Regie: Xavier Gens
Nazi Herberge auf einem belgischen Schlachthof
Nach der japanisch geprägten Horrorphase scheint inzwischen Frankreich zum Trendsetter der harten, brutalen Terrorfilme aufgestiegen zu sein. Nach dem Motto "Jede Generation bekommt die Horrorfilme, die sie verdient" kommen sie mit besonders viel Gewalt und Blut daher.
Filme wie "High Tension" von Alexandre Aja oder "À l'intérieur" (Inside) von Alexandre Bustillo und Julien Maury sind Beispiele dafür.
Auch Xavier Gens Film "Frontieres" ist vom gleichen Schlag und vermutlich noch ein bisschen härter - vor allem in der uncut Version, die auf dem Index steht. Denn interessanterweise ist auch diese FSK 18 Fassung geschnitten, zu derb waren einige Sequenzen aus dem Originalfilm.
Natürlich sind Schnitte immer auch eine gewisse Vergewaltigung und ich bin auch gegen diese Schnitte. Allerdings ist die vollstänidge Fassung des Films vielleicht das beste Argument dafür, dass diese Entschärfungen auch einen Sinn machen.
Die Anfangssequenzen lassen eine gewisse Frische, höchstmögliche Authentizität und auch Verweise zu einem gesellschaftlichen Brennpunkt erkennen, denn der Zuschauer wird mit brennenden Autos in den Pariser Ghettos konfrontiert. Tumultartige Unruhen hervorgerufen durch anstehenden Wahlen lassen in den Banlieus Chaos und Schrecken ausbrechen. 5 Jugendliche Kriminielle sind mit einem Haufen Geld vor den Bullen auf der Flucht, einer wurde dabei schwerverletzt, seine Schwester Yasmine (Karina Testa) bringt ihn noch blutüberströmt ins Krankenhaus, bevor sie mit ihrem Exlover in einem zweiten Wagen die Flucht fortsetzt wie die beiden anderen, die einige Stunden Fahrt voraus haben. Sie wollen raus aus Frankreich und steigen irgendwo kurz nach der Grenze Belgiens, in einer schrägen Pension im Niemandsland ab. Nichtsahnend, dass sie in einem Domizil einer Horde inzestuöser Folterknechte und Nazifamilie untergekommen sind, deren Hobby das Ausrauben und wenn nötig auch das Schlachten von Touristen ist. Während die beiden ersten Jungs schon um ihr Leben rennen und flennen, fährt auch schon der Wagen von Yasmine vor. Nun gehts dann richtig zur Sache...
Wenn man noch anfangs dachte, das Frontieres mit frischen, subversiven Ideen aufwartet könnte, wird man schnell eines besseres belehrt und man findet in der folgenden Handlungen allerlei sattsam bekanntes, eine Art Potpourri aus bekannten Genrevertretern wie "The Descent", "The Hills Have Eyes", "Hostel" und insbesondere "The Texas Chainsaw Massacre".
Die einzelnen Stile passen gut zusammen und trotz absurdem Drehbuch hat der Film natürlich seine grossen Spannungsmomente und liefert auch optisch eine besonders drückende und dreckige Umgebung und Atmosphäre.
Die Nazifamilie ist natürlich grotesk mit fast schon unfreiwillig komischen Klischeefiguren besetzt, so dass die obskure Note zusätzlich unterstrichen wird. Im Verlauf des Films also vollkommen den politischen Anspruch, der in den ersten Szenen propagiert wurde, verlassen.
Es regiert das blutige Terrorszenario mit expliziten Folter- und Schlachtszenen, bei denen für meine Begriffe zumindest die Frage gestellt werden muss, ob man nicht doch mal eine Grenze ziehen muss. Mit unterstützender Dramaturgie hat dies natürlich nicht mehr so viel zu tun, denn der Film - der sicherlich sehr nachwirkt - wurde inszeniert, um möglichst viel Gewalt zu zeigen.
Fast so lapidar ablaufend wie bei einem Computerspiel, bei dem man möglichst vielen Figuren eliminieren muss.
Durch die recht gute Machart (trotz bescheuertem Drehbuch) findet natürlich eine hohe Indentifikation mit dem Opfer statt und man fiebert mit, ob es gelingt den Nazikannibalen ein möglichst grausames Ende zu bereiten, wobei die immer im Vorteil sind.
Und was soviel heisst, dass so ein Film auch "manipuliert"....
Ich glaube aber, weniger wäre mehr gewesen. So kommt m.E. zwar das grausame Bild übergross rüber, die gelungene Atmosphäre eines Horrorfilms flackert aber nur selten auf. So zum Beispiel in der einen Szene, als Yasmine von dem buckligen Mädchen die Haare geschnitten bekommt...Mich hinterlässt der Film in seiner Machart mit einem sehr mulmigem Gefühl....
