Freitag, 23. November 2012

Spider



Regie: David Cronenberg

Der Kranke aus der Klapse...

Erst jetzt im Zuge seiner neuen Erfolge mit den brutalen wie auch exzellenten Gangsterfilmen, beide mit psychologischem Tiefgang "A History of Violence" und "Tödliche Versprechen - Eastern Promises" wurde ich auch auf Cronenbergs Vorgänger "Spider" aufmerksam, der 2004 in der Kinoauswertung und auch bei mir leider total unterging. Wenig beachtet nimmt sich der düstere und vertrackte Film dem Thema "Schizophrenie" an. Aber Vorsicht ist geboten, denn eine Art Fast-Wohlfühlfilm wie "A beautiful Mind" ist Cronenbergs Variante nicht.
Denis Cleg (Ralph Fiennes) wird aus einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt entlassen und kommt in einem heruntergekommenen Wohnheim für Psychisch Kranke im Osten Londons unter, das von der resoluten Mrs. Wilkinson (Lynn Redgrave) geführt wird. Dabei wird Cleg, der schon als Kind von seinen Eltern Spider gerufen wurde, zunehmend mit traumatischen, sonderbaren Erlebnissen aus seiner Kindheit in den 60ern und vor allem seiner Eltern (Miranda Richardson/Gabriel Byrne) konfrontiert. Es muss damals etwas Schreckliches vorgefallen sein, nur hat der Kranke keinerlei klaren Zugang zu seinen Erinnerungen.
Das Wohnheim befindet sich ganz in der Nähe seiner Kindheitsstätte. Spider sucht diese auf und versucht sich so besser an die Geschehnisse von damals zu erinnern. Mit jedem weiteren Erinnerungsfetzen spannt er mit einer Schnur in seinem Zimmer eine Art Spinnennetz...

Ich habe den Film gestern geschaut und auffallend ist die sehr langsame, bedächtige Erzählweise, die Cronenberg gewählt hat. Da ist sehr wenig Action und Thrill und an einigen Passagen des Films hab ich mir fast ein bisschen mehr Tempo gewünscht, weil etwas gepflegte Langeweile oder Tristesse aufkommt.
Die Auflösung des Films, die gar nicht mal so überraschend kommt, hat es jedoch vor allem auf den zweiten Blick total in sich, sie wirkt intensiv am anderen Tag noch nach und hat den Effekt, dass man den Film gar nicht mehr so leicht aus dem Kopf bekommt.
Etwas erinnert wurde ich an "Butcher Boy" von Neil Jordan, stellenweise auch an "Der Mieter" von Polanski.
Miranda Richardson und Ralph Fiennes spielen grandios, auch die Leistung des kleinen Spider (Bradley Hall) ist beachtlich.
Auf den zweiten Blick gefällt mir dieser langsame "Spider" sogar noch besser als die beiden neuen, zugänglicheren Arbeiten von Cronenberg - und die waren bereits sehr gutt


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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