Donnerstag, 22. November 2012

Im Banne des Dr. Monserrat


























Regie: Michael Reeves

Hör auf, Estelle

Nachdem die britische Regiehoffnung Michael Reeves (Der Hexenjager)Mitte der 60er Jahre bei Don Siegel sein Handwerk gelernt und mit "Revenge of the Blood Beast" den ersten seiner nur drei Spielfilme in Italien gedreht hat, kehrte er für seine zweite Arbeit nach London zurück.
Im Auftrag einer kleinen Independent Firma, der Tigon British Film Productions, die sich hauptsächlich auf Exploitation-Filme spezialisierte, schrieb er zusammen mit seinem Jugendfreud Tom Baker das Drehbuch zu "Im Banne des Dr. Monserrat".
Vordergründig ein kleiner Grusler in B-Picture Optik über die Gefahren der Hypnose, hat er doch weit mehr zu bieten: Generationenkonflikt und Jugendwahn im London der "Swinging Sixties" sind die eigentlichen Themen des Films, und wo der eigentlich vergessene Trashie auch heute noch gut punkten kann. Mit authentisch anmutenden Straßenaufnahmen einer grauen und dreckigen Großstadt und realistischen Bildern in den angesagten Clubs gelingt es dem Film trotz des sicherlich extrem kleinen Budgets, den Zeitgeist der 60er Jahre einzufangen.
Da taucht dann plötzlich so eine Sängerin einer Band auf, die an 60er Ikonen wie Sandie Shaw oder Lulu erinnert. Aber das grelle Leben macht nicht jedem Spass. So ist die Hauptfigur Mike (ian Ogilvy), eine Mischunng aus Frauentyp und arrogantem Dandy, irre gelangweilt, wenn er mit Freundin Laura (Sally Sheridan) und Kumpel Alan (Victor Henry) um die Häuser zieht.
Ein Suchender, der nicht so genau weiss, was er finden möchte...da hat es das alte Ehepaar Monserrat (Boris Karloff/Catherine Lacey) leichter: Die sind auch auf der Suche, wissen aber genau was. Die beiden leben in einer dunklen, düsteren Wohnung und Monserrat, früher Opfer von Rufmord, ist seit Jahren wissenschaftlich besessen in "Hypnose" tätig, Ehefrau Estelle brät ihm nicht nur Frikadellen, sondern sie assistiert und ist mit den Funktionen der swinging Hypnosemaschine ihres Mannes, die auch Experimentalsound und psychedelische Farbspiele schrägster Colour wiedergibt, bestens vertraut.
Die beiden suchen dieses optimale Versuchskaninchen - einen noch nicht sehr gefestigten jungen Menschen, der gerne ausprobiert.
Aber die Maschine kann nicht nur hypnotisieren, sondern mit diesem Apparat geschieht auch eine Übertragung der Feelings und der Erlebniswelt vom Probant zu den beiden Rentnern, die gerne noch Dinge machen würden, die nur der Jugend vorbehalten ist...und ab jetzt kommt noch viel Horror dazu.

Hört sich trashig an und ist es auch. Aber die Vielschichtigkeit des Films überrascht dann doch und lässt gemeinsam mit Reeves letztem Film "Witchfinder General" erahnen, welches Potential der talentierte Director hatte, der 1969 an einer Überdosis Barbiturate starb.
E-m-s hat das verschollene Werk im Rahmen seiner Reihe "Der phantastische Film" liebevoll restauriert. Gelegentlich gibts ein verunreinigtes Bild mit Abnutzungsstreifen, so wie bei "Planet Terror" beabsichtigt - nur viel weniger oft und somit auch weniger nervend.
Im Gegenteil: Irgendwie verstärkt dies den B-Picture Charakter und man hat das Gefühl einen sehr unbekannten, billigen aber guten Film mit viel Vergnügen entdecken zu können....
Bewertung: 8 von 10 Punkten

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