Donnerstag, 22. November 2012

Haus der 1000 Leichen



























Regie: Rob Zombie

Wer hat Angst vor Karen Black ?

In meiner eigens verordneten kleinen Werkschau durch die modernen Horrorfilme darf natürlich keineswegs Rob Zombie fehlen.
Insofern ein interessanter Regisseur, da er vor dem Film eine Karriere als Musiker hatte. Zombie war Leadsänger der Metalband White Zombie.
Er drehte damals auch die Clips für die Band und hatte ein Faible fürs Filmen und war Fan von Horrorfilmen.
"Das Haus der 1000 Leichen" ist sein in Fankreisen sehr gelobtes Erstlingswerk von 2003. Es folgte das Sequel "The Devil's Rejects" und die Neuverfilung des legendären Carpenter-Klassikers "Halloween".
Zombie wird von vielen bekannten Regiekollegen wie Quentin Tarantino oder Robert Rodriquez protegiert und hochgelobt.
Ich musste gleich zu Anfang etwas schmunzeln (und Stirn runzeln), denn wieder einmal wird das Altbewährte aufgetischt:
Die Tankstelle ihres Vertrauens. Zombie setzt diesem freundlichen Personal, dass die Opfer direkt ohne Skrupel in die Hölle führt, endlich auch mal ein würdiges Denkmal. Die Figur des Tankstellenwärters names Captain Spaulding (Sid Haig) ist diesmal mehr als nur eine Nebenrolle, mit seinem schillernden wie dämlichen Clownkostum und seinen läppischen wie zynischen Sprüchen ist der sogar "die Seele" des Films.
Spaulding, der neben Gasoline auch leckere Fried Chicken verkauft und neben der Tanke eine Art Geisterbahn für seine Kunden bereit hält, wurde soeben Opfer eines Überfalls. Mit seinem hochmotivierten Personal konnte er den beiden allerdings die Rübe wegknallen.
Nun fährt ein Wagen mit 4 Jugendlichen (was für ein Geniestreich von Einfall) vor und will tanken. Vor allem die zwei Jungs sind sichtlich fasziniert von dem Laden abseits der Straße. Einer davon will sogar so ne Art Reiseführer für mutige Touristen schreiben, indem er genau solche Locations beschreibt wie Bates Motel, das Schlachthaus in Texas, dieses atomverseuchte Sperrgebiet mit Mutantenkannibalen oder wo der legendäre Dr. Satan seine Menschenversuche gemacht hat.
Nun, Letzeres liegt sogar gleich um die Ecke, ein bisschen entfernt von der Tankstelle. Und genau dort zieht es die neugierigen Nasen auch hin. Unterwegs eine Tramperin, die aussieht als würde sie gerne überall und mit jedem Sex haben wollen und schwupps sind die vier bei der Horrorfamlie Firefly mit Mutti (Karen Black, weil sie wohl Kohle brauchte) zu Gast auf der Halloween Party der besonderen Art. In der Glotze läuft grad die Nachricht, dass fünf Chearleaderinnen verschwunden sind. Was niemand ausser der kranken, durchgeknallten Familie weiss: Die werden im oberen Stock vom brutalen Sohn der Familie (Matthew McGrory) lebt hier seine Folterspiele mit tötlichem Ausgang aus...


 Interessanterweise bietet diese neue Garde der Horrorfilme wenig neue Ideen, eigentlich ist der Ausgangspunkt für "Haus der 1000 Leichen", "Wrong Turn", "Hills have eyes" immer irgendwo der gleiche: Es fing nämlich alles in diesem Bates Motel an, das Hitchcock Anfang der 60er dem Kinopublikum unvergessen machte.
Die neuen Filme verwenden diese alte Idee der abgelegenen Örtlichkeit, in dem sie aus unterschiedlichen Gründen unterkommen und aus dem es kein Entrinnen gibt, weil dort der Schlächter lauert.
Die heutigen Filme - so hab ich das Gefühl - müssen allerdings mehr an grausamem Bild aufbieten, weil nicht jeder ein Meister seines Fachs ist, wie Hitchcock, der Meister des Suspence, es war.
Hitchcock zeigt nur ein paar Sekunden explizite gewalt, alles andere spielt sich dann im Kopf des Zuschauers ab. Er erreicht damit das Maximum an Spannung.
Die modernen Vertreter versuchen mit viel Schockszenen und Blutorgien die Story interessanter zu machen als sie es ist.
Rob Zombie hat glücklicherweise einen sehr eigenartigen Stil, der sehr nahe an der ironischen Parodie angesiedelt ist. Auch die Ausstattung ist überzeugend. Mal schneidet er antiquiert wirkende Schwarz-Weiß-Bilder stakkatoartig zwischen seine realen Sequenzen, dann kreiert Kuriositätenkabinettsartige Jahrmärkte zu einem extrem chaotischen Gruselmikrokosmos.
Trotz dieser schrägen, nicht ganz ernstzunehmenden, augenzwinkernden Machart durchbricht der Film aber immer wieder seine Struktur mit ganz wenig Gespür für Distanz zur Gewalt. So ganz passt das nicht zusammen.
So bleibt der Film zwischen beiden Motiven schwankend und gerät auf seinem Höhepunkt immer mehr zu der ultimativen Übersättigung von einer Disneyartigen Freakshow für sich verirrte Touristen.
FAzit: Der neue Horrorfilm in unserem Jahrzehnt kränkelt etwas und versucht sich an den Ursprüngen zu orientieren. Die meisten Filme verhäddern sich aber in der Überdosis an gezeigter Gewalt und vergessen das Wesentliche. Weniger ist in den meisten Fällen eben mehr....

Wertung: 3 von 10 Punkten

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