zu Recht einen sehr guten Ruf. Das liegt an den grandiosen Arbeiten von Altmeister Park Chan Wook (Oldboy, Lady Vengeance, Sympathy for Mr. Vengeance), Bon Joon Ho (Mother, Memories of a murder), Kim Je Woon (I saw the Devil, Tale of two Sisters) und Na Hong-Jin (The Chaser, The Yellow Sea).Mit "Hide and Seek - Kein Entkommen" versucht nun Regiedebütant Huh Jung in den Kreis seiner inzwischen auch international gefeierten Regiekollegen aufzusteigen und gleich der fulminante 8 minuten lange Einstieg in die Geschichte ist voller Spannung und Suspence. Huh Jung führt uns in eine wenig einladende Wohngegend, die sich irgendwo im Hafengebiet von Seoul befindet. Dort hausen auch die Armen und Obdachlosen. In einem dieser riesigen, nebeneinanderstehenden und heruntergekommenen Wohnblocks leben die Bewohner in mehr als bescheidenen Umständen. Die baufälligen Gebäude sind wenig einladend zum Wohnen, die einzelnen Wohnungen sind auch nicht sonderlich sicher von der Nachbarwohnung abgetrennt. Etwas Schutt, Asche, einige Steine und Kartonagen entfernt und schon ist man vielleicht beim Nachbarn.Man sagt sich auch, dass es in diesen bruchfällligen Häusern möglich ist, dass es in jeder Wohnung heimlich Mitbewohner geben könnte, die sich lange Zeit, vielleicht gar Jahre unentdeckt von den eigentlichen Mietern blieben- verborgen, in den Wänden sogar oder in den vielen weiteren Verstecken, die die Bruchbude bietet.
Die Geschichte führt uns aber auch in ein Luxusappartement in einem guten Viertel der Stadt. Dort lebt der gut situierte Geschäftsmann Seong So (Son Hyun-Joo) mit seiner Ehefrau Min-ji (Jeon Mi-seon) und seinen beiden kleinen Kindern. Sein Leben - obwohl er ein bisschen an Putz- und Ordnungszwang leidet - läuft in geregelten und positiven Bahnen bis zu dem Zeitpunkt als er eine Nachricht über seinen Bruder erhält. Dieser soll laut Angaben von dessen Vermieter seit einiger Zeit verschwunden sein und mit seinen Mietrückständen im Verzug sein. Lange Jahre hat er seinen Bruder nicht gesprochen und aus Anstand und Neugier macht er sich auf die Suche nach dem verschollenen Bruder, der als Armer und Obdachloser genau in diesem heruntergekommenen Wohnghetto eine Bleibe hatte. Doch keiner kann ihm Auskunft geben, wohin er verschwunden ist. Die Nachbarin Jo-Hee (Moon Jung-He) verhält sich sehr seltsam als die Rede auf den Bruder kommt. Sie erzählt, dass dieser ihre kleine Tochter Pyeong-hwa (Kim Ji-Young) belästigt hätte. Und dann taucht bei Seongs Sos Suche nach seinem Bruder immer wieder eine bedrohliche Gestalt im Anorak, mit Lederhandschuhen und schwarzem Motorradhelm auf. Die gleiche Gestalt, die im 8 Minütigen Prolog des Films als fieser Killer eine junge Frau in deren Wohnung erschlagen hat...



Mir gefällt zwar der erste, eher langsame Teil des Films etwas besser als das Ende, dass sich furios und beinahe etwas grobschlächtig präsentiert, aber trotz dieser kleinen Diskrepanz in der Qualität ist Huh Jung ein spannender Thriller gelungen, der seine mysteriösen Verschachtelungen sehr effektiv einsetzen kann. Da entdeckt Seong-soo irgendwann winzige in die Wand gereitzte Symbole unter jedem Türschild, die er bei seinem Rundgang dank seiner kombinationsgabe etwas mehr zu deuten lernt. Die Zeichen benennen die Anzahl und das Geschlecht der jeweiligen Mieter jedes Appartments, aber keine Anhaltspunkte, wer für diese Kritzeleien verantwortlich ist. In einem Nebenstrang sieht sich Seong-soo plötzlich auch durch seine Geister der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Hat etwa der Bruder einen Racheplan gegen Ihn ?Über weite Teile fasziniert der alptraumhafte, psychologisch versierte stil des Films, der zudem sehr dicht und packend in Szene gesetzt wurde. Es herrscht immer ein beklemmendes Szenario, dass dann am Ende zum reinsten Wahnsinn wird.
Hide & Seek“ besticht optisch durch seine Hochglanzoptik, durch Settings, die die trostlose Atmosphäre existenzieller Verlorenheit perfekt einfangen, egal ob es sich um die High-Tech-Festungen der Upper Class oder verwahrloste Wohnblöcke handelt. Zwischen diesen beiden Extremen pendelt der Film spannend hin und her, hinterlässt dadurch eigentlich ganz und gar beiläufig einen gesellschaftskritischen Kommentar, der von einer gewaltigen, kaum zu schließenden Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten erzählt, die doch den gleichen Traum hegen: Sich und ihren Lieben ein sicheres Heim zu bieten. Koste es, was es wolle.
Kommunikation scheitert in beiden Umgebungen fast komplett. „Hide And Seek“ zeigt Gänge, Tiefgaragen, ganze Wohneinheiten oft menschenleer. Wenn Anwohner sich begegnen, bleibt dennoch alles anonym und einsam.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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