Donnerstag, 22. November 2012

American Psycho




Regie: Mary Harron

Der Traum vom amerikanischen Serienkiller

 Patrick Bateman (Christian Bale) ist ein Kind der 80er. Der gelangweilte wie arrogante Oberschichten-Snob passt aber heute noch besser - nicht nur rund um die Wall Street - als typisches Produkt unserer Jetzt- Zeit: Er trägt die teuersten Anzüge, hat eine luxuriöse Wohnung und schlägt - wenn er nicht grad "Geld macht" mit gleichgesinnten Yuppies, seiner Freundin (Reese Witherspoon) oder anderen attraktiven Vorzeigefrauen in den angesagten Clubs, auf Kokspartys oder in Nobelrestaurants seine Zeit tot. Natürlich mit dem obligatorischen seelenlosen Smalltalk. Bateman empfindet sich künstlich und er hat damit auch Recht.
Er legt hohen Wert auf äusseres, macht täglich sein Beauty Programm und sieht aus wie Barbies Ken, zumindest aber wie ein gutbezahltes Model. Sein Faible für Marken und für gerade angesagte Kommerzmusik wie von Huey Lewis, Phil Collins, Chris de Burgh oder Robert Palmer ist enorm. Sind diese Sachen auf dem Plattenteller und Bateman lobt sie in allen Tönen, dann dient die Musik sogar als Initialzündung für einen freizeitlichen Ausgleich der besonderen Art. Er tötet. Zuerst einen Obdachlosen, dann muss der noch etwas erfolgreichere Konkurrent Paul Allen (Jaret Leto) daran glauben, weil der die exklusiveren und schöneren Visitenkärtchen hat und viel schneller als andere einen Tisch im besten Restaurant in Town bekommt. Der Ausgleich mit dem Hammer, Schlachtermesser und der Kettensägen macht immer mehr Spass und wie ein Besessener schreitet Bateman entschlossen zu neuen Taten, schlachtet Frauen nach gemeinsamem Sex ab und lebt so seinen eigenen amerikanischen Traum weiter....


"American Psycho" von Bret Easton Ellis gilt als einer der brutalsten Romane der neueren Literaturgeschichte. Das Buch ist 1991 erschienen und wurde 1995 in Deutschland durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert, erst 2001 wurde das Verbot aufgehoben.
Für den Film wurde die Geschichte um den Serienkiller in Designerklamotten merklich entschärft und seine Taten werden lediglich angedeutet.
Der Horror entsteht allerdings auf zwei Ebenen, es sind nicht nur Täter und Taten selbst, sondern auch die abgestumpfte Gesellschaft, die reflektiert wird.
Viele bekannte Darsteller wurden beim Casting mit der Rolle des Bateman in Verbindung gebracht: Di Caprio, Edward Norton und Brad Pitt. Durch die Durchsetzungskraft der Regisseurin Mary Harron, die auch zusammen mit Guinevere Turner das Drehbuch verfasste, erhielt aber der damals noch nicht sehr bekannte Christian Bale den Zuschlag.
In Nebenrollen tauchen Willem Dafoe und Chloe Sevigni auf.
"American Psycho" hätte sicher noch besser werden können, aber einige Szenen bleiben unvergesslich. Lediglich beim Finish schwächelt der Film ein bisschen, da hätte diesem Alptraum eine etwas straffere und markantere Handschrift gut getan...

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

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