Freitag, 23. November 2012
Bug
Regie: William Friedkin
Käfer in der Wohnung...
Als Auslöser für seine Kinoleidenschaft gibt William Friedkin das Meisterwerk von Orson Welles "Citizen Kane" an.
Anfang der 70er Jahre drehte er dann selbst seine grossen Welterfolge wie "French Connection" oder "Der Exorzist", die heute ebenfalls zu den unbestrittenen grossen Filmklassikern gehören.
Danach wollte es aber nie mehr so recht zünden, obwohl Filme wie "Atemlos vor Angst" oder "Leben und sterben in LA" maßlos unterbewertet und unbeachtet blieben.
Mit seinem "Cruising" war er sogar zweimal (Regie, Drehbuch) für die berühmt-berüchtigte Goldene Himbeere nominiert. Heute sieht man diesen aussergewöhnlichen Thriller mit anderen Augen und er wurde inzwischen nicht nur durch seinen Kultstatus merklich aufgewertet.
Mit "Bug" lieferte er im Jahr 2006 einen wenig beachteten Horrorfilm ab.
Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück wirkt das Werk tatsächlich wie für die Theaterbühne inszeniert. Friedkin thematisiert eine bizarre Wahrnehmungswelt zweier einsamer Menschen, die zunehmend mit der schwersten Paranoia konfrontiert sind.
Mit einem sehr gemächlichen Tempo lernt der Zuschauer die psychisch labile und angeschlagene Agnes White (Ashley Judd) kennen. Sie hat erfahren, dass ihr brutaler Mann Jerry (Harry Connick Jr.) überraschend aus dem Knast entlassen wurde. Inzwischen hat Agnes eine Beziehung zu der lesbischen R.C (Lynn Collins). Eines Tages stellt diese ihr den schüchternen wie sonderbaren Peter (Michael Shannon) vor, zu dem Agnes gleich einen emotionalen Draht entwickelt. Sie lässt den Obdachlosen bei sich übernachten, es läuft etwas. Der misstrauische Mann erzählt ihr, dass er ein Veteran des Golfkrieges sei und Opfer geheimer Experimente der Armee. Er ist sich sicher mit Insekten infiziert zu sein, die sich in seiner Blutbahn befinden. Ein Mikroskop liefert scheinbar den ersten Beweis für seinen Verfolgungswahn...
"Bug" ist prinzipiell ein sehr interessanter Film, der mit einer grossartigen Darstellerleistung von Ashley Judd glänzen kann.
Trotzdem bleibt ein Resümee schwierig, weil der Film in seiner Gesamtheit sehr zwiespältig wirkt und sich abwechselnd sowohl Trägheit als auch Faszination einstellen.
Für die relativ ausufernde Einleitung braucht man Geduld, denn mit nur fünf agierenden Figuren und der Fixierung auf eine kleine Wohnung als Handlungsort sind die Möglichkeiten begrenzt. Zusätzlich ist die Theaterambiente immer mal wieder sichtbar. Die Gespräche, die die Personen führen, sind interessant - aber sie sind sehr oft psychosenah. Man muss sich auf diese Dialoglastigkeit einlassen können, denn Themen wie Ängste oder Wahn sind dann irritierend, wenn der Filmemacher gänzlich darauf verzichtet, dass er sie horrormässig effektiv visualisiert.
Vermutlich daher auch die vielen schlechten Bewertungen - aufgrund völlig anderer Erwartungen.
Bewertung: 5,5 von 10 Punkten.
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