Dienstag, 4. Dezember 2012

Livid



Regie: Alexandre Bustillo/Julien Maury

Das böse Haus der alten Mrs. Jessel

Julien Maury und Alexandre Bustillo sind französische Filmemacher, die ihre Projekte bislang gemeinsam realisierten. Als Einflüsse nennen sie Dario Argento, Roman Polanski oder John Carpenter.
Für Furore sorgte der Erstling "Inside", ein umstrittener und sehr gewalttätiger Horrorfilm mit Beatrice Dalle, die eine Verrückte spielt und das Kind einer schwangeren Frau als ihr Eigentum betrachtet und ein Blutbad hinterlässt.
Der Film gilt neben "High Hension", "Frontiers" und "Martyrs" als bestes BBeispiel für die neue Welle von französischen Horrorfilmen, die durch diese gewalttätigen wie progressiven Streifen bei den Fans wegen der Härte zu einem Gütesiegel in Sachen Splatter und Gore wurden.
Ganz anders präsentiert sich da ihr neues Werk "Livid - Das Blut der Ballerinas", hier schocken zwar auch einige Szenen, aber der Stil ist fast zerbrechlich und bietet vor allem subtile Horrormomente.
Die junge Lucy (Chloé Coulloud) beginnt ein Praktikum als häusliche Krankenpflegerin. Dieser harte und nicht gerade beneidenswerten Job macht sie in ihrer Heimat, einem abgelegenen Fischerdörfchen an der französischen Küste. Sie fährt die ersten Tage mit der versierten Krankenschwester Madame Wilson (Catherine Jacob), die reichlich viel plappert, aber recht cool zu sein scheint.
Unter anderem betreten die zwei Pfegerinnen auch das beeindruckende aber marode Herrenhaus der steinalten Mrs. Jessel (Marie Claude Pietragalla), die im Koma liegt und über 100 Jahre alt sein muss, so wie sie dort im Bett liegt und aussieht.
Das ganze Haus wirkt gruselig, von Madame Wilson erfährt sie das Gerücht, dass im Haus der steinreichen Frau ein Schatz versteckt sein soll.
Um ihrem tristen Leben zu entfliehen, entschliesst sich die junge Frau mit ihrem Freund William (Felix Moati) und dessen Bruder Ben (Jeremy Kapone) nachts dort einzubrechen und nach diesem ominösen Schatz zu suchen.
Was sie dort aber finden ist Horror und eine Mutter (Beatrice Dalle) und Tochter (Chloe Marcq) Geschichte...

Bevor es aber in Sachen Horror los geht, geht der Film langsam und ruhig ans Werk seine Geistergeschichte zu entfalten, dabei gelingt es den Machern besonders gut die Figuren vorzustellen.
Gut eingefangen auch die verregnete Kulisse Nordfrankreichs, dazu ein melancholischer Soundtrack auf, der auf die Stimmung der Protagonisten drückt.
Die Ausstattung des Films ist mit eine der Besten, die ich in den vergangenen Jahren im Horrorfilm zu sehen war, das Haus ist morbide und auch faszinierend eingefangen. Kameramann Laurent Bares entwirft wunderschöne Bilder für das Grauen.
Ab dem Zeitpunkt des Einbruchs ist auch eine Gänsehaut garantiert, denn der Film gibt nicht alles preis, bewahrt sich bis zum Schluß sein Mysterium. Am Ende bleibt Melancholie und Blut.
Hat das Zeug zum Klassiker.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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