Donnerstag, 22. November 2012

Transsiberian



Regie: Brad Anderson

Beklemmende Zugreise durchs Eis...

Irgendwo in Sibirien: Der russische Drogenfahnder Grinko (Ben Kingsley) ermittelt im Mordfall an einem berüchtigten Drogendealer. Zur selben Zeit in Peking: Das amerikanische Ehepaar Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) beenden erfolgreich ihre Arbeit bei notleidenden Kindern. Die beiden sind streng gläubig und sind im Auftrag einer christlichen Bibelgruppe dort tätig. Die Ehe steckt in der Krise, obwohl man sehr schnell die Zuneingung der beiden füreinander spürt. Jessies Hobby ist das Fotographieren, Roy ist riesengrosser Eisenbahnfan. Deshalb soll die Heimreise nicht im Flugzeug stattfinden, sondern mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn von Wladiwostok bis nach Moskau. Eine lange Strecke liegt vor den beiden: 9000 Kilometer, sieben unvergessliche Tage sollen es werden. Die abenteuerliche Reise durch exotische, wilde und schneebedeckte Orte könnte auch einen positiven Schub für die alltagsgeschädigte Ehe werden.
Doch der legedäre Glanz ist verblasst, die länsten Zugverbindung der Welt hat seine besten Tage schon gesehen:
Die Zugabteile wirken irgendwie heruntergekommen, die Reisenden bestehen aus ganz einfachen Leuten, aber auch dubiose Gestalten bevölkern den Zug. Die Route gilt bei der russischen Drogenpolizei als beliebter Tummelplatz für den Schmuggel im grossen Stil, meistens führen harmlos wirkende Zugreisende als Kuriere die Ware mit sich, gut versteckt in Souveniers wie diesen faszinierenden Matroschkapuppen. Mit den beiden jungen Weltenbummler Carlos (Eduardo Noriega) und seiner Freundin Abby (Kate Mara) bekommen Jessie und Roy Gesellschaft in ihrem kleinen Abteil. Irgendwie freunden sich die vier etwas an. Bei einem Zwischenstopp des Zugs vertritt man sich die Beine. Als der Zug dann seine Fahrt wieder aufnimmt, ist Roy plötzlich verschwunden....

"Transsiberian", ein Film von Brad Anderson (The Machinist) ist lange Zeit ein sehr ruhiger Film, der eine extrem langsame Erzählweise zelebriert und seine Figuren vorstellt.
Es passiert nicht viel an Thrill, lediglich die latent unsichere Atmosphäre im Zug und die einsamen Waldlandschaften außerhalb, die vom spanischen Kameramann Xavi Gimenez eingefangen wurden, vermitteln Fremdheit und Einsamkeit. Die Problematik des Paares, die sich einerseits fremd und doch sehr nah sind, untertreicht diese eigenartige Stimmung.
Erst im Laufe der Zugfahrt gewinnt auch die Story an Fahrt. Die Suspenceanteile steigern sich kontinuierlich. Als es richtig spannend wird, dreht der Film sogar im Turbo auf und schleudert neben ein paar kleineren Überraschungen, eine extrem ungeahnte Wendung in die Story, die dann dominierend den Handlungsablauf beherrschen wird.
Vor allem die Figur der Jessie lässt eine dunkle Seite zu, die Motor für die Dynamik der Story wird.
Eine der Hauptstärken des Films, neben seinen Überraschungsmomenten und den exzellenten, aber kalten Bebilderung, ist die Figurenzeichnung der beiden Paare.
In "Transsiberian" erscheint Russland als unzivilisiertes und bedrohliches Land. Wie schon in "Hostel" ist der Osten ein gefährlicher Platz: Kalt und roh,Gangster, korrupte Beamte, unfreundliches Personal, brutale Mentalität der Menschen. Dies könnte vielleicht ein Kritikpunkt in Punkto Vorurteile sein, allerdings funktioniert so das gewollte Höchstmaß an Spannung. Und selbst der beste Zugfilm aller Zeiten, Hitchcocks "Eine Dame verschwindet" zeigte da starke Ähnlichkeiten in der Beschreibung von Zugfahren im Osten....
Mir hat der Film sehr gut gefallen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen