Dienstag, 4. Dezember 2012

The Woman






















Regie: Lucky McKee

Wildes Tier Mensch...

Gab es einen Kannibalenstamm in Maine ? Diese Frage wirft Amerikas kontroverser Autor Jack Ketchum in einigen seiner nervenaufreibenden Romanen auf.
Stephen King sieht in dem Kollegen den furchterregendsten Mann Amerikas und dies ist sicherlich als Kompliment gemeint.
Seine Themen sind aber aber nicht Jedermanns Ding, denn er beschreibt sehr oft den moralischen Untergang der bürgerlichen Ordnung bis hin zu Barbarei und dringt in die dunkelsten Ecken seiner Figuren vor.
Inzwischen sind einige seiner Bücher verfilmt, nach "The Lost", "Red", "Evil" und "Beutegier" wurde jetzt auch "The Woman" auf die Leinwand gebracht.
Der Film von Lucky McKee erfüllt so ziemlich alle Voraussetzungen ein Genrepublikum zu begeistern und ist bereits auf dem besten Weg zum Kultstatus.
Die Story spielt in Maine, in der ersten Filmszene streift eine wilde Frau (Pollyanna McIntosh) durch die Wälder, sie lebt in einer Höhle und geht immer wieder auf die Jagd. Vermutlich wurde sie als Baby von einer Wölfin großgezogen, wie ein Szenebild suggeriert.
In der Zivilisation leben die Cleers. Die 5köpfige Familie ist gerade beim Grillen, Vater Chris (Sean Bridges) ist erfolgreicher Anwalt und erscheint bereits in den ersten Sekunden als hintergründig und unsympathisch. Er dirigiert seine Frau Belle (Angela Bettis).
Tochter Peggy sitzt in der Nähe des Swimmingpool und wirkt bedrückt. Sohn Brian (Zack Rand) spielt Basketball und sieht zu wie ein kleines Mädchen von drei Jungs geschlagen wird, er beobachtet das Geschehen, greift aber nicht ein.
Als die Familie heimfährt und der Vater den Sohn nach dem Befinden fragt, erklärt dieser stolz, dass er jetzt schon 8 von 10 Bällen ins Netz bekomt. Von dem Übergriff auf das kleine Mädchen erwähnt er nichts.
Überhaupt wirkt die Familie seltsam, alles scheint nach dem Willen des Vaters zu gehen. Er verteilt die Aufgaben, die anderen gehorchen und verhalten sich devot. Besonders die Ehefrau.
Zur Familie gehört auch noch die ganz kleine Tochter und drei Hunde, die ziemlich bissig sein müssen, denn sie sind permanent im Zwinger.
Wie es sich für einen guten Amerikaner gehört, geht Chris auch hin und wieder auf die Jagd in die Wälder.
Eines Tages entdeckt er dieses menschliche Wesen, die wilde Frau. Er fängt sie ein und kettet sie erstmal unten in einen Kellerschuppen.
Die verwahrloste Frau, so will es das Familienoberhaupt, soll von nun an ständiger Kellergast sein, das Ziel des von nun an derb-makraben Familiengeheimnisses soll deren Sozialisierung sein.
Dies geht nach Meinung von Chris nur mit unerbittlicher Härte...

Auf den ersten Blick mag "The Woman" nicht nur hart, sondern auch frauenfeindlich zu sein. Was aber auf den zweiten Blick nicht standhalten kann, denn "The Wonan" ist in erster Linie ein ergreifendes Familiendrama und eine Studie über einen Psychopathen in bürgerlichem Umfeld. Ein Wolf im Schafspelz sozusagen. Der Mann drängt den Zuschauer an die Grenzen der psychischen Belastbarkeit. Man kann die Darstellung von Sean Bridges nicht genug loben, der von einer Sekunde auf die andere höchst glaubwürdig diese Stimmungswechsel von gütigem Vater zum wahnsinnigen Psycho vollziehen kann und immer glaubwürdig bleibt.
Hier bewahrheitet sich die Filmwahrheit, dass die Qualität solcher Filme durch einen guten Bösewicht stark gehoben werden kann.
Auch die anderen Familienmitglieder sind gut gezeichnet.
Wenn am Ende der Film in unappettitliche Metzel-Szenen abdriftet, ist der dem zeitgenössischen Horror genüge getan. Es wirkt fast schon überspitzt. Was aber am guten Gesamturteil nichts ändert.
"The Woman" ist gutes Genrekino mit einer bedrückenden Horroratmosphäre, die vor allem aus den Konstellationen der Figuren gelingt. Darüberhinaus darf gerätselt werden, wer am Ende den Geschlechterkampf gewinnt...ja, ja das ist auch noch Thema.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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