Freitag, 23. November 2012

Machine Girl

Regie: Noboru Iguchi
Ein Schulmädchen wird zur Furie...

Japaner sind wohl doch ein bisschen verrückter und schräger drauf als wir. Anders ist ja auch nicht zu erklären, dass selbst bei eher harmlosen und kindgerechten Animes den jungen Zuschauern mehr "zugemutet" wird als in unseren westlichen Kinderfilmen. Gewalt beispielsweise durch spritzendes Blut. Auch sexuelle Anspielungen, bei den sich die Charaktere recht offen geben, sind geduldet und normgerecht akzeptiert.
Ein weiteres Phänomen, dass kürzlich auch eine Nachricht wert war, sind die immer skurrileren Verhaltensweisen der immer zahlreicher werdenden Fans: Diese "Otaku" zelebrieren noch wesentlich stärker wie bei uns das Kopieren ihres Idols, eigentlich schon in Richtung zweiter Persönlichkeit, sie leben für ihre Leidenschaft und so muss sich auch das alte Leben dieser gelebten Illusion unterordnen, nicht selten verändern sie sich auch optisch in das Idol aus dem Anime.
Einige Realfilme aus Japan, vor allem die Thriller, sind deshalb auch auf diese Phänomene ausgerichtet. Sie folgen den Gesetzen des Animes, sie zeigen explizite Gewalt im Überfluss und sie liefern für die Fans Figuren, die eine hohe Identifikation möglich machen. Gerade für jüngere Zuschauer. So sind viele dieser Thriller mit jugendlichen Idolen besetzt.
Wer ein Faible für Comics hat, der wird "Machine Girl" vielleicht besser geniessen können. Denn "Machine Girl" ist für mich Real-Comic.
Die Geschwister Ami (Minase Jashiro) und ihr jüngerer Bruder Yu leben seit den Tod ihrer Eltern, die als Mörder galten, trotzdem ein sichtlich glückliches Leben. Doch ihr Bruder und einer seiner Schulkameraden werden von einer brutalen Jugendbande terrorisiert. Als die beiden Jungs von ihren Peinigern umgebracht und schliesslich tot aufgefunden werden deutet alles auf Selbstmord hin. Nur Ami gibt sich mit dieser offiziellen Version nicht zufrieden, zumal sie weiss, dass hinter dem Mord der Sohn des berüchtigten Yakuza Ryûgi Kimura (Kentarô Shimazu) und seiner noch grausameren Frau Violet (Honoka) steckt. Ami schwört blutige Rache und sie gewinnt Miki (Asami), die Mutter des verstorbenen Mitschülers als Parterin für das nun folgende Ballett des Todes, dabei trägt sie irgendwann auch das grosskalibrige Maschinengewehr als Armprothese, dass wir aus dem "Planet Terror" kennen und nebenher wird gemetzelt, gesägt, geschnitten, geblutet, frittiert, filetiert, gekotzt und genagelt. Als Waffen kommen zum Einsatz: Kettensägen, Büstenhalter, Angst-Urin, eine fliegende Greifklauen-Guillotine, Ninja-Terror sowie viel heisses Fett...

Hört sich trashig und primitiv an und das ist es auch. Allerdings zelebriert der Regisseur Noboru Iguchi diese überdrehte Groteske mit dem Thema "Spass an Rache" mit einer perfekten Bildsprache und einer perfekt ausgearbeiteten Choreographie, die schwindelerregend wirkt und damit fast schon "Bollywood" Ausmasse annimmt und natürlich auch enormes Kultpotential als Meilenstein des Genres in sich birgt.
Dies ist jetzt nach "Tokyo Gore Police" mein zweiter Film dieser Kategorie der japanischen Geschmacklosigkeiten und irgendwie sind sie "cool"...an darf sie aber nie ernst nehmen.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

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