Donnerstag, 6. Dezember 2012

Masks



Regie: Andreas Marschall

Das tote vor dem lebendigen Gesicht...

Dank Regisseur Andreas Marschall wird die große Traditon des Giallo mit dem 2011 entstandenen "Masks" eindrucksvoll fortgesetzt.
Die großen Vorbilder dieser extrem gelungenen Hommage sind schnell sichtbar: Altmeister Mario Bava, der legendäre Dario Argento und auch der unterschätzte deutsche Genreregisseur Alfred Vohrer standen Pate für den Thriller, bei dem eins der Themen "Mensch und Maske" ist. Die Masquerade entspricht dem Bedürfnis, dass der Mensch gelegentlich jemand anderer sein möchte. Das Maskieren ist zugleich ein Verbergen und Offenbaren der eigenen Identität. Die Grenzen zwischen Maskierung und Entlarvung liegen ganz dicht beieinander. Das Tragen der Makse gibt eine künstliche Gesichtsform, das eigene Gesicht bleibt hinter der Maske für den Betrachter unsichtbar.
Diesen Reiz kennt auch die junge Stella (Susen Ermich), die den sehnlichsten Wunsch hat Schauspielerin zu werden. Doch das Vorsprechen wird oft zur Pleite. Bei einem dieser Vorsprechen bekommt sie zwar vom Theaterdirektor (Peter Donath) einen Korb, aber einer der Juroren empfiehlt ihr sich bei der "Gdula Schauspielschule" zu bewerben, wo sie auch prompt angenommen wird. Die nach dem Polen Matteusz Gdulda (Norbert Losch) benannte Schule musste in den 70er Jahren ihren ausgezeichneten Ruf nach unten korrigieren, da das Method Action des Lehrers soweit ging, dass es für einige Schüler und für den Lehrer selbst tödlich ausging. Seine Methode durch Grauen und Schmerz auf die innersten Gefühle zurückgreifen zu können, wird zumindest sichtbar heute nicht mehr angewandt. Doch was verbirgt sich hinter den vielen verschlossenen Türen auf dem alten Schulanwesen. Von den Mitschülern wird Stelle wegen ihrer Talentlosigkeit und dem Barbie-Image gemobbt, doch die Lehrerin  Roza Janowska (Magdalena Ritter) glaubt an ihren Durchbruch, wenn sie es zulässt Verletzlichkeit und Aggression zu zeigen und auszuleben. Immerhin freundet sich Stella mit der stillen Cecile (Julita Witt) an, die ihr erzählt, dass sie dazu auserkoren wurde Privatstunden am Institut zu erhalten...

Die Erinnerung trügt nicht, hier hat Marschall ganz stark bei Argentos Überfilm "Suspiria" geklaut, aber dies so charmant in die Gegenwart transportiert, dass in weiten Teilen ebenfalls Begeisterung bei mir als Zuschaue aufkommt. Es herrscht eine morbide, unheimliche Atmosphäre, wie bei jedem guten Giallo gibts hübsche Mädchen, fiese Morde und einen Killer, der bis zuletzt unter der Maske sein Gesicht verbirgt. Klasse sind die Szenen in den hinteren Räumen, es weht ein Hauch des Bösen in diesen Gemächern, die Schülerin steht unter der Obhut einer nicht gerade vertrauenserweckenden strengen Lehrerin.
Dabei zieht Marschall auch am Schluß konsequent die tragenden Elemente des Genres fort, mit viel Spannung gehts hinein in die groteske Auflösung. Eine äusserst gelungene Hommage, Bravo...es gibt ihn doch: den deutschen Genrefilm.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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