Mittwoch, 5. Dezember 2012

Take Shelter


Regie: Jeff Nichols

Paranoia oder Apokalypse ?

In Elyria, Ohio war mal alles in Ordnung. Zumindest für den Familienvater Curtis LaForche (Michael Shannon) und für seine Frau Samantha (Jessica Chastain), denn immerhin gibts inzwischen finanzielle Möglichkeiten der 6jährigen gehörlosen Tochter Hannah (Tova Stewart) eine Operation zu bezahlen, die die Heilung bedeuten könnte.
Ein Hund komplettiert die zufriedene amerikanische Familie. Curtis ist Vorarbeiter einer Firma zur Sandgewinnung und Samantha fertigt selbst Texilien an, die sie auf lokalen Märkten verkaufen kann.
Doch ein Sturm zieht auf - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Blätter rauschen in einem wild aufbrausenden Wind, Wolken türmen sich bombastisch auf. Der Himmel hängt tief und droht mit seltsamen Farben, das schwarzblau, rosa und lila Wechselspiel sorgt für Weltuntergangsstimmung. Als dann noch schmutzig-gelber Regen zäh wie frisches Motoröl auf die ausgestreckte Hand von Curtis tropt, wacht der Mann schweißgebadet auf von seinem Alptraum, der immer wiederkehrt und ihn immer öfters begleiten werden. Die Visionen werden schlimmer:  Tote Vögel fallen aus riesigen aufgeschreckten Schwärmen vom Himmel. Immer versucht Curtis, seine Tochter zu retten. Und dann verwandelt sich die Menschen in seiner Umgebung, sogar Vertrauten und Freunde greifen ihn an. Er wird im Traum von seinem Hund gebissen, die Stelle schmerzt noch lange in den Wachzustand hinein.
Was ist los ? Sieht Curtis in die Zukunft. Immerhin fußt seine Vision auf einen realen Kern: Die Wirbelstürme im Inneren der USA werden durch den Klimawandel tatsächlich unberechenbarer und gefährlicher, und viele Menschen. Aber es gibt weit mehr Anhaltspunkte, dass Curtis schwer krank ist. Curtis verliert möglicherweise den Verstand. Der Verdacht liegt tatsächlich nahe; seine Mutter wurde vor langer Zeit in die Psychiatrie eingewiesen, leidet auch Curtis unter psychotischer Schizophrenie ?
"Take Shelter" von Jeff Nichols ist ein sehr interessanter Film, der durch das sehr gute Spiel seiner Darsteller lebt, aber auch durch den Reiz, dass bis zuletzt alles im Unklaren bleibt. Ein spannungsgeladenes Abwägen zwischen Verstand und Gefühl, ein Abwägen von Wahrscheinlichkeit. Ist es möglich die Zukunft vorauszuahnen ? Kommt sie in unseren Träumen vor ? Oder aber spielt die Krankheit solche bösen Streiche ?
Der Film wirkt immer bodenständig und zeigt einerseits idyllische Bilder vom einfachen Leben auf dem Land, andererseits ist diese Existenz dort eventuell in großer Gefahr. Und selbst wenn es sich lediglich um eine imaginäre Angst handelt, die im Kopf des Menschen steckt.
Eine Mischung aus Psychodrama und subtilem Horrorfilm, der die Wucht lediglich erahnen lässt. Noch ist alles in Ordnung in diesem Hochsommer auf dem flachen Land, Adam Stone ist der Kameramann dieser Bilder.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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