Donnerstag, 6. Dezember 2012
Children of Men
Regie: Alfonso Cuaron
Zwiespältige Zukunftsvision
Eins haben "Children of Men" und "28 Days later" gemeinsam. Sie erzeugen beide über weite Teile ein destruktives, herunterziehendes Gefühl. Alles was man sieht ist auswegslos, sinnlos...wäre da nicht diese schwangere junge Mutter.
Es gibt viel Plus und Minus in diesem Film, fast könnte man sagen, er wirkt in der Gesamtheit irgendwo unausgegoren.
Was ich sehr gut gelungen finde, ist der zweite Strang des Films, also die Nebenschauplätze und Hintergründe. Dort wird der Film seinem Thema eigentlich viel gerechter als im Hauptstrang, der immer zwischen beinharter Action und gewichtigem Anspruch steht und deshalb sehr oft überinszeniert wirkt. Der Kameramann arbeitet gut, macht einige Szenen äusserst spannend und man hat das Gefühl, man wäre "mittendrin".
Eigentlich ein wichtiges Thema, das der Film versucht aufzugreifen. Das "Was wäre wenn"...keine Kinder mehr geboren würden. Und der Film startet in diesem Jahr 2027, als die Menschheit bereits 18 Jahre ohne Zukunft lebt. Gekonnt streut der Film auch gewisse Schlüsselszenen ein, etwa anfangs die Nachricht über die Ermordung des weltbekannten jüngsten Menschen dieser Welt, alles trauert in Lady Di Ausmassen. Diese Nebenstränge sind, wie bereits erwähnt, sehr gut gelungen und in sich logisch. Und da gibt es noch mehr solcher kleiner, aber umso wirkungsvoller Handlungsstränge. Auch das Auftauchen der Schwangeren macht Sinn und wird für alle zur Brisanz, denn schliesslich steht da im Vergleich das Leben zum unvermeidlichen Ende, dem Tod.
Dadurch wirkt der Film auch teilweise unangenehm morbide, denn alles ist in Endzeitstimmung versetzt. Verstärkt werden diese Gefühle noch durch sehr effektive Bilder einer Welt in 20 Jahren, die unseren Bildern auf nt-v gar nicht mal so unähnlich sind, nur hat dieser Zustand zu einem faschistischen Gesellschaftsystem geführt, wir erleben eine Mischung aus Nahost aktuell, 3. Reich und wenn wir uns wieder auf den Hauptstrang des Films besinnen, ein Endzeitszenario wie bei Mad Max.
Die Bombadierszene gegen Ende mit der anschliessenden Entdeckung des Babys durch die Rebellen und die Soldaten ist zwar sehr effektiv gestaltet, brilliant gefilmt, die Musik setzt zur rechten Zeit an etc...sie wirkt aber auf mich fast wie eine Art Absurdität, die dem Film nicht besonders gut tut. Natürlich würde der Anblick eines Babys die Krieger zur Stille und zur grössten Ergriffenheit bewegen, aber genau an diesem Punkt frage ich mich dann nach der Logik der ganzen Verfolgungsjagden vorher, denn die Entdeckung der Schwangeren wäre eine Weltsensation gewesen und eigentlich hätte sie nie in Gefahr sein müssen. Sie hatte ja das, was alle Menschen erhofften, schon lange nicht mehr dran glauben konnten, ihr Aufdecken wäre einer Erlösung gleich gekommen.
Trotzdem wird dann wieder geschossen und alle Staunenden vergessen das Baby wieder, so dass unseren Helden die Flucht aufs Boot gelingt. An diesem Logikbruch verliert der Film und das Ende auf dem Boot deute ich dann so, dass den Machern zwar ein Film mit interessanter Thematik gelungen ist, die aber die Dimension ihrer Zukunfsvision sehr abschwächen und stattdessen noch dem Antihelden Clive Owen, der lange ambivalent war, einen glorifizierten Abgang bescheren.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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