Freitag, 23. November 2012

Rosso - Farbe des Todes



Regie: Dario Argento

Wie aus dem Giallo der Splatter wurde...

Bereits in Michelangelo Antonionis Swinging 60s Meisterwerk "Blow up" aus dem Jahre 1966 war es David Hemmings als Fotograf Thomas, der auf seinen Aufnahmen plötzlich eine Leiche entdeckt und damit auch einen Mordfall aufklären möchte. Neun Jahre später wird Hemmings von Dario Argento in "Deep Red" erneut in eine ähnliche, aber noch weit brenzligere Situation bugsiert.
Marcus Dailey (David Hemmings) ist ein ausländischer Jazzmusiker, der derzeit in Rom gastiert. Mit seinem Freund, dem Pianisten Carlo (Gabriele Lavia) trifft er sich nach dem Auftritt noch auf einer menschenleeren Piazza, ein Schrei ist zu hören. Die beiden Männer schenken dem Schrei allerdings keine sonderlich grosse Bedeutung. Vorbei an einem Cafe verabschiedet sich Marcus von seinem Kumpel. Seine Wohnung ist nicht weit. Dann sieht er - vor dem Haus angekommen - am Fenster im Stockwerk unter ihm, das litauische Medium Helga Ulmann (Macha Meril) die gerade von ihrem Mörder kalt gemacht wird.
Er ist somit Zeuge eines Mordes, rennt in die Wohnung, um der sterbenden Helga noch zu Hilfe zu kommen, vorbei an einem langen Korridor mit vielen Gemälden von Gesichtern, die an Edvard Munch erinnern, aber es ist leider zu spät. Aus dem Fenster blickend, sieht er nur noch eine Gestalt im Regenmantel, die in die Nacht verschwindet.
Die Polizei findet bald heraus, dass Helga kurz vorher auf einer von Prof. Giordani (Glauco Mauri) veranstalteten Parapschologischen Konferenz plötzlich und unerwartet telepathisch eine widerliche, böse und mörderische Präsenz im Publikum wahrgenommen hat. Der Täter muss unter dem Publikum dieses vollbesetzten, komplett in rot gestalteten Theaters gewesen sein. Keine Frage: Der Killer sah in Helga eine potentielle Zeugin. Ab nun ist auch Marcus irgendwie gefährdet, da die Reporterin Gianna Brecci (Daria Nicolodi) Marucs mit einem Foto auf der ersten Seite der Zeitung zur Zielscheibe gemacht hat. Der aber ist von Ehrgeiz gepackt, den Fall aufzuklären, zumal er das Gefühl hat, dass er den entscheidenden Hinweis liefern könnte, wenn er sich mehr und mehr bewusst erinnert und Details abruft, die er in dieser Ausnahmesituation des Herbeieilens an den Tatort, irgendwie vergessen hat. Es ist felsenfest davon überzeugt, dass er irgend etwas wichtiges ausser Acht gelassen hat. Aufschluss könnte Carlo bringen, er versucht ihn zu finden. Von dessen Mutter, einer ehemaligen Schauspielerin (Clara Calamai) erfährt er, dass der Alkoholiker bei seinem Freund, einem Transvestiten, nächtigt. Und auch die Reporterin wird zudringlich, sie gibt Marcus eindeutige Signale, gehört aber zu der für die 70er Jahre neuen Species der Emanzen..


Ein vielschichtiger Thriller des Giallo-Films. Dario Argento inszeniert extravagant und die Rockband Goblin liefert einen passenden progessiven wie nervösen Score ab. Die Gewalt wird ziemlich hart dargestellt, allerdings durch ein sattes Rot des Blutes schon wieder künstlich vom Realismus entfremdet. Genial sind die Bildsprache des Films, seine eigenwillige Farbdramaturgie und seine völlig bemerkenswerte Ausgestaltung der einzelnen Szenen.
Ein Film mit Spiegeln, Gemälden, wildgewordenen Vögeln, kochend heissem Wasser, gefolterte Eidechsen, furchterregende Malereien von Kindern, bluttriefende Messer, kleinen Püppchen, die erhängt werden und lieblichen Kinderliedchen. Grandioser Film.

Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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