Freitag, 23. November 2012

Shivers



Regie: David Cronenberg

Körperwelten

 "Shivers - Parasiten-Mörder" ist ein Frühwerk von David Cronenberg, dessen Stilrichtung meistens als "Körperhorror" bezeichnet wird.
Bereits in diesem 1975 entstandenen Film geht es um die Deformation des Körpers und um Angst vor dieser Veränderung. Auch eine Gesellschaftskritik lässt sich darin ablesen, vor allem dann, wenn man die Zeit berücksichtigt, in dem der Film gedreht wurde und eigentlich noch immer aktuell.
Filmhistorisch kann man sogar annehmen, dass dieses kleine fiese Filmchen andere Regisseure zu ihren grossen Klassikern inspiriert hat: In seinem Aufbau erinnert er an George A. Romeros "Dawn of the Dead" und die Parasiten im Bauch übernahm Ridley Scott in seinem "Alien".
Toronto in den 70ern: Schöner Wohnen ist angesagt im luxuriösen Starliner-Wohnkomplex. In diesem Nobel-Ghetto - etwas ausserhalb vom Stadtkern - wohnen die Reichen in abgeschiedener Ruhe vom Lärm der Metropole. Im attraktiven? Wohnkomplex gibt es so ziemlich alles, keine Wünsche bleiben offen: Einkaufszentrum, Boutiquen, Friseur, Reinigung, Zahnarzt, praktische Ärzte, Fachärzte etc. etc.
Einer dieser Ärzte, ein Wissenschaftler, ist heimlich auf der Suche nach einem Parasiten, der bald Organverpflanzungen überflüssig machen könnte. Natürlich ist dieser Dr. Jekyll auch ein durchgeknallter Mr. Hyde, denn es reizt ihn, mit diesem Parasiten auch den triebhaften Urinstinkt des Menschen extrem zu verstärken. Als der lüsterne Doc sein Experiment an einer jungen Frau ausprobiert, wird diese zur blutrünstigen und Menschenfleisch fressenden Sexbestie. Sie schläft mit unzähligen Männern, daher vermehrt sich dieser Parasit, ein ziemlich eklig aussehendes wurmähnliches Vieh, rasant schnell.
Kann der Arzt Rollo St. Luc (Paul Hampton) gemeinsam mit seiner Geliebten Nurse Forsythe (Lynn Lowrey) diesen Wahnsinn stoppen. In der Zwischenzeit sorgt sich in einem anderen Appartement Janine Tudor (Susan Petri) um den Gesundheitszustand ihres Ehemannes Nicholas (Allan Colman), der ständig Sex will, aggressiv agiert und so nebenbei viel Blut und eklige Engerlinge kotzt. Sie sucht Hilfe beim Doc und bei ihrer Freundin Betts (Barbara Steele). Während der Arzt langsam die Katastrophe ahnt, ist sie schon in vollem Gange.

Als Schauplatz der Geschichte wählte Cronenberg raffiniert einen neumodischen Wohnkomplex mit scheinbar allem erdenklichen Komfort. Eine äusserst kalte, triste und fast steril anmutende Ausstrahlung dieser Location, verstärkt den Horror zusätzlich. Natürlich läuft der Film heute vielleicht Gefahr, durch die sexsüchtigen Opfer des Parasiten leicht lächerlich zu wirken.
Dies verhindert Cronenberg durch einen immer straffer gezogenen Spannungsbogen, der in ein geradezu beängstigendes Bild ala "Bodysnatchers" mündet..
Optisch wie der nachfolgende Cronenberg "Rabid" in stimmigem B-Picture Look. Ein fieses Midnight Movie, dass es auch heute noch schafft, Unbehagen zu erzeugen...


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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