Regie: Ivan Kavanagh
Aus der Bahn geworfen...
Die Geschichte in "The Canal" ist gar
nicht mal so ungewöhnlich, es ist aber interessant, dass der Film in
Irland realisiert wurde. Ein Land, dass sich bisher im Horrorgenre sehr
zurückgehalten hat. Regisseur Ivan Kavanagh setzt auf eine kurzweilige
und sehr mysteriöse Mischung aus Horror und Thriller und man weiß bis
zuletzt nicht warum das leben des sympathischen Familienvaters David -
verkörpert von Rupert Evans - so aus der Bahn gerät. Im Grunde führte
David bis vor Kurzem mit seiner Frau Alice (Hanna Hoelstra) ein
glückliches und perfektes Leben. Der gemeinsame Sohn Billy (Calum Heath)
macht das private Glück eigentlich perfekt. Aber in letzter Zeit hat
David Zweifel über die Treue seiner Gattin. Bei seiner Arbeit als
Film-Archivar begleiten ihn diffuse Verlassensängste, nicht mal seine
beste Kollegin Claire (Antonia Campbell-Hughes) kann da helfen. Beim
Katalogisieren einer Filmrolle aus dem Jahr 1902 erfährt er per Zufall,
dass sein Haus in dieser Zeit Schauplatz einer brutalen Mordserie eines
Mannes names William Jackson war, der seine untreue Frau erschlug und
die beiden Kinder in dem nahegelegenen kanal ertränkte. Diese Entdeckung
eines alten Verbrechens auf Zelluloid löst etwas aus bei David. Er
erlebt seine Umwelt zunehmend morbider und alptraumhaft. Eines Abends
folgt er seiner Frau, die sich im Haus ihres Arbeitskollegen Alex (Carl
Shaaban) aufhält. Er beoachtet die beiden heimlich und sieht wie sie
ihn mit ihrem attraktiven Lover betrügt. Am Tag darauf ist seine Frau
spurlos verschwunden. David selbst verliert dadurch den Bezug zur
Realität...die Grenzen lässt Regisseur Kavanagh in einigen Szenen
gekonnt verschwimmen. Als es in der Nacht des Verschwindens auf der
örtlichen Toilette, neben dem Kanal, zu einem bizarren Treffen mit einer
sonderbaren Gestalt kommt, die David Befehle gibt, dann bleibt der
Zuschauer im Unklaren, ob nun Phobie, Psychose oder etwas
Übernatürliches in Form eines bösen Geistes die Szene diktiert.
Jedenfalls hört David draussen am Kanal seine Frau schreien, doch er
kann ihr nicht helfen, denn er scheint sich nicht bewegen zu können.
Kavanagh hat auch das Drehbuch geschrieben und vielleicht macht er den
Fehler, dass am Ende dann alles zu sehr aufgeklärt scheint. Der Film
bezog nämlich seine Spannung hauptsächlich aus dieser Schwebe, dass der
Zuschauer nicht einordnen kann, was da gerade geschieht. Im Grunde eine
ähnliche zweigleisige Geschichte, wie sie auch Polanski in "Der Mieter"
gemacht hat - man wußte da auch lange nicht, ob nun die Menschen im
Haus böse sind und dämonische Spiel mit dem armen Trelkovsky treiben
oder ob dieser krank wegen seiner eigenen Ängste ist und eine schwere
Depression durchmacht. Oder gar beides...so gut kann natürlich Kavanagh
nicht mit den Möglichkeiten jonglieren, aber am Ende konnte der
Horrorthriller doch sehr gut unterhalten und mit seiner eigenwilligen
Atmosphäre Spannung erzeugen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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