Bewertung: 6 von 10 Punkten
Nazi Herberge auf einem belgischen Schlachthof
Nach der japanisch geprägten Horrorphase scheint inzwischen Frankreich zum Trendsetter der harten, brutalen Terrorfilme aufgestiegen zu sein. Nach dem Motto "Jede Generation bekommt die Horrorfilme, die sie verdient" kommen sie mit besonders viel Gewalt und Blut daher.
Filme wie "High Tension" von Alexandre Aja oder "À l'intérieur" (Inside) von Alexandre Bustillo und Julien Maury sind Beispiele dafür.
Auch Xavier Gens Film "Frontieres" ist vom gleichen Schlag und vermutlich noch ein bisschen härter - vor allem in der uncut Version, die auf dem Index steht. Denn interessanterweise ist auch diese FSK 18 Fassung geschnitten, zu derb waren einige Sequenzen aus dem Originalfilm.
Natürlich sind Schnitte immer auch eine gewisse Vergewaltigung und ich bin auch gegen diese Schnitte. Allerdings ist die vollstänidge Fassung des Films vielleicht das beste Argument dafür, dass diese Entschärfungen auch einen Sinn machen.
Die Anfangssequenzen lassen eine gewisse Frische, höchstmögliche Authentizität und auch Verweise zu einem gesellschaftlichen Brennpunkt erkennen, denn der Zuschauer wird mit brennenden Autos in den Pariser Ghettos konfrontiert. Tumultartige Unruhen hervorgerufen durch anstehenden Wahlen lassen in den Banlieus Chaos und Schrecken ausbrechen. 5 Jugendliche Kriminielle sind mit einem Haufen Geld vor den Bullen auf der Flucht, einer wurde dabei schwerverletzt, seine Schwester Yasmine (Karina Testa) bringt ihn noch blutüberströmt ins Krankenhaus, bevor sie mit ihrem Exlover in einem zweiten Wagen die Flucht fortsetzt wie die beiden anderen, die einige Stunden Fahrt voraus haben. Sie wollen raus aus Frankreich und steigen irgendwo kurz nach der Grenze Belgiens, in einer schrägen Pension im Niemandsland ab. Nichtsahnend, dass sie in einem Domizil einer Horde inzestuöser Folterknechte und Nazifamilie untergekommen sind, deren Hobby das Ausrauben und wenn nötig auch das Schlachten von Touristen ist. Während die beiden ersten Jungs schon um ihr Leben rennen und flennen, fährt auch schon der Wagen von Yasmine vor. Nun gehts dann richtig zur Sache...
Wenn man noch anfangs dachte, das Frontieres mit frischen, subversiven Ideen aufwartet könnte, wird man schnell eines besseres belehrt und man findet in der folgenden Handlungen allerlei sattsam bekanntes, eine Art Potpourri aus bekannten Genrevertretern wie "The Descent", "The Hills Have Eyes", "Hostel" und insbesondere "The Texas Chainsaw Massacre".
Die einzelnen Stile passen gut zusammen und trotz absurdem Drehbuch hat der Film natürlich seine grossen Spannungsmomente und liefert auch optisch eine besonders drückende und dreckige Umgebung und Atmosphäre.
Die Nazifamilie ist natürlich grotesk mit fast schon unfreiwillig komischen Klischeefiguren besetzt, so dass die obskure Note zusätzlich unterstrichen wird. Im Verlauf des Films also vollkommen den politischen Anspruch, der in den ersten Szenen propagiert wurde, verlassen.
Es regiert das blutige Terrorszenario mit expliziten Folter- und Schlachtszenen, bei denen für meine Begriffe zumindest die Frage gestellt werden muss, ob man nicht doch mal eine Grenze ziehen muss. Mit unterstützender Dramaturgie hat dies natürlich nicht mehr so viel zu tun, denn der Film - der sicherlich sehr nachwirkt - wurde inszeniert, um möglichst viel Gewalt zu zeigen.
Fast so lapidar ablaufend wie bei einem Computerspiel, bei dem man möglichst vielen Figuren eliminieren muss.
Durch die recht gute Machart (trotz bescheuertem Drehbuch) findet natürlich eine hohe Indentifikation mit dem Opfer statt und man fiebert mit, ob es gelingt den Nazikannibalen ein möglichst grausames Ende zu bereiten, wobei die immer im Vorteil sind.
Und was soviel heisst, dass so ein Film auch "manipuliert"....
Ich glaube aber, weniger wäre mehr gewesen. So kommt m.E. zwar das grausame Bild übergross rüber, die gelungene Atmosphäre eines Horrorfilms flackert aber nur selten auf. So zum Beispiel in der einen Szene, als Yasmine von dem buckligen Mädchen die Haare geschnitten bekommt...Mich hinterlässt der Film in seiner Machart mit einem sehr mulmigem Gefühl....
Bewertung: 6 von 10 Punkten
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