Samstag, 24. November 2012

Cargo

























Regie: Ivan Engler und Ralph Etter

Kassandra, die kleine Schwester der Nostromo

Im Jahr 2267: Die Erde ist mittlerweile durch den logischen Ökokollaps unbewohnbar geworden. Menschliches Leben spielt sich im All ab. Da gibts unzählige, von Tausenden überfüllte Raumstationen, die ziellos durchs All gleiten. Und andererseits Frachtraumschiffe wie die heruntergekommene "Kassandra" mit relativ wenig Personal. Auf diesem Raumfrachter, der wertvolle Waren zu den Raumstationen transportieren soll, arbeitet die junge Ärztin Laura Portmann (Anna Maria Schwabroh), die für 4 Jahre auf diesem Cargo-Schiff bis zum Eintreffen auf Station 42 angeheuert hat. Die junge Frau will mit der Arbeit auf dem Frachter Geld verdienen für einen Neuanfang auf dem als paradiesisch gepriesenen neu entdeckten Planeten "Rhea", der Lichtjahre entfernt ist. Lauras Schwester hat gemeinsam mit ihrer Familie inzischen auf dem Planeten eine neue Existenz angefangen. Die Bild-Nachrichten per Telefon, die monatelang dauern, bis sie den Empfänger erreichen, verheissen Hoffnung auf eine neue lebenswerte Zukunft, auf diesen schönen Planeten will Laura auch.
Während die restliche Crew sich im Kälteschlaf befindet, übernimmt Laura ihre monatelange Wachschicht, bevor sie wieder von einem anderen Mitglied der Crew abgelöst werden kann. Dabei stellt sich die Einsamkeit an Bord, die dunklen Gänge des Raumschiffs eine größere Herausforderung dar als gedacht. Ist das Empfinden nicht alleine wach an Bord zu sein eine Art beginnender Weltraumkoller ? Oder befindet sich etwas Unbekanntes mit an Bord ? Geräusche und Schattenspiele lassen diesen Verdacht aufkommen.


Jedenfalls wird auch der seit neuestem wegen vermuteter Terroranschläge mitreissende Skymarshall Samuel Decker (Martin Rapold) wegen möglicher Probleme an Bord automatisch geweckt und Laura entscheidet auch den Kapitän des Schiffs Pierre Lacroix (Pierre Semmler) ebenfalls aus dem wohlverdienten Tiefschlaf zu wecken. Der ist wenig erfreut an der Störung. Gemeinsam untersuchen sie den kalten und gespenstisch großen Frachtraum. Da geschieht ein Unglück. Nun muß auch der Rest der Crew, der 1. Offizier Anna Lindbergh (Regula Grauwiller), die Navigatorin Miyuki Yoshida (Yangzom Brauen) und die beiden Hilfskräfte Claudio (Michael Finger) und Igor (Claude-Oliver Rudolph) geweckt werden...
Neun Jahre dauerte die ambitionierte Produktion des ersten Schweizer Sciencefiction Films, das mit einem vergleichsweise geringen Budget von 5 Millionen Franken auskommen musste. Auf visueller Ebene wurde von dem Regieduo Ivan Engler und Ralph Etter gute Arbeit geleistet, ebenso beim sehr spannenden Mittelteil in Thrillermanier. Weniger gut gelungen ist der etwas platte und plumpe Schlusspart, der insgesamt nicht genau weiss, wo er nun hin will und sich einfach unter anderem einer wenig plausiblen, hoffnungsfrohen Ökomessage hingibt. Da hätte ich mir den Mut zu mehr Biss und Phantasie gewünscht, die der Film ja lange Zeit auf den Erkundungen im Raumschiff selbst propagiert hat.
Ein bisschen geht dem ambitionierten Film in der Schlußphase druch einige chaotische Spielereien nicht nur die Puste aus, sondern er vernachlässigt seine Hintergründe und somit sein Fundament. Man will ja schliesslich wissen, warum und wieso. Vielleicht lags am Mangel eigener Ideen. Viele gute Ideen, selbst die Protagonisten erinnern doch sehr an Ridley Scotts "Alien", dh. sie sind geklaut. Die starken Frauenfiguren, die beiden Techniker, der Capitän, der zu Fehleinschätzungen neigt, der Aussenseiter im Team...nur leider ohne Gigermonster. So müsste der Film logischerweise mehr an den Hintergründen feilen, seine Figuren straffer und markanter zeichnen, um zumindest einen hohen Mitfiebereffekt zu erreichen. Dies schafft der Film leider nicht so gut. Die Filmfiguren haben kaum Nuancen und keiner weiss genau welche Seiten sich da bekämpfen....
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten

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