Sonntag, 25. November 2012

High Lane



Regie: Abel Ferry

Hohe Berge, tiefe Täler...

Man kann den neuen franzsösichen Genreschocker "High Lane" als einen Film zweier ganz verschiedener Halbzeiten bezeichnen. In der ersten gehts um den Extremsport Klettern und Bergsteigen, im zweiten folgt der Backwood Slasher:
Ein wunderbares Panorama ist zu sehen, diese wunderbare Landschaft in den kroatischen Alpen-Ausläufern erinnert positiv an "Winnetou", aber ob die fünfköpfige französische Gruppe diesen deutschen Filmklassiker der 60er Jahre kennt ?
Bis auf den Neuling Loic (Johan Libereau), den neuen Lover von Chloe (Fanny Valette) sind alle versierte Kletterer.

Dabei ist seine Höhenangst zuerst wenig relevant, gilt es doch zuerst den Frust zu bewältigen, dass die beiden Leiter der Gruppe Fred (Nicholas Gireau) und Karine (Maud Wyler) auch noch Guillaume (Raphael Lenglet), den Ex von Chloe mitgeschleppt hat.
Ok, das ist für Extremsportler vielleicht das zusätzliche psychologische Zückerchen, eine nicht ganz so einzuschätzende Erschwerniszulage. Zumal die Ersteigung des Berges den ultimativen Teamgeist abverlangt, ein sozusagen hunderprozentiges Vertrauen auf den anderen.
Doch dies muß sich erst noch beweisen, die beiden Kontrahenten tasten sich argwöhnisch ab und tatsächlich tastet Guillaume vorsichtig ab, ob mit Chloe doch noch was gehen könnte.
Einen Moment lang droht die Bergbesteigung zu scheitern, weil die Route, zur grossen Verblüffung von Sportfanatiker Fred, als gesperrt gekennzeichnet ist. Doch Fred ignoriert diese Warnschilder, die keine Gründe angeben, und erklimmt nach einer demokratischen Abstimmung entschlossen den ersten Hang und ermöglicht damit auch den Anderen den Einstieg in den geplanten  4 Stunden Rundweg.
Schon bald stellt sich aber eindrücklich heraus, wie es wirklich um die Höhenangst von Loic bestellt ist und vor allem dass die kroatische Bergwacht den Pfad nicht ohne Grund für die Öffentlichkeit gesperrt hat.
Vor allem die Trittsteine, die in die Felswand geschlagen sind, sind teilweise in einem gefährlichen, lädierten Zustand. Tja und da wäre noch eine schwindelerregend aussehende Hängebrücke und es ist noch lange nicht Halbzeit...
Diese ersten 45 Minuten sind zumindest ultraspannend und machen tatsächlich selbst "Cliffhanger" zu einem kindergartenfilm dieses Extremsports. Abel Ferrys Film kann auch  atemberaubende Panoramen aufweisen und jongliert überzeugend mit dem Spannungsverhältnis innerhalb einer unhomogenen Gruppe.

Diese Kletteraufnahmen sind so packend umgesetzt, dass man im Fernsehsessel Höhenangst bekommt. Dass "Vertige" (Originaltitel) im zweiten Teil recht konventionell abläuft, mindert den guten Eindruck des spannenden Films kaum. Es folgt natürlich die beliebte Geschichte, die aufgrund des Riesenerfolgs "Deliverance" aus den 70ern seit Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt, etwas drastischer mit Splatter und Gore variiert wird und nur selten oder vielleicht überhaupt nie an dieses vortreffliche Original von John Boorman heranreichen konnte.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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