Sonntag, 25. November 2012

Do you like Hitchcock ?




Regie: Dario Argento

Über die Vorbildfunktion von Hitchcock Filmen...

Ein kleiner Junge ist mit seinem Fahrrad im Wald unterwegs. Er ist ein neugieriger Beobachter, denn er folgt einer jungen Frau mit schwarzer Kleidung. Diese trifft sich dort mit einer ähnlich aussehenden jungen Frau und gemeinsam laufen sie zu einer verlassenen Hütte. Dort angekommen muss der kleine Junge zum einzigen Fenster der Hütte hochklettern, damit er sieht, was in der Hütte geschieht. Ein Hahn wird zum Blutopfer der lachenden Frauen, die blutverschmiert dieses Voodooritual zelebrieren. Eindeutig Hexen, aber schon wird auch der Spanner entdeckt und die Frauen rennen ihm wie wild nach...
Jahre später ist Giulio (Elio Germano),  der kleine Junge von damals, Filmstudent in Turin, die Neugier ist jedoch geblieben und hat sich sogar noch verstärkt. Dienlich ist dazu auch seine Wohnung in den oberen Stockwerken, dort hat er einen prima Blick auf die Fassade der Nachbarhäuser und sozusagen als Ausgleich für die schwere Filmkost, deutsche expressionistische Stummfilme, gafft er immer wieder in die Fenster der anderen Wohnungen.
Natürlich ist auch immer eine Wohnung dabei, in der sich eine schöne Nachbarin wie Sasha (Elisabetta Roccetti) bei offenem Fenster entblößt.
Diese hat wohl Dauerärger mit ihrer Mom (Milvia Margliano). Ein Konflikt, den Giulio sehr gut verstehen kann, denn auch er hat eine starke, aber anstrengende Beziehung zu seiner Mutter (Elena Maria Bellini).
Häufig leiht sich Giulio in der gut sortierten Videothek von nebenan seine Filmklassiker wie "Golem" oder "Nosferatu" aus.
Und Andrea (Ivan Morales), der dortige Angestellte, ist auch ein versierter Filmkenner und zudem Fan von Alfred Hitchcock und Dario Argentos Film "Card Player"...zumindest erwecken die ausgehängten Poster diesen Eindruck.
Sasha leiht sich auch Filme aus, ihr persönlicher Filmfavorit ist auf jeden Fall "Der Fremde im Zug", den sie sich oft ausleiht und einer jungen Kundin namens Federica (Chiara Conti) ausserordentlich empfiehlt.
Interessanterweise beobachtet Giulio kurze Zeit später die beiden jungen Frauen im Park, was ihm schon reichlich sonderbar vorkommt, denn die sich kaum kennenden Frauen wirken wie bestens vertraute Freundinnen...


Mit Freundin Arianna (Cristiane Brondo) läufts auch chaotisch nach dem Motto "Sie küssten und sie schlugen sich", vor allem kriegt die Freundin heraus, dass ihr Freund heimlich nackte Frauen voyeuristisch begafft.
Dann wird Sashas Mutter ermordet. Giulio, der Filmkenner tippt sofort auf einen Plot ala "Fremder im Zug", also diese mörderischen Überkreuz-Dienstleistung ala Bruno Anthony und Guy Haines...
 Dario Argentos "Do you like Hitchcock ?" wirkt im Vergleich zu seinen anderen Filmen sehr federleicht und vergnüglich.
Vorausgesetzt man nimmt dem Maestro die Holzhammermethoden aus präsentierten Hitchcock-Zitaten nicht übel.
Für einen Hitchcock Fan sind sie alle leicht zu erkennen und sie sorgen eben für diese spielerische, leichte Machart. Trotzdem ist der kleine Thriller recht spannend gemacht. Er ist auch vor allem immer dann sehr gut, wenn er die Hitchcock Motive modernisiert darstellt:
Das Gespann Giulio und Freundin Arianna sind natürlich Jeff Jeffries und Lisa Fremont, aber durch das Gefühlschaos des jungen Paares gelingt Argento hier eine sehr vergnügliche, eigenwillige Paar-Konstellation.
Ebenfalls gut sind die Streifzüge durch die Fenster dieser wunderbaren Häuserfassaden inkl. klasse Aufnahmen der Fresken und Gassen von Turin.
Wie auch vom "Card Player" lässt sich bei "Do you like Hitchcock ?" folgendes sagen: Wenn man nicht ein weiteres, lang ersehentes Meisterwerk von Dario Argento erwartet, dann sieht man einen sehr sympathischen kleinen Thriller mit europäischer Handschrift, der m.E. mit dem vergleichbaren amerikanischen "Disturbia" sogar eindeutig überlegen ist.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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