Donnerstag, 6. Dezember 2012

Mullholland Drive




Regie: David Lynch

Eine andere Hollywood Story...

Wie gewohnt serviert David Lynch auch in seinem 2001 entstandenen "Mulholland Drive" seine bekannten Themen, der amerikanische Alptraum ist diesmal allerdings nicht in der Kleinstadt zu finden, sondern in der Traumfabrik.
Daher ist das Mysterium diesmal auch ziemlich glamurös verpackt und lange Zeit ist es auch der zugägnlichste Film von Lynch. Dem allerdings wird spätestens eine halbe Stunde vor Schluß ein jähes Ende gesetzt, wenn Figuren, Stimmungen, Schauplätze und zuvor aufgebaute Leitmotive plötzlich ihre Bedeutung ändern. Diese Irritation sorgte dann auch dafür, Raum für ganz viele Interpretationen zu schaffen, was sicherlich im Sinne des Regisseurs lag, der genau weiß, wie sehr seine Fans auf surrealen Mindfuck abfahren.
So hat er denn auch 10 Hinweise gegeben, die den Film schlüssiger machen sollen:
1)Schenken Sie dem Anfang des Films besondere Aufmerksamkeit: Zwei wichtige Hinweise finden sich bereits vor dem Eröffnungstitel.
2) Beobachten Sie, wann und wo rote Lampenschirme eine Rolle spielen.
3) Achten Sie darauf, wie der Titel des Films heißt, für den sich Adam Kesher Schauspielerinnen anhört und ansieht. Wird dieser Titel an einer anderen Stelle wiederholt?
4) Ein Unfall ist ein schreckliches Ereignis … Beachten Sie genau den Ort des Unfalls.
5) Wer gibt wem einen Schlüssel – und warum?
6) Achten Sie genau auf die Kleidung, den Aschenbecher, die Tasse Kaffee.
7)Was wird im Club Silencio gefühlt, beobachtet und gewonnen?
8) Hilft Camilla allein ihre Begabung?
9) Beobachten Sie genau die Vorkommnisse im Umfeld des Mannes hinter Winkie's.
10) Wo ist „Tante Ruth“?
Möglicherweise kommt man dem Rätsel dann besser auf die Spur, aber ich hab auch mal eine Interpretation gelesen, dass wohl alles nichts hilft, wenn man nahe an der Auflösung ist und merkt, dass das letzte so extrem wichtige Puzzleteil fehlt, um "Erleuchtung" zu erhalten.
Daher ordneten viele Fans den Film ganz einfach als Traum unter, denn im Traum ordnet sich der rationale Gedanke unter.
Die Geschichte fängt mit Bildern eines Jitterbug-Contests an dem auch die junge Betty (Naomi Watts) teilnimmt. Die junge Frau will unbedingt in Hollywood Karriere machen, ein Glück, dass ihre Tante am Sunset Boulevard eine Wohnung bei CoCo Lennox (Ann Miller) hat und der Nichte vorübergehend überlässt.
Zur etwa gleichen Zeit ereignet sich am Mulholland Drive ein schwerer Autounfall mit mehreren Toten, was Lieutenant McKnight (Robert forster) aber nicht weiß: Es gab eine Überlebende (Laura Harring), die bei diesem Crash ihr Gedächtnis verlor, im nächtlichen Hollywood umherirrt und der man nach dem Leben trachtet.
Sie kann in das besagte Appartment flüchten und wird später auch von Betty entdeckt, die immer mehr Anteil am Schicksal von "Rita" (so nennt sich die Fremde) nimmt.
Im Schnellrestaurant Winkie's, ganz in der Nähe, scheint es etwas böses zu geben. Jedenfalls will das ein ängstlicher Patient wissen, der mit seinem Therapeut hier was isst und fühlt, dass ein böser Mann sich hinter dem Haus aufhält.
Böse sind auch die Castigliane Brüder, denn Regisseur Adam Kesher (Justin Theroux) will partout die ihm aufgedrängte Camilla Rhodes (ebenfalls Laura Harring) nicht für die Hauptrolle in seinem Film besetzen...

 "Mullholland Drive" ist trotz des Retro Styles, dass sich in mehreren Sequenzen wiederspiegelt (Jitterbug, 60s Pop, die spanische Version von "Crying") eine sehr moderne Abrechung mit der Traumfabrik und der Film spielt auch gekonnt mit diesen Versatzstücken, ohne die Horrorelemente, die dem Werk eine verstörende Note geben, je aus den Augen zu lassen. Alles ist gekennzeichnet von einem morbiden Verfall, der langsam das "Ich" auslöscht und am Ende verwirrender Identitätenwechsel übrig bleibt.
Mag sein, dass Lynch in "Mulholland Drive" sein Mysterium bewusst konstruiert hat, er bleibt aber trotzdem als ein sehr aussergewöhnlicher und faszinierender Film im Gedächtnis.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten

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