Donnerstag, 22. November 2012

Session 9






Regie: Brad Anderson

Lagerkoller und alte Tonbänder

Gordon Fleming (Peter Mullan) ist ein ruhiger und gelassener Typ und Chef einer eigenen Gebäudereinigungsfirma mit einem kleinen Team:
Seine rechte Hand ist Phil (David Caruso), der etwas angespannt ist, weil seine Freundin ihn wegen seinem Kollegen Hank (Josh Lucas)verlassen hat.
Ebenfalls zum Team gehören Mike (Stephen Gevedon) und Gordons Neffe Jeff (Brendan Sexton III).
Die kleine Firma ist auf Aufträge angewiesen und Gordon kann nur durch zeitliche Zugeständnisse den lebenswichtigen Auftrag zur Sanierung eines seit den 80er Jahren leer stehenden Psychiatriegebäudes unter Dach und Fach zu bekommen.
Nur eine Woche Zeit hat das Team dieses Denkmalschutz stehende ehemalige Hospital vom Asbest zu reinigen.
Im Keller des Gebäudes findet Mike einen Karton mit alten Unterlagen samt Tonbandaufnahmen, die mit einer ehemaligen Insassin namens Mary durchgeführt wurden. Diese Sitzungen sind beschriftet von 1 bis 9. Auch sonst wirkt der leerstehende, dunkle Gebäudekomplex inmitten einer idyllischen Gründanlage für die Männer zunehmend bedrohlicher. Sie erzählen sich Geschichten, die sich in dieser Klinik ereignet haben. Geschichten, die sie von den Zeitungen und Medien her kennen. Lagerkoller macht sich breit. Phil und Hank rivalisieren immer mehr miteinander, auch Gordon, der sonst nie aus der Haut fährt, wirkt irgendwie angespannt. Mike erlebt immer mehr ein Gruselfeeling durch das Abhören der Bänder der multiplen Persönlichkeit.
Dann entdeckt Hank wertvolle Münzen, den Fund verheimlicht er den Anderen. Er schleicht sich in der Nacht ins Gebäude, am anderen Morgen ist er verschwunden. Die Situation wird immer bedrohlicher. Sendet das Haus böse Schwingungen aus ?



Brad Anderson kombiniert in seinem 2001 gedrehten Horrorfilm zwei spannende Komponenten: Einmal ein einsetzender gruppendynamischer Prozess, wenn Menschen in Extremsituationen, oft abgeschieden, aufeinander angewiesen sind.
Desweiteren ist das Haus alles andere als einladend: Man arbeitet mit schutzmasken, weil nicht sicher ist, wieviel Gift aufgenommen wird. Zusätzlich scheint es so zu sein, dass mit dem Abtragen des alten Zeugs auch böse Energien des Hauses freigesetzt werden.
"Session 9" gilt als Vorläufer von Brad Andersons drei Jahre später realisiertem "The Machinist". Optisch ähneln sich die beiden Filme, einer spielt in einer Fabrik, der andere in einem alleinstehenden Gebäude und beide Locations wirken nicht sehr einladend.
So sehr "The Machinist" aber vielleicht kalkuliert und trendgerecht daherkam, ist "Session 9" wieder das krasse Gegenteil zum heutigen Genre-Einerlei, er orientiert sich eher an der klassischen, gut erzählten Geschichte mit glaubwürdigem Spiel der Akteure und langsamem, fast schon gemächlichem Spannungsaufbau.
Dies ist ein gerissener Schachzug, denn so wird die Paranoia der Protagonisten echt, die Gestaltung des Raumes als "Labyrinth" tut ihr übriges.
Nachdem der Film 2001 etwas unterging und auch im Schatten von Andersons anderen Arbeiten (Machinist, Transsiberian) steht, wurde er immerhin in einigen kürzlich erschienen Listen über die besten Filme des Jahrzehnts berücksichtigt und tatsächlich lohnt sich diese Wiederentdeckung einer sehr guten Genre-Arbeit.
Extrem überraschend auch der völlige Verzicht auf gängige technische Trickmittel des Genres.

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

